Kohlenstofffasern dienen gleichzeitig als Elektrode, Leiter und tragendes Material
Forscher der schwedischen Chalmers University of Technology haben eine strukturierte Batterie hergestellt, die zehnmal besser funktioniert als alle bisherigen Versionen. Sie enthält Kohlenstofffasern, die gleichzeitig als Elektrode, Leiter und tragendes Material dienen. Ihr neuester Forschungsdurchbruch ebnet den Weg für eine im Wesentlichen „masselose“ Energiespeicherung in Fahrzeugen und anderen Technologien.
Die Batterien in heutigen Elektroautos machen einen großen Teil des Fahrzeuggewichts aus, ohne eine tragende Funktion zu erfüllen. Eine Strukturbatterie hingegen ist eine Batterie, die sowohl als Energiequelle als auch als Teil der Struktur – zum Beispiel in einer Autokarosserie – funktioniert. Dies wird als „masseloser“ Energiespeicher bezeichnet, da das Gewicht der Batterie im Grunde genommen verschwindet, wenn sie Teil der tragenden Struktur wird. Berechnungen zeigen, dass diese Art von multifunktionaler Batterie das Gewicht eines Elektrofahrzeugs stark reduzieren könnte.
Die Entwicklung von Strukturbatterien an der Chalmers University of Technology basiert auf jahrelanger Forschung, einschließlich früherer Entdeckungen mit bestimmten Arten von Kohlenstofffasern. Diese sind nicht nur steif und stark, sondern haben auch eine gute Fähigkeit, elektrische Energie chemisch zu speichern. Diese Arbeit wurde von Physics World als einer der zehn größten wissenschaftlichen Durchbrüche des Jahres 2018 bezeichnet.
Der erste Versuch, eine strukturelle Batterie herzustellen, wurde bereits 2007 unternommen, aber es erwies sich bisher als schwierig, Batterien mit sowohl guten elektrischen als auch mechanischen Eigenschaften herzustellen. Doch nun hat die Entwicklung einen echten Schritt nach vorne gemacht: Forscher von Chalmers haben in Zusammenarbeit mit der Königlichen Technischen Hochschule in Stockholm (KTH) eine Strukturbatterie vorgestellt, deren Eigenschaften in Bezug auf elektrische Energiespeicherung, Steifigkeit und Festigkeit alles bisher Dagewesene weit übertreffen. Die multifunktionale Leistung ist zehnmal höher als bei bisherigen strukturellen Batterieprototypen.
Die Batterie hat eine Energiedichte von 24 Wh/kg, was etwa 20 Prozent Kapazität gegenüber vergleichbaren, derzeit erhältlichen Lithium-Ionen-Batterien bedeutet. Da aber das Gewicht stark reduziert werden kann, wird weniger Energie benötigt, um z.B. ein Elektroauto anzutreiben, und die geringere Energiedichte führt auch zu einer höheren Sicherheit. Und mit einer Steifigkeit von 25 GPa kann die Strukturbatterie tatsächlich mit vielen anderen gängigen Baumaterialien konkurrieren.
„Frühere Versuche, strukturelle Batterien herzustellen, haben zu Zellen geführt, die entweder gute mechanische Eigenschaften oder gute elektrische Eigenschaften haben. Aber hier ist es uns gelungen, mit Hilfe von Kohlenstofffasern eine strukturelle Batterie zu entwerfen, die sowohl eine konkurrenzfähige Energiespeicherkapazität als auch Steifigkeit aufweist“, erklärt Leif Asp, Professor bei Chalmers und Leiter des Projekts.
Superleichte Elektrofahrräder und Unterhaltungselektronik könnten bald Realität werden
Die neue Batterie hat eine negative Elektrode aus Kohlefaser und eine positive Elektrode aus einer mit Lithium-Eisenphosphat beschichteten Aluminiumfolie. Sie sind durch ein Glasfasergewebe in einer Elektrolytmatrix getrennt. Obwohl es den Forschern gelungen ist, eine strukturelle Batterie zu schaffen, die zehnmal besser ist als alle bisherigen, haben sie die Materialien nicht gewählt, um Rekorde zu brechen – vielmehr wollten sie die Auswirkungen der Materialarchitektur und der Separatordicke untersuchen und verstehen.
Jetzt läuft ein neues, von der schwedischen Raumfahrtbehörde finanziertes Projekt, bei dem die Leistung der Strukturellen Batterie noch weiter gesteigert werden soll. Die Aluminiumfolie wird durch Kohlefaser als tragendes Material in der positiven Elektrode ersetzt, wodurch sowohl die Steifigkeit als auch die Energiedichte erhöht werden. Der Glasfaser-Separator wird durch eine ultradünne Variante ersetzt, die einen deutlich größeren Effekt – und auch schnellere Ladezyklen – ermöglicht. Das neue Projekt wird voraussichtlich innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein.
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