Corona-Effekt ist verpufft

CO2-Emissionen steigen wieder

Nach einem abrupten Rückgang Anfang 2020 sind die Kohlendioxidemissionen in den vergangenen Monaten wieder stark gestiegen. Der Corona-Effekt ist verpufft, die Auswirkungen fehlender internationaler Klimapolitik werden deutlich. Die IEA schlägt Alarm. Ein Bericht von Joschua Katz auf energiezukunft.

CO2-Emissionen steigen wieder – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Corona-Pandemie insgesamt um stolze sechs Prozent. Damit verzeichnete die Internationale Energieagentur (IEA) den größten Rückgang energiebezogener CO2-Emissionen seit dem zweiten Weltkrieg. Jedoch hat sich das Blatt zum Jahresende gewendet. Im Dezember waren die CO2-Emissionen wieder um zwei Prozent höher als im Vorjahr, wie aktuelle IEA-Daten zeigen. Die Agentur macht dafür neben der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Krise vor allem die verfehlte internationale Klimapolitik verantwortlich.

Ihr Tief erreichten die Kohlendioxidemissionen vor über einem Jahr im April. Anschließend stiegen sie munter an und erreichten im Dezember zum ersten Mal wieder ein höheres durchschnittliches Monatsniveau als 2019. Insgesamt lagen die CO2-Emissionen 2020 um 60 Millionen Tonnen über dem Vorjahreswert.

Vor allem in den großen Volkswirtschaften hat die Wiederbelebung der Wirtschaft die Energienachfrage schneller als erwartet in die Höhe getrieben. Da jedoch gleichzeitig keine bedeutenden politischen Maßnahmen zur Förderung von Erneuerbaren Energien beschlossen wurden, stiegen die Emissionen in diesen Ländern inzwischen deutlich über das Vorkrisenniveau.

Entwicklung der CO2-Emissionen ist eine „deutliche Warnung“

Diese aktuelle Entwicklung der CO2-Emissionen sei „eine deutliche Warnung“, dass für die weltweite Transformation hin zu sauberer Energie nicht genug unternommen werde, sagt IEA-Chef Fatih Birol. Wenn die Regierungen jetzt nicht schnell ihre Energiepolitik ändern, könne dies die historische Chance gefährden, 2019 zum endgültigen Höhepunkt der globalen Emissionen zu machen.

Deshalb hatte die Internationale Energieagentur bereits vor einem Jahr die Regierungen aufgefordert, Erneuerbare Energien in den Mittelpunkt ihrer Konjunkturpläne zu stellen und damit eine nachhaltige Erholung zu fördern. Anscheinend vergeblich. Die IEA-Zahlen zeigen, dass die Welt schon längst wieder zum kohlenstoffintensiven Business-as-usual-Szenario zurückgekehrt ist. Deshalb sei das Jahr 2021 für den internationalen Klimaschutz nun von entscheidender Bedeutung, mahnt Birol.

Immerhin setzen sich inzwischen mehr und mehr Länder und Unternehmen das Ziel, bis 2050 die Netto-Null bei ihren Emissionen zu erreichen. Und derzeit zeige sich sehr eindrücklich, welche Konsequenzen eine Nichtumsetzung dieser Ambitionen habe, warnt die IEA.

In China sind die CO2-Emissionen 2020 insgesamt gestiegen

In China kehrte nach einem kurzen und drastischen Einbruch aufgrund der Corona-Krise recht schnell wieder eine gewisse Normalität in das wirtschaftliche Leben ein. So ist es nicht verwunderlich, dass die Emissionen in der Volksrepublik im gesamten Jahr 2020 um 0,8 Prozent bzw. 75 Millionen Tonnen CO2 gegenüber 2019 gestiegen sind. Jedoch ist China mit dieser traurigen Entwicklung unter den großen Volkswirtschaften allein, in anderen Ländern konnte das Vorjahresniveau deutlich unterboten werden.

In den Vereinigten Staaten nahmen die Kohlendioxidemissionen mit zehn Prozent besonders deutlich ab. Jedoch zeichnete sich auch hier nach dem Tiefstand im Frühjahr im Laufe des Jahres eine allmähliche Erholung ab, bis im Dezember fast das gleiche Niveau wie 2019 erreicht wurde.

Nehmen 2021 die CO2-Emissionen wieder zu?

Aufgrund der aktuellen Entwicklung und der weiteren Erholung der Weltwirtschaft befürchtet Birol eine Zunahme der globalen Emissionen im Jahr 2021. Abwenden könnten diese Entwicklung nur noch wesentliche politische Änderungen – die derzeit jedoch nicht absehbar sind. Immerhin hat sich China mit der Klimaneutralität bis 2060 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Positiv ist auch, dass US-Präsident Joe Biden wieder dem Pariser Klimaabkommen beigetreten ist. Außerdem stimmt Birol optimistisch, dass die Europäische Union den Green Deal vorantreibt und Indien einen beeindruckenden Erfolg beim Ausbau der Erneuerbaren Energien verzeichnet.

Rund die Hälfte des im Jahr 2020 verzeichneten Rückgangs der CO2-Emissionen war laut IEA auf den geringeren Ölverbrauch im Straßen- und Luftverkehr zurückzuführen. Und genau deswegen steigen die Emissionen jetzt wieder an, da weltweit neben der Wirtschaftsleistung auch die Reiseaktivitäten zunehmen. Dabei würde der Rekordanstieg beim Verkauf von Elektroautos nicht ausreichen, um das Emissionswachstum auszugleichen, das durch die weltweite Zunahme des Straßenverkehrs entsteht, so die IEA.

In der Stromerzeugung gingen die CO2-Emissionen im vergangenen Jahr um stolze 450 Millionen Tonnen zurück, was in erster Linie am geringeren Bedarf lag. Jedoch hat auch die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien zugenommen. Und dieser eingeschlagene Weg müsse nun beibehalten und beschleunigt werden, fordert die IEA. Damit die globale Klimaerwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt werden kann, müssen die Emissionen im Elektrizitätssektor jährlich um 500 Millionen Tonnen sinken. jk

->Quelle: energiezukunft.eu/co2-emissionen-steigen-wieder