Zementindustrie kämpft mit CO2-Reduktion
Wäre die Zementindustrie ein Land, stünde sie auf dem dritten Platz, was den CO2-Ausstoß anlangt, direkt hinter den USA und China. Kein Wunder sehen sich die Zementfabriken besonders herausgefordert, ihre klimaschädlichen hohen Emissionen zu verringern. Die Crux: Ein Großteil der Restemissionen lässt sich gar nicht verhindern. Die Weltmarktführer HeidelbergCement und LafargeHolcim sehen daher nur einen Ausweg: die Speicherung von CO2 – CCS (oder CCU). Daraus entsteht ein Wettbewerb um die Vorreiterschaft im Klimaschutz, schreiben der Tagesspiegel-Background und Reuters (Onvista).
Laut Geschäftsbericht von HeidelbergCement, des zweitgrößten Herstellers des sehr energieintensiv produzierten Baustoffs nach LafargeHolcim, verfolgen die Heidelberger das Ziel gesetzt, Branchenführer auf dem Weg zur CO2-Neutralität zu werden. Aber genau das will auch der Weltmarktführer aus der Schweiz: LafargeHolcim setzte sich das branchenweit ehrgeizigste CO2-Reduktionsziel. Das Thema CO2 stehe jetzt im Mittelpunkt der Konzernstrategie, betonte HeidelCement-Chef Dominik von Achten am 18.03.2021. „Es ist wichtig, dass wir das nicht zu einer Marketingveranstaltung machen, sondern dass es die DNA von HeidelbergCement wird.“ Deshalb knüpfe das Unternehmen als erstes der Branche Manager-Boni an den CO2-Abbau.
Wörtlich heißt es dazu im HeidelbergCement-Geschäftsbericht: „Um den Nachhaltigkeitszielen noch mehr Nachdruck zu verleihen, verankert das Unternehmen seine CO2-Reduktionsziele konsequent in den weltweiten Vergütungssystemen. Die volle variable Vergütung kann künftig nur dann erreicht werden, wenn sowohl die finanziellen Ziele als auch das Nachhaltigkeitsziel erfüllt werden. Die Regelung gilt ab dem Geschäftsjahr 2021 für alle Mitglieder des Vorstands sowie für jeden bonusberechtigten Mitarbeiter weltweit.“
Folgerichtig wird HeidelbergCement im norwegischen Brevik die weltweit erste Anlage zur CO2-Abscheidung und -speicherung im industriellen Maßstab in einem Zementwerk errichten. Jährlich sollen 400.000 t CO2 abgeschieden und zur dauerhaften Lagerung transportiert werden. Das Projekt zur CO2-Abscheidung und -Lagerung ist ein wichtiger Baustein der Klimastrategie von HeidelbergCement und soll das Unternehmen in die Lage versetzen, die beim Zementproduktionsprozess entstehenden Treibhausgasemissionen zu reduzieren (heidelbergcement.com/co2-abscheidung-und-speicherung).
Im Vergleich mit 2020 und den Zielen für 2030 liegen die Schweizer allerdings vorne: LafargeHolcim emittierte 2020 555 Kilogramm CO2 pro Tonne, gut ein Prozent weniger als 2019. Für 2030 will man 475 Kilogramm weniger erreichen, 38 Prozent minus gegenüber 1990. HeidelbergCement dagegen drückte den Treibhausgas-Ausstoß 2020 auf 576 Kilogramm (2,3 %). Bis 030 sollen „unter 500 Kilogramm“ oder eine Reduktion um ein Drittel herauskommen.
Aber von Achten möchte keinen Unterbietungswettbewerb – er sieht seinen Zementkonzern als CCU-Vorreiter. Denn CCU ist einer der wichtigste Hebel zu weniger Treibhausgas, neben dem Einsatz regenerativer Energien und einer Reduktion des Anteils von Klinker. Bei der industriellen Skalierung von Technologien zur Reduzierung und Abscheidung von CO2 macht das Unternehmen nach eigenen Angaben „große Fortschritte. Drei Projekte zur CO2-Abscheidung und Verwertung/Lagerung (CCU/S) gehen in die nächste Phase. Das CCS-Projekt in Brevik, Norwegen, soll bis 2024 den Regelbetrieb aufnehmen. Im Pilotprojekt „catch4climate“ im Zementwerk Mergelstetten soll eine Demonstrationsanlage zur CO2-Abscheidung in halbindustriellem Maßstab entstehen. Beim Projekt „LEILAC 2“ soll bis 2025 die Umsetzung der LEILAC-Technologie in industriellem Maßstab im Zementwerk Hannover erfolgen.“ Für den Klimaschutz will HeidelCement in den nächsten zehn Jahren 500 Millionen Euro ausgeben.
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