Rohstoffkonzern will CO2-Ausstoß verringern, in fünfzig Jahren gar klimaneutral werden
Der Rohstoffkonzern Glencore verpflichtet sich laut einer in der Schweizer Handelszeitung zitierten Medienmitteilung zu einer Senkung der Kohlendioxid-Emissionen bis 2035 um 40 Prozent gegenüber 2019. „Wir steuern einen Kurs, der in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen steht“, sagte Konzernchef Ivan Glasenberg in einer Web-Konferenz am 04.12.2020. Gleichzeitig kündigte er an, er werde sein Amt in einem halben Jahr an den Chef der Kohleförderung, Gary Nagle, derzeit Leiter der Glencore-Kohle-Minen in Australien, übergeben.
Eine problematische Geschichte
Glencore (Global Energy Commodity and Resources) zählt zu den weltweit führenden Rohstoffkonzernen. Das Geschäftsfeld umfasst unter anderem Produktion, Verarbeitung und Handel mit Aluminium, Aluminiumoxid, Bauxit, Eisenlegierungen, Nickel, Zink, Kupfer, Blei, Kohle und Öl, sowie Agrarprodukten (Getreide bzw. Reis, Ölsaaten, verzehrbare Pflanzenöle, Zucker, Biodiesel u. a.). Der Schweizer Großkonzern kam vielfach ungut in die Schlagzeilen (siehe wikipedia.org/wiki/Glencore) – wegen Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung, Vorwürfen der Steuermanipulation und Korruption. Vor zwei Jahren war der Rohstoffriese in schlechtes Licht geraten, als Einheimische in Peru für die Erweiterung der Kupfermine Espinar bei Cusco von ihrem Land vertrieben wurden. Der Entwicklungsdienst Brot für alle kritisierte 2011 die Methoden von Glencore im Kongo als Raubbau und Ausbeutung der Bergarbeiter. Die Nichtregierungsorganisation Erklärung von Bern warf dem Konzern vor, er manipuliere seine Geschäftsbücher durch erhöht ausgewiesene Betriebskosten und unrealistisch tiefe Rohstoffpreise, um dadurch in den Entwicklungsländern (wie etwa Sambia) keine Abgaben zahlen zu müssen.
Glencore geriet vor zwei Jahren erneut in schlechtes Licht, als Einheimische in Peru für Kupferminen gewaltsam von ihrem Land vertrieben wurden. Im November 2017 erschien Glencore wegen angeblicher Geldwäsche und Korruption in den Veröffentlichungen der Paradise Papers. Weiter ergaben Recherchen von Public Eye und Global Witness 2014 eine Beteiligung von Glencore am Petrobras-Skandal. Auch im Irak und im Kongo sah sich Glencore Korruptionsvorwürfen ausgesetzt. Die Schweizer NGO Public Eye erstattete wegen Glencores Tätigkeit in der Demokratischen Republik Kongo (Vergabe von Lizenzen für Kupfer- und Kobaltminen) im Dezember 2017 bei der Schweizer Bundesanwaltschaft Strafanzeige. 2013 traten laut einem Monitorbericht bei der Mopani-Kupfermine in Sambia extrem hohe Luftschadstoffwerte (zum Teil 72fach über den sambischen Grenzwerten) mit Todesfolge für Anwohner auf (siehe infosperber.ch/Wirtschaft/Glencores-Kupfer-in-Sambia-Schwefelsaure-Asthma). Durch eine neue Anlage wurden ab dem 3. Quartal 2014 die Schwefeldioxid-Emissionen um 95 % reduziert. Der Oberste Gerichtshof Sambias entschied erst 2020, dass Glencore die Familie eines Abgas-Opfers entschädigen muss. 2019 ermittelte das britische Serious Fraud Office gegen Glencore wegen Korruptionsverdachts im Kongo. Ob der Kohle-Mann für Zero-CO2 bis 2050 steht, ist derzeit offen.
->Folgt: Glencore-Klimabericht 2020: Weg zum Netz-Nullpunkt