Kohlenwasserstoff-Exporte rückläufig
„Wer beim Spielen alles auf eine Karte setzt, ist entweder lebensmüde oder zu hundert Prozent siegessicher. Die Öl- und Gasstaaten dieser Welt spielen dieses Spiel bereits seit Jahrzehnten – und es gibt zunehmend Anzeichen, dass sie auf die falsche Karte gesetzt haben könnten“, schreibt Jakob Pallinger im Wiener Standard. Neun Billionen Dollar weniger könnten Öl- und Gasstaaten laut Carbon Tracker Initiative (CTI) in den kommenden zwanzig Jahren einnehmen. Einige Länder beginnen, sich bereits auf Erneuerbare Energien umzustellen.
Öl- und Gasreichtum habe (ebenso wie andere Bodenschätze auch) in den meisten Ländern zu Armut, Ungleichheit und Korruption geführt. Pallinger: „Unter allen Staaten, die zumindest 25 Prozent ihrer Einnahmen aus dem Export von Öl und Gas erzielen, darunter etwa Venezuela, Saudi-Arabien, der Irak oder Angola, befindet sich lediglich eine ‚gut funktionierende Demokratie‘, nämlich Norwegen„. Seine Kenntnis bezieht der Autor aus dem jüngsten Bericht des britischen Thinktanks Carbon Tracker Initiative, demzufolge drohten den 40 am stärksten von Petrodollars abhängenden Staaten in 20 Jahren etwa 7,5 Billionen Euro an Einnahmenverlusten. Ein Grund liegt laut Pallinger in den „weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Erfüllung der Ziele der Pariser Klimakonferenz“. Jedenfalls wird es kaum der Mangel (Stichwort „Peak Oil“) sein. Der ehemalige saudi-arabische Ölminister (1962-86) Ahmed Zaki Yamani sagte es so: „Die Steinzeit ist nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen, das Ölzeitalter wird nicht erst zu Ende gehen, wenn der letzte Tropfen Öl gefördert worden ist“. Der CTI-Bericht: „Der größte Teil dieses Rückgangs ist auf niedrigere Preise und nicht auf geringere Mengen zurückzuführen.“
Der Autor des CTI-Berichts, Mike Coffin, Senior Analyst Oil, Gas & Mining, sagte: „Es liegt im Interesse aller Nationen, den globalen Temperaturanstieg zu minimieren, und das bedeutet, dass wir unseren Verbrauch an fossilen Brennstoffen schnell reduzieren müssen. Viele Länder sind jedoch stark von den Öleinnahmen abhängig – die Zeit für eine Neuausrichtung ihrer Volkswirtschaften ist jetzt gekommen. Zu warten, bis die Nachfrage sinkt, wäre viel zu spät“.
Mitautor Andrew Grant, Leiter des Bereichs Klima, Energie & Industrie, sagte: „Die staatlichen Öleinnahmen werden sich dramatisch verschieben, wenn sich der Markt während der Energiewende ändert. Wenn wir das Ausmaß der Herausforderung verstehen und wissen, welche Nationen am stärksten gefährdet sind, können die politischen Entscheidungsträger ihre Bemühungen darauf konzentrieren. Die Abfederung der Landung für Hunderte von Millionen wird bessere Ergebnisse für das Klima und die menschliche Entwicklung liefern.“
- 400 Millionen Menschen leben in den 19 verwundbarsten Petrostaaten – die Armen trifft es am ehesten
- Zehn dieser 19 Länder werden derzeit im Human Development Index der Vereinten Nationen als „niedrig“ eingestuft.
- Die Bevölkerungen von Volkswirtschaften, die stark von der Produktion fossiler Brennstoffe abhängig sind, sind vielleicht das offensichtlichste Beispiel dafür, dass der Übergang auch einige negative Auswirkungen haben wird, zum Beispiel geringere Staatseinnahmen und Arbeitsplatzverluste.
- Eine entschlossene und vorausschauende Politik wird erforderlich sein, um diese Auswirkungen zu verhindern und abzumildern, sowohl von Seiten der inländischen politischen Entscheidungsträger als auch von der Gemeinschaft in Übersee.
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