Wohnen auf kleiner Fläche schont die Umwelt
Mit einer speziell konzipierten Orientierungsberatung können Kommunen eine Wohnraummobilisierung anstoßen. Indem Menschen beispielsweise ihre zu groß gewordenen Häuser in der Nachfamilienphase in mehrere Wohnungen umbauen oder in eine kleinere Wohnung ziehen, können vorhandene Wohnflächen nachhaltiger genutzt werden, wie das Öko-Institut am 21.01.2021 mitteilte.
Das ist das Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „LebensRäume“. Forschende vom Öko-Institut, dem ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und dem ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung haben gemeinsam mit dem Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen ein Beratungs- und Unterstützungskonzept für ältere Hauseigentümer entwickelt.
Eine Umfrage im Projekt zeigte: Viele Menschen sind nicht abgeneigt, anders zu wohnen. „Etwa dreiviertel der Befragten mit Eigenheim können sich grundsätzlich einen Umzug in eine altersgerechte barrierefreie Wohnung oder in ein kleineres Haus vorstellen“, sagt Immanuel Stieß vom ISOE. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten im Alter ab 55 Jahren gab an, über ungenutzte Räume im eigenen Haus zu verfügen. Etwa ein Drittel der Befragten wohnen in einem Haus, das über eine abgeteilte weitere Wohnung verfügt – 60 Prozent dieser Wohnungen sind nicht vermietet.
„Hier besteht erhebliches Potenzial für den Klima- und Ressourcenschutz“, sagt Projektleiterin Corinna Fischer vom Öko-Institut. „Damit kann ein Neubau eingespart werden und somit Energie und Ressourcen“.
In 60 Prozent der Eigenheime wohnen eine oder zwei Personen
Im Jahr 2018 hätten mehr als ein Drittel der deutschen Haushalte ein Ein- oder Zweifamilienhaus besessen. 60 Prozent dieser Eigenheime würden von einer oder zwei Personen bewohnt, fast immer von Menschen in der Nachfamilienphase. Ihre Wohnflächen seien überdurchschnittlich groß und der energetische Standard niedrig. Das schade dem Klimaschutz. Gleichzeitig entstünden an den Ortsrändern Neubaugebiete. Diese Gebiete benötigten neue Infrastruktur, verbrauchten neue Flächen und brächten Erschließungskosten mit sich, so Fischer weiter.
Die Orientierungsberatung
Die Forschenden haben ein Konzept zur Wohnraummobilisierung in Kommunen entwickelt. „Das Herzstück ist eine Orientierungsberatung, die wir im Projekt erprobt haben“, sagt Lars-Arvid Brischke vom ifeu. Eine Beraterin oder ein Berater komme nach Hause, schätze den Zustand des Gebäudes ein und ermittle mit den Ratsuchenden Wohnwünsche und Wohnkriterien für das Alter. Darauf aufbauend würden verschiedene Wohnmöglichkeiten vorgestellt, priorisiert und erste Schritte dorthin festgelegt, erklärt Brischke.
Handreichung erklärt praktische Umsetzung
Eine wichtige Voraussetzung, um Bewegung in die Nutzung von vorhandenen Wohnflächen zu bringen, sei eine intensive Öffentlichkeitsarbeit: „Damit die Wohnraummobilisierung funktioniert, muss die Orientierungsberatung von den Kommunen beworben und von weiterführenden Angeboten, wie einer Finanzierungs- oder Umbauberatung, flankiert werden,“ sagt Corinna Fischer. Vor allem aber müsse geeigneter Wohnraum für ältere Menschen geschaffen werden.
Das gesamte Konzept ist in der Handreichung „Wohnraummobilisierung – gut für Menschen, Kommune und Klima“ dargestellt. Sie zeigt in sechs Schritten, wie geeignete Zielgruppen auf ihr vorhandenes Wohnraumpotenzial angesprochen werden können und richtet sich an alle, die einen kommunalen Beratungsprozess initiieren und institutionalisieren können: an die Kommunalpolitik, an die Verwaltung, an Beratungsinstitutionen und beispielsweise Verbände. Auch ein Erklärfilm, der die Zusammenhänge hinter einer bedürfnisorientierten Wohnraumnutzung veranschaulicht, und weitere Materialien stehen Interessierten zur Verfügung.
Website zum Projekt mit allen Veröffentlichungen:
- www.oeko.de/lebensraeume
- Erklärfilm zur Wohnraummobilität und Orientierungsberatung
- Handreichung: Leitfaden „Wohnraummobilisierung – gut für Menschen, Kommune und Klima“
->Quelle: Öko-Institut.de/effektive-wohnraumnutzung-schuetzt-das-klima