10 Jahre Fukushima-GAU – Appelle und Fakten zum Atomausstieg

Einfach nicht wirtschaftlich – Renaissance der Atomenergie ausgeblieben

Am 10. Jahrestag des Fukushima-Gaus gedenken viele Medien des erschreckenden Ereignisses, das in Deutschland zum Atomausstieg geführt hat. Nahezu sämtliche einschlägige NGO melden sich einer Medienmitteilung des BUND zufolge am 10.03.2021 mit der Erklärung eines breiten Bündnisses zu Wort, in der sie fordern: „Konsequente Energiewende statt Atomkraft!“ Deutschland müsse endlich vollständig aus der Atomenergie aussteigen (inklusive der Urananreicherungsanlage Gronau, der Brennelementefabrik Lingen und der Reaktorforschung). Außerdem müsse die EU-weite Förderung der Atomkraft durch EURATOM beendet werden. Eine Initiative weist darauf hin, dass die oft angekündigte Wiederbelebung der Kernkraft bislang ausgeblieben sei.

AKW Cruas, Rhone, mit spielendem Kind auf Kühlturm – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

In der Erklärung bekräftigen mehr als 50 Umweltverbände, Jugendorganisationen und Anti-AKW-Initiativen ihre Forderung nach einem sofortigen Ausstieg aus der Atomkraft – in Deutschland und weltweit. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Mitinitiator des Positionspapiers, habe bereits vor drei Jahren vorgerechnet, dass der Atomausstieg längst hätte vollzogen werden können (neben einem Kohleausstieg bis 2030).

Die Folgen der Reaktorkatastrophe in Fukushima vom 11.03.2011 seien bis heute in Japan spürbar. Aber auch in Deutschland bedrohe Atomkraft weiterhin Mensch und Natur. Denn auch wenn Ende 2022 die letzten Reaktoren vom Netz gingen, bleibe Deutschland Teil des nuklearen Systems: Die Urananreicherungsanlage in Gronau und die Brennelementefabrik in Lingen produzierten weiterhin Brennstoffe für ausländische AKW, sogar für marode in Grenznähe.

„Die energiepolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts werden nicht mit den gescheiterten, nicht-nachhaltigen Technologien des letzten Jahrtausends gelöst. Der einzig realistische Weg zu einer sicheren und stabilen Energieversorgung der Zukunft ist und bleibt die weltweite Energiewende mit zu hundert Prozent erneuerbaren Energien.“

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Atomkraft ist lebensfeindlich, von der Urangewinnung bis zur Ewigkeitsaufgabe der Endlagerung. Zehn Jahre Reaktorkatastrophe in Fukushima, 35 Jahre Tschernobyl und viele zerstörte Menschenleben und Lebensräume sind Zeugnis ihrer Unberechenbarkeit und Unkontrollierbarkeit. Gleichzeitig verhindern Atomkraftwerke den Aufbau eines erneuerbaren und sozialen Energiesystems und haben, genauso wie fossile Energieträger, keinen Platz in einer nachhaltigen Energieversorgung. Wir dürfen nicht weiter sehenden Auges in die nächste Katastrophe laufen. Zumal die Lösung offen vor uns liegt: der ambitionierte, naturverträgliche Ausbau erneuerbarer Energien.“

Wiederbelebung der Atomkraft ausgeblieben – militärische Komponente

Die Initiative Atommülllager.de publizierte soeben Zahlen zur weltweiten Entwicklung der Kernkraft: 2020 seien laut der Internationalen Atomenergie Agentur (IEA) fünf AKW in Betrieb genommen und sechs abgeschaltet worden. Die seit Jahrzehnten angekündigte Wiederbelebung der Atomkraft sei somit ausgeblieben. Nur vier neue AKW-Baustellen seien eingerichtet worden. Voraussichtlich werde es keine Nachmeldungen für 2020 mehr geben, so dass dies die endgültigen Zahlen seien.

Dass die weltweite AKW-Gesamtleistung um 0,5 Gigawatt zugenommen habe, liege daran, dass neue AKW etwas größer seien. Allerdings sei deren Strom trotz vieler Subventionen um ein Vielfaches teurer als Strom aus neuen großen PV- und Windkraftanlagen. So sei in England der Bau eines neuen AKW 2019 erst begonnen worden, als der Staat hierfür einen Mindestpreis von mehr als 10 ct/kWh garantiert habe. Der Strom aus neuen großen PV- und Windkraftanlagen koste in Deutschland aber nur 4 bis 5,5 ct/kWh. Ausdrücklich wird auf die militärische Komponente der Atomkraft hingewiesen: Fast ausschließlich würden „neue Baustellen in China oder in solchen Ländern begonnen, die sich dadurch den Zugang zur Atomwaffentechnik verschaffen wollen“. Dort spielt das ungelöste Lagerungsproblem keine Rolle.

Reißerische oder uninformierte Artikel versuchten immer wieder, die Atomausstiegs-Diskussion in die Irre zu leiten. In Wirklichkeit stagnierten die Zahlen: 1970 sei mit dem Bau von 37 AKW begonnen worden, 1980 dann noch 20 neue Baustellen, 2010, im Jahr vor Fukushima, begannen die Bauarbeiten an 16 AKW, 2020 noch mit vier. Auch hier offiziöse Zahlen der IAEA. Gleichzeitig sei der weltweite Atomanteil am Gesamtstromverbrauch von „vor Fukushima“ (2000: 2.444 TWh – 18 %) bis heute (2018: 2.563 TWh 14 %) um mehr als ein Viertel gesunken – von 18 auf 10 Prozent 2020.

Rückgang des weltweiten Atomstromanteils – Quelle © atommuellager.de, pris.iaea.org

Entgegen vielfacher Schönfärberei verursachten Atomkraftwerke auch viel CO2 für den laufenden Betrieb – zwar nicht am jeweiligen AKW-Standort,  aber in den riesigen Uran-Tagebauen und den Anreicherungsanlagen.

->Quellen: