Mit Höhenwind Strom erzeugen

RWE Renewables und SkySails Power schließen Kooperationsvertrag über ersten Dauerbetrieb

Sie wollen hoch hinaus: Die RWE Renewables GmbH und die SkySails Power GmbH lassen demnächst einen 120 m² großen Lenkdrachen aufsteigen, um mit ihm in einer Höhe von bis zu 400 Metern Windenergie für die Stromerzeugung zu nutzen. Über dieses Pilotprojekt haben die beiden Unternehmen laut einer Medienmitteilung vom 26.01.2021 eine Kooperation geschlossen.

Windgeneratoren – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

RWE erwirbt von seinem Hamburger Partner eine innovative Höhenwindkraftanlage mit bis zu 200 Kilowatt Leistung. Drei Jahre lang wird die RWE Renewables das SkySails Power-System im Rahmen des Pilotprojektes zur Evaluierung der Technologie betreiben. Geeignete Standorte in Deutschland werden derzeit untersucht.

Flugwindkraftanlagen nutzen den kräftigen und stetigen Wind in Luftschichten von mehreren hundert Metern über dem Boden. Die SkySails Power-Anlage besteht aus einer Bodenstation mit einer Seilwinde, in die ein Generator integriert ist. Während seines Aufstiegs zieht ein Zugdrachen, der „Kite“, ein Seil in gesteuerten Flugfiguren von einer Winde ab – und der verbundene Generator erzeugt so Strom.

Sobald das Zugseil seine maximale Länge erreicht hat, beginnt die Rückholphase: Der Kite stellt sich automatisch in eine Position, in der seine Zugkraft sehr gering ist, er also ohne viel Widerstand eingeholt werden kann. Der Generator arbeitet jetzt als Motor und wickelt das Seil auf. Dieser Rückholprozess benötigt nur einen Bruchteil der Energie, die während der Leistungsphase erzeugt wird. Nun kann der nächste Stromerzeugungs-Zyklus beginnen.

Aktuelle Flugwindkraftanlagen bringen derzeit Leistungen von 100 bis 200 Kilowatt. Weiterentwicklungen versprechen Leistungen im Megawattbereich und sind damit auch für den Einsatz in großen Windparks besonders attraktiv. SkySails arbeitet derzeit an der Entwicklung einer solchen Anlage.

Andere Flugwindkraftanlagen:
Bereits 2012 absolvierte Enerkite, mit einem ähnlichen Erneuerbare-Energien-Drachen, seinen Probeflug. Der eigene Werbetext nannte das Pilotprojekt eine “wirtschaftliche Alternative zu Diesel, Kohle und Windrädern”. Man habe “der Konkurrenz voraus: Bereits seit 2012 arbeitet die Demonstrationsanlage EK30 im wiederkehrenden Erprobungsbetrieb und hat schon hunderte Betriebsstunden absolviert.
Sie hat mehrfach in öffentlichen Flugvorführungen ihre Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt und war an sechs Standorten in drei Ländern zu Gast. Die Projektpartner SkySails Power, Energie Baden-Württemberg, EWE Offshore und Universität Hannover wollten damals eine vollautomatische Flugwindkraftanlage mit hundert Kilowatt Nennleistung entwickeln. Die Testanlage sollte mehrere Monate lang autonom arbeiten können und den Drachen selbsttätig starten, landen und verstauen. Gefördert wurde das Projekt vom Bundeswirtschaftsministerium. Aus dem Pilotbetrieb an Land will man Erkenntnisse für größere Anlagen der Megawatt-Klasse für den künftigen Offshore-Einsatz gewinnen. 2018 wurde das Prinzip neu aufgelegt durch „Erneuerbare Energie-Drachen“. (Siehe: solarify.eu/2014/12/01/013-mit-flugdrachen-strom-erzeugen/ und solarify.eu/2018/07/16/279-erneuerbarer-energie-drachen)

„Die leichte, kompakte Bauweise von Flugwindkraftanlagen nimmt in besonderer Weise Rücksicht auf Mensch und Tier. Die Systeme arbeiten sehr leise, fallen in der Landschaft praktisch nicht auf und werfen kaum Schatten“, sagt Stephan Wrage, CEO der SkySails Power GmbH. Diese Vorteile können nach seinen Worten dazu beitragen, die Akzeptanz für Windenergie weiter zu erhöhen. Wrage: „Damit ist die SkySails-Technologie eine faszinierende Variante der erneuerbaren Stromerzeugung mit Windkraft.“

„Ich freue mich, dass wir diese innovative, umweltfreundliche Technologie erstmalig zum Einsatz bringen“, sagt Katja Wünschel, Chief Operating Officer Wind Onshore und Photovoltaik Europa und asiatisch-pazifischer Raum der RWE Renewables „Sie hat das Potenzial, sowohl onshore als auch offshore eingesetzt zu werden und so die konventionelle Windenergie zu ergänzen.“ Ihr Vorstandskollege Sven Utermöhlen, bei RWE Renewables für das Ressort Wind Offshore Global zuständig, fügt hinzu: „Dieses Pilotprojekt kann nicht nur den Ausbau einer dezentralen erneuerbaren Energieversorgung unterstützen. Es ist auch ein vielversprechender Beitrag dazu, die Stromerzeugung von RWE bis 2040 klimaneutral umzubauen.“

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