OECD-Leitfaden zur Klima-Resilienz
Trotz ständiger Warnungen von Wissenschaftlern vor der Gefahr einer globalen Pandemie waren die Länder nur unzureichend auf COVID-19 vorbereitet. Das Gleiche gilt für die Risiken, die mit dem Klimawandel verbunden sind. Der OECD-Leitfaden „Strengthening Climate Resilience: Guidance for Governments and Development Co-operation“ will Regierungen und Institutionen in der Entwicklungszusammenarbeit bei ihren Bemühungen unterstützen, die Widerstandsfähigkeit menschlicher und natürlicher Systeme gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken.
Ausschnitte aus der Zusammenfassung
Die COVID-19-Pandemie hat die Anfälligkeit menschlicher Systeme und die Fragilität der Gesellschaft gegenüber systemischen Erschütterungen aufgezeigt und damit eindringlich daran erinnert, wie wichtig Resilienz für Entwicklungspfade ist. Der 190 Seiten starke Leitfaden Strengthening Climate Resilience analysiert verschiedene Mechanismen und stellt konkrete Checklisten zur Verfügung bereit.
Der Leitfaden besteht aus vier Kapiteln:
- Kapitel 1 positioniert den Leitfaden im aktuellen Entwicklungs- und Klimakontext und skizziert die Ziele, die Zielgruppe und die Struktur.
- Kapitel 2 stellt drei Überlegungen vor, die dazu beitragen sollen, dass die Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Stärkung der Klimaresilienz auch breitere nachhaltige Entwicklungsziele unterstützt:
I. Eigenverantwortung des Landes,
II. Inklusivität und
III. ökologische und sektorale Nachhaltigkeit. - Kapitel 3 hebt vier Mechanismen hervor, die eine Fokussierung auf Klimaresilienz in nationalen und subnationalen Politikprozessen erleichtern können:
I. Governance,
II. Ansätze auf Sektorebene,
III. Finanzierung und
IV. Monitoring, Evaluierung und Lernen. - Kapitel 4 nennt drei Befähiger für die Stärkung der Klimaresilienz:
I. Daten und Informationen,
II. Kapazitäten und
III. Technologien.
Streben nach ländereigenen, inklusiven, ökologisch und sozial nachhaltigen Ansätzen
Die Betonung der Eigenverantwortung der Länder hebt die Rolle der einzelnen Länder bei der Festlegung ihrer eigenen Prioritäten für die Klimaresilienz hervor, welche die Art der Klimarisiken, mit denen sie konfrontiert sind, und die breiteren Entwicklungsziele widerspiegeln. Die Entwicklungszusammenarbeit spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung ländereigener und -geführter Prozesse zur Klimaresilienz. Es ist erwiesen, dass die Eigenverantwortung der Länder die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit für die Klimaresilienz und eine breitere nachhaltige Entwicklung erhöhen kann; wird dies nicht berücksichtigt, kann dies zu unbeabsichtigten und sogar negativen Ergebnissen führen.
Ein Fokus auf inklusive Ansätze ist zentral für die 2030er Agenda für nachhaltige Entwicklung. Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Rasse, ihres Alters, ihrer (Un-)Fähigkeiten oder anderer soziodemografischer Faktoren marginalisiert sind, sind oft anfälliger für Klimarisiken. Sie sind tendenziell stärker den Klimarisiken ausgesetzt und sehen sich mit größeren sozioökonomischen und politischen Herausforderungen konfrontiert, sowie mit Einschränkungen ihrer Fähigkeit, Klimarisiken zu bewältigen. Die Fortschritte einer Forschungsgruppe bei der Klimaresilienz dürfen die einer anderen nicht gefährden. Ein inklusiver Ansatz kann die Beteiligung derjenigen, die am meisten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, an Entscheidungsprozessen, die ihre Klimaresilienz direkt betreffen, erleichtern.
Die Berücksichtigung der ökologischen Nachhaltigkeit ist notwendig, um sicherzustellen, dass Ansätze zur Stärkung der Klimaresilienz die Umweltbelastungen lokal, national und international nicht weiter erhöhen. Die Rolle der natürlichen Umwelt bei der Stärkung der Klimaresilienz wird ebenfalls zunehmend anerkannt, wie die zunehmende Anwendung von naturbasierten Lösungen zeigt. Ein Fokus auf soziale Nachhaltigkeit ergänzt die ökologische Nachhaltigkeit, indem betont wird, dass Initiativen zur Stärkung der Klimaresilienz auch das breitere Wohlbefinden heutiger und zukünftiger Generationen berücksichtigen müssen.
Stärkung von Schlüsselmechanismen für Maßnahmen und nachhaltige Ergebnisse – Adaptive Governance
Ein effektives Governance-Arrangement bietet die Grundlage, auf der eine Regierung Maßnahmen zur Klimaresilienz über Sektoren und Regierungsebenen hinweg koordinieren kann. Eine Governance-Regelung sollte auch eine inklusive Entscheidungsfindung ermöglichen, die sich an den Bedürfnissen derjenigen orientiert, die am stärksten von Klimarisiken betroffen sind. Eine Governance-Regelung, die eine adaptive Entscheidungsfindung im Kontext des Klimawandels unterstützt, kann Regierungen dabei helfen, ihre Ansätze im Laufe der Zeit anzupassen, indem sie ein kontinuierliches Lernen ermöglicht. Adaptive Governance kann von verschiedenen Perspektiven, Daten und Informationen zu klimabezogenen Gefahren, Exposition und Verwundbarkeit sowie Ansätzen zum Management der Klimarisiken profitieren.
Klimarisiken sind in vielen Fällen sektorspezifisch. Nationale Klimaresilienzziele müssen daher in die sektoralen Entwicklungspolitiken einbezogen werden. Ministerien, die für Klimapolitik verantwortlich sind, und ihre Entwicklungspartner sollten bei der Formulierung von Klimaresilienz-Strategien, -Politiken und -Plänen auch auf die Expertise von Kollegen innerhalb der jeweiligen Sektoren zurückgreifen. Bewährte Instrumente wie Umweltverträglichkeitsprüfungen können Regierungen und Entwicklungszusammenarbeit auch dabei helfen, sicherzustellen, dass sektorale Politiken, Pläne und Projekte klimaresilient sind.
Zwei Checklisten am Ende der Zusammenfassung des Leitfadens highlightet Maßnahmen, die von Regierungen und Anbietern von Entwicklungszusammenarbeit in Betracht gezogen werden sollten. Die Kapitel 3 und 4 enthalten detailliertere, thematische Checklisten. Die vorgeschlagenen Handlungsfelder bauen auf der Fülle der verfügbaren Wissensprodukte (Werkzeuge, Richtlinien und Zusammenstellungen von Good Practice) auf. Diese Wissensprodukte sind in den Kapiteln 3 und 4 zusammengefasst. Der Leitfaden stützt sich auf eine Reihe von thematischen Studien, die durch sieben Fallstudien untermauert werden. Die thematischen Studien bieten eine nuancierte Analyse von Ansätzen zur Stärkung der Klimaresilienz in verschiedenen Sektoren oder Kontexten.
->Quellen: