Nur Erneuerbare ermöglichen nachhaltige Wasserstoffwirtschaft
„Wasserstoff wird eine Schlüsselrolle im künftigen Energiesystem spielen“, sagt der neu gewählte Sprecher des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (FVEE), Professor Hans-Martin Henning. „Doch damit Wasserstoff tatsächlich eine klimaschützende Wirkung hat, müssen wir den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren. Für die Forschungsinstitute des FVEE steht 2021 erneuerbarer Wasserstoff ganz oben auf der Agenda, und der Forschungsverbund wird diesem Thema auch seine Jahrestagung widmen”.
Wasserstoff spiele in einem künftigen klimaneutralen Energiesystem eine Schlüsselrolle. Er biete Optionen für die saisonale Speicherung von erneuerbarer Energie und sei ein zentrales Medium für die Sektorenkopplung, aber auch zur Bereitstellung klimaneutral hergestellter Rohstoffe für die Industrie. Doch nur mit genügend erneuerbarem Strom gebe es ausreichend grünen Wasserstoff für die vorgesehenen Aufgaben, so Henning. „Der Ausbau der Erneuerbaren muss für den kommenden Wasserstoffbedarf zusätzlich verstärkt werden, denn der erneuerbare Strom ist die Basis für die nachhaltige Wasserstoffwirtschaft“.
Erwartungen an die Politik
Die Politik habe die energie- und industriepolitischen Chancen der Wasserstoffwirtschaft erkannt und investiert kräftig in die Entwicklung von Wandlungstechnologien und Infrastruktur. Doch eine großskalige Wasserstoffproduktion erhöhe den erneuerbaren Strombedarf, und die Ausbaugeschwindigkeit der dafür notwendigen erneuerbaren Energien hinke hinter diesen Plänen zurück, kritisiert Henning.
Schon allein um das verbesserte Einsparziel der EU für CO2 von minus 55 % bis 2030 umzusetzen, seien grundlegende Änderungen über die bisherigen Beschlüsse hinaus notwendig. Dieser on top Bedarf sei bisher in der Planung nicht ausreichend adressiert. Hier müsse dringend nachjustiert werden, um jetzt die Weichen richtig zu stellen.
Klimaschutz mit grünem Wasserstoff beschleunigen
„Schnelle Klimagasvermeidung ist ein zentrales Ziel, denn die Budgets für weiteren CO2-Ausstoß werden schon in wenigen Jahren verbraucht sein. Darum ist es wichtig, schon in kurzer Zeit grüne Wasserstoff-Industrien zu etablieren“, betont Professorin Daniela Thrän die Dringlichkeit. Die Leiterin des Departments Bioenergie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und Bereichsleiterin Bioenergiesysteme am Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig wurde vom Direktorium des FVEE zur stellvertretenden Sprecherin 2021 gewählt.
Sie erklärt: „Ein nachhaltiges Energiesystem braucht schon in mittelfristiger Zukunft große Mengen grünen Wasserstoffs, zum Beispiel für die Umstellung klimaschädlicher Industrieprozesse. Dafür müssen Wasserstofftechnologien zügig hochskaliert und die Ausbaugeschwindigkeit der Erneuerbaren beschleunigt werden.“
Mehr Energieforschung notwendig
Henning ergänzt: „Auch mit Blick auf den starken internationalen Wettbewerb ist Eile für die Entwicklung von Wasserstofftechnologien geboten. Wenn dies gelingt, kann die deutsche exportierende Industrie einen wesentlichen Technologiebeitrag für die globale Energiewende leisten.“ Der Aufbau einer großskaligen, kostengünstigen Produktion, Speicherung und Verarbeitung von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und die Systemintegration des Wasserstoffs erforderten noch erhebliche Forschungsanstrengungen. Der FVEE begrüße, dass die Bundesregierung die Wasserstoff-Forschung mit hohen Mitteln unterstütze und dabei systemische Fragestellungen einen bedeutenden Stellenwert hätten, so Henning.
Über das Sprecher-Team
FVEE-Sprecher: Prof. Hans-Martin Henning
Henning ist Inhaber der Professur „Solare Energiesysteme“ an der Universität Freiburg und seit 2017 einer der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Das Institut mit seinen zwei Hauptbereichen „Photovoltaik“ und „Energietechnologien und -systeme“ hat rund 1300 Mitarbeiter und schafft technische Voraussetzungen für eine effiziente und umweltfreundliche Energieversorgung. Hans-Martin Henning ist Sprecher der Fraunhofer-Allianz Energie, Vorsitzender des „Expertenrates für Klimafragen“ der Bundesregierung und Mitglied im Direktorium des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft (ESYS)“.
Stellvertretende FVEE-Sprecherin: Prof. Daniela Thrän
Daniela Thrän leitet seit 2003 den Bereich Bioenergiesysteme am Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig. Im Jahr 2011 übernahm Sie zudem die Leitung des Departments Bioenergie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig und hält den Lehrstuhl Bioenergiesysteme an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Daniela Thrän ist Mitglied in den Arbeitskreisen der Nationalen und Internationalen Organisation für Normung (DIN/ISO), der Internationalen Energieagentur (IEA Bioenergy Task 40), der Europäischen Technologieplattform für Biokraftstoffe (EBTP) und Ko-Vorsitzende des Bioökonomierates der Bundesregierung.
->Quelle: FVEE.de/fvee-sprecher-2021