Thema Externalisierung versus Internalisierung
In der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung beschreibt Autor Stefan Kern am 28.03.2021 die Kehrseiten der grünen Wirtschaft, weder als Öko-Hasser, noch „Fossilfreund“, noch als Windkraft-Gegner. Er legt vielmehr auf gut journalistische, handwerklich saubere Art dar, wie hoch – bisher wenig beachtet – die Umweltbelastung nicht nur von Windgeneratoren und Elektroautos sind. Sein Fazit: „Internalisierung!“
Kern nennt als Preis für die „Demokratisierung des Konsums – billige Flüge, billige Kleidung, billiges Fleisch, ein Flatscreen für jedes Wohnzimmer und alle zwei Jahre ein neues Handy“ – woran wir uns längst gewöhnt hätten: „neben einer in globaler Sicht frappierenden sozialen Unwucht, massive Umweltzerstörung. Ein Umsteuern wird gesellschaftliche Konflikte befeuern. Denn eine ökologische Wende würde bedeuten, die bisher externalisierten Kosten nun zu internalisieren, heißt: Preise müssen auch die ökologische und soziale Wahrheit abbilden.“ Ein Lehrsatz von Ernst-Ulrich von Weizsäcker („Faktor Vier“ und „Wir sind dran“) – der sagte schon vor mehr als zehn Jahren: „Der Sozialismus ging daran zu Grunde, dass er es nicht zuließ, dass die Preise die ökonomische Wahrheit sagen. Der Kapitalismus könnte daran zu Grunde gehen, dass er nicht dafür sorgt, dass die Preise die ökologische Wahrheit sagen.“
Also fragt Kern, wie schon viele vor ihm: „Kann Wirtschaft ohne Wachstum funktionieren? Oder auf wie viele unserer Konsum- und Lebensgewohnheiten sind wir bereit zu verzichten?“ Zur Einstimmung zitiert Kern den inzwischen zur Binsenweisheit geronnen Satz von Tim Jackson („Wohlstand ohne Wachstum„) zitiert: „In einem endlichen Raum gibt es kein grenzenloses Wachstum.“
Eine ökologische Wende würde bedeuten, die bisher externalisierten Kosten zu internalisieren, heißt: Preise müssen auch die ökologische und soziale Wahrheit abbilden.
Für Kern ist fraglos gültig, dass „ohne Elektro-Mobilität, Windrad, Solarzellen, Wasser und Holz eine nachhaltige Wirtschaft nicht gelingen“ wird. Doch es sei zugleich ist es ein Irrglaube, alles werde „einfach gut, wenn der Verbrenner durch ein Elektro ersetzt wird“. Denn: „Eine nachhaltige Ökonomie wird auf unserem gewohnten westlichen Konsumniveau schlicht nicht möglich sein. Wir werden also über Verzicht reden müssen.“ Diese Gretchen frage meide aber“ die Politik jedweder Couleur bisher „wie der Teufel das Weihwasser“.
Offensichtlich bestehe Handlungsbedarf: „Doch vom Immer-mehr wird nicht abgerückt“. (Siehe Petra Pinzlers Buch: „Immer mehr ist nicht genug!„) Es soll zwar „anders werden, nachhaltiger“. Das fossile Zeitalter könne nur beendet werden, wenn der Ressourcenabbau etwa von Coltan und Silicium, Kupfer, Holz und Sand ständig verstärkt werde – für die Energiewende vor allem Mineralien und Seltene Erden für Elektroautos, Windgeneratoren und Solarzellen. Kern stellt mit Recht fest: „Ihr Abbau aber verursacht Umweltschäden gewaltigen Ausmaßes.“ Beispiele:
- Für ein modernes Offshore-Windrad braucht es beispielsweise eine Tonne des seltenen Metalls Neodym. Ihr Abbaugebiet im nordchinesischen Baotou bezeichnete BBC-Reporter Tim Maughan, als „Hölle auf Erden“.
- In einem Elektroauto sind rund 80 Kilo Kupfer verbaut. Wie bei Neodym sei die Krebstatistik um größte Kupfermiene der Welt, Chuquicamata, in der nordchilenischen Atacama-Wüste „erschreckend“.
- Schließlich das für die Batterie in Elektroautos unverzichtbare Graphit, zu mehr als zwei Drittel in China abgebaut. Kern: „Ganze Berge werden dafür abgetragen, riesige Landstriche vergiftet“.
Der von der Politik immer wieder genährte Glaube an eine Versöhnung von Ökologie und Wachstumsökonomie, oder die Abkopplung der einen von der anderen, „scheint eine Fata Morgana zu sein“ (Kern). Weiterlesen…
->Quelle und vollständiger Artikel: rnz.de/energiewende-bringt-neue-umweltschaeden-mit-sich