E-Autos können preislich mit Verbrennern mithalten
um ersten Mal in der noch jungen Geschichte der Elektromobilität haben die Preise für die Schwelle von 100 US-Dollar pro Kilowattstunde unterschritten. Das geht aus der jährlich erscheinenden Umfrage zu den weltweiten Batteriepreisen von Bloomberg NEF hervor, berichtete Joschua Katz auf energiezukunft. Im Durchschnitt fielen die Preise auf 137 US-Dollar pro Kilowattstunde – gegenüber dem Jahr 2019 eine Senkung um 13 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 betrug der Preis noch mehr als 1.100 US-Dollar.
Der Rekord-Niedrigpreis im zweistelligen Bereich wurde für Batterien gemeldet, die in Elektrobussen in China zum Einsatz kommen. In diesem Sektor konnten mit etwa 105 US-Dollar pro Kilowattstunde auch generell die niedrigsten volumengewichteten Durchschnittpreise erreicht werden.
Doch auch im Bereich der Elektroautos kommt man langsam der magischen 100-Dollar-Grenze näher. Ab dieser Schwelle können Hersteller E-Autos zum gleichen Preis und mit derselben Marge wie Autos mit Verbrennungsmotoren für den Massenmarkt produzieren und verkaufen. 2020 lag der Durchschnittspreis noch bei 126 US-Dollar pro Kilowattstunde – woran die Lithium-Ionen-Zellen mit einem Preis von 100 US-Dollar den größten Anteil hatten. Das Batteriepack macht demnach 21 Prozent der Kosten aus.
Der große Durchbruch steht bevor
Bis zum Jahr 2023 werden die durchschnittlichen Batteriepreise von E-Autos, Elektrobussen, gewerblichen E-Fahrzeugen sowie stationären Speichern auf 101 US-Dollar pro Kilowattstunde sinken, so die BNEF-Prognose. Mit anderen Worten: In den nächsten zwei bis drei Jahren wird der preisbedingte Wettbewerbsvorteil von den Verbrennern dahingeschmolzen sein – auch ohne Subventionen. Gleichzeitig weisen die Analysten darauf hin, dass die tatsächlichen Preisstrategien der Autohersteller variieren können.
Zurückzuführen seien die starken Preissenkungen im vergangenen Jahr auf das zunehmende Auftragsvolumen, das enorme Wachstum im Bereich der batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge und die Einführung neuer Designs der Batteriepacks. Vor allem in der kurzen Frist werden neue Herstellungsverfahren und sinkende Produktionskosten die Preise weiter senken. Nachdem die Kosten von Metallen der Kathode wie etwa Kobalt vor zwei Jahren ihre Höchststände erreicht hatten, haben sie sich inzwischen auf einem niedrigeren Niveau stabilisiert.
Die Batteriebranche werde zunehmend widerstandsfähig gegenüber den variierenden Rohstoffpreisen, sagt James Frith, Leiter der BNEF-Energiespeicherforschung und Hauptautor des Berichts. Führende Hersteller investieren inzwischen selbst in die Kathodenproduktion oder sogar Minen. Die Auslastung ihrer Anlagen übersteige oftmals 85 Prozent – ein Schlüssel zum Erfolg bei der Senkung der Zell- und Akkupackpreise. Ansonsten würden sich die Abschreibungskosten der Maschinen und Gebäude auf weniger Kilowattstunden hergestellte Batteriezellen verteilen und diese damit deutlich teurer machen.
Neue Chemikalien liegen im Trend
Insgesamt führe eine zunehmende Diversifizierung bei den verwendeten Chemikalien auf dem Batteriemarkt zu einer breiten Preisspanne. Die Massenproduktion von Batterien mit einer höheren Energiedichte stehe im Fokus der Hersteller. Dabei werden für den Batteriemarkt neue Chemikalien wie Lithium-Nickel-Mangan-Kobaltoxid und Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt-Aluminiumoxid bereits im großen Stil hergestellt. Lithium-Eisenphosphat ist dagegen eine besonders kostengünstige Alternative und hat im vergangenen Jahr zu den niedrigsten gemeldeten Zellpreisen von 80 US-Dollar pro Kilowattstunde beigetragen.
Bis zum Jahr 2030 erwarten die Analysten deutlich fallende Batteriepreise. Jede produzierte Kilowattstunde könnte dann nur noch 58 US-Dollar kosten – also etwa halb so viel wie im vergangenen Jahr. Erreicht werden diese Preise, weil die Hersteller unterschiedliche Wege einschlagen und neue Möglichkeiten ausloten.
Ein möglicher Türöffner für derartig niedrige Preise seien demnach zukünftig sogenannte Festkörperbatterien, so die BloombergNEF-Analysten. Diese Zellen könnten zu 40 Prozent der Kosten der aktuellen Lithium-Ionen-Batterien hergestellt werden, wenn sie in ausreichend großer Stückzahl produziert werden. In den nächsten Jahren wird die weltweite Batterieproduktion auf jeden Fall weiter an Fahrt aufnehmen – und mit ihr die Elektromobilität. jk
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