EVU baut ab Februar Test-Kaverne bei Rüdersdorf
Der Energiedienstleister EWE schafft beim Speichern von Wasserstoff Fakten: Im brandenburgischen Rüdersdorf bei Berlin baut das Unternehmen in rund 1.000 Metern Tiefe einen Kavernenspeicher im Salzgestein, um dort erstmalig 100 Prozent Wasserstoff einzuspeichern. Baubeginn ist Anfang kommenden Jahres. Das gab EWE-Chef Stefan Dohler am 17.12.2020 in Oldenburg im Rahmen einer Online-Pressekonferenz bekannt – zusammen mit dem „EWE-Wasserstoffbotschafter“ und Diplom-Ingenieur Paul Schneider.
Damit startet EWE ein Forschungsprojekt zur sicheren Speicherung von Wasserstoff, mit dem EWE Stefan Dohler zufolge „eine Vorreiterrolle in Europa“ einnimmt. Der Bau der 500 Kubikmeter großen Testkaverne dauert voraussichtlich 18 Monate. „Wir erhoffen uns in der zweiten Jahreshälfte 2022 insbesondere Erkenntnisse darüber, welchen Reinheitsgrad der Wasserstoff nach dem Ausspeichern aus der Kaverne hat. Dieses Kriterium ist besonders wichtig für die Wasserstoffanwendung im Mobilitätssektor“, so Dohler. Bei dem Projekt kooperiert EWE mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme in Oldenburg untersucht unter anderem die Qualität des Wasserstoffs während des Speicherns und nach der Entnahme aus der Kaverne.
Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist Dohler zufolge ein zwingend notwendiger Schritt hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Energiesystem. „Wasserstoffspeichern kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie unerlässlich sind, um Wasserstoff als Energieträger bedarfsgerecht zur Verfügung stellen zu können“, erklärte der EWE-Chef.
Paul Schneider machte deutlich, dass die Erkenntnisse, welche die Forschungskaverne liefert – sie hat mit 500 Kubikmetern etwa das Volumen eines Einfamilienhauses – problemlos auf Kavernen mit dem 1.000-fachen Volumen übertragbar seien. „Ziel ist es, in Zukunft Kavernen mit Volumina von 500.000 Kubikmetern – in denen der Eiffelturm Platz fände – zur Wasserstoffspeicherung zu nutzen“, erklärte der EWE-Ingenieur.
Potenzielle Nutzer von Wasserstoff sind Dohler zufolge alle Unternehmen, die sich die Frage stellen, wie sie ihre Geschäftstätigkeit klimaneutral machen können. „Als Energiedienstleister sieht EWE sich dabei in besonderer Verantwortung. Die Energiewirtschaft muss der Industrie und anderen privaten wie gewerblichen Verbrauchern alternative und möglichst CO2-freie Energie anbieten“, betonte Stefan Dohler.
Als Energieversorger ist EWE unter anderem bereits im Bereich der Energieerzeugung, der großtechnischen Erdgasspeicher- und Transportinfrastruktur aktiv. Auch in Nordwestdeutschland verfügt EWE über Salzkavernen, die sich perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff eignen könnten. „Damit ist EWE entlang der Wertschöpfungskette des Wasserstoffs als Systemintegrator prädestiniert. Wir können perspektivisch zum Beispiel den Spediteur in der eigenen Region wie auch den Stahlproduzenten rundum mit Wasserstoff versorgen und mit Know-how zur Seite stehen“, sagte Schneider.
Mit Blick auf das Ziel, Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen erklärte Dohler: „Unser Planet und seine Bewohner brauchen Innovationssprünge in neue Technologien. EWE setzt diesbezüglich darauf, Projekte pragmatisch und zügig umzusetzen. Als ambitionierter Wasserstoff-Versorger, der über die eigene Region hinaus wirkt, sucht sich EWE dafür geeignete Partner aus Industrie und Wirtschaft, um den Wasserstoff-Markt auf der Angebots- wie auf der Nachfrageseite aufzubauen.
Das Investitionsvolumen des Projektes mit dem Namen HyCAVmobil beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro – vier Millionen davon sind EWE-eigene Mittel. Die restliche Summe erhalten EWE und das DLR im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als Förderung vom BMVI.
->Quelle: ewe.com/ewe-bernimmt-bei-wasserstoffspeicherung-vorreiterrolle-ewe-ag