Uniper: Wilhelmshaven soll Knotenpunkt für klimafreundlichen Wasserstoff werden

Terminal soll Ammoniak-Cracker erhalten und an künftiges Wasserstoff-Netz angeschlossen werden – 10 Prozent des gesamtem deutschen Bedarfs

Der Energiekonzern Uniper will unter dem Namen „Green Wilhelmshaven“ den Standort seine Ende 2022 vom Netz gehenden Steinkohlekraftwerks (Foto © Martina Nolte, CC BY-SA 3.0 de, commons.wikimedia.org) zu einem nationalen Knotenpunkt für Wasserstoff machen und arbeitet eigenen Angaben zufolge an einer entsprechenden Machbarkeitsstudie. Zum einen soll dort ein Importterminal für grünes Ammoniak entstehen. Das Terminal soll einen Ammoniak-Cracker zur Herstellung von Wasserstoff erhalten und an das zukünftige Wasserstoff-Netz angeschlossen werden. Darüber hinaus ist eine Elektrolyse-Anlage in der Größenordnung von 410 Megawatt geplant.

Standort Uniper-Steinkohlekraftwerk Wilhelmshaven – Foto © Martina Nolte, CC BY-SA 3.0 de, commons.wikimedia.org

Importterminal und Elektrolyse gemeinsam würden rund 295.000 Tonnen Wasserstoff produzieren und damit rund zehn Prozent des Bedarfs für ganz Deutschland 2030 decken können. Der erzeugte klimafreundliche Wasserstoff soll der Versorgung der lokalen Industrie dienen, aber auch in das geplante nationale Wasserstoff-Netz eingespeist werden können. Damit wäre einem zentralen Problem der Energiewende Rechnung getragen: der Versorgungssicherheit. Die Ammoniak-Split-Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff wäre die erste skalierte Anlage ihrer Art.

Uniper-COO David Bryson: „Deutschland und Europa müssen starke Industriestandorte bleiben. Wenn wir dies trotz der ehrgeizigen Klimaschutzziele schaffen wollen, brauchen wir Wasserstoff – im Stahlsektor, der Chemie oder im Lastverkehr, der Schifffahrt und dem Luftverkehr. Mit anderen Worten: Wir brauchen ‚grüne Elektronen‘ und ‚grüne Moleküle‘. Der Wasserstoff muss raus aus den Laboren. Wir brauchen großskalierte Anwendungen und marktfähige, industrielle Lösungen. Wir müssen Wasserstoff mit seinen zahlreichen Anwendungen zu einer ‚Commodity‘ machen. Die kann auch durch den Import von Ammoniak und die Umwandlung in Wasserstoff erfolgen, wie wir es für Wilhelmshaven überlegen. Die geplante deutsche grüne Wasserstoffproduktion im Jahr 2030 wird derzeit mit 14 TWh prognostiziert, der Bedarf wird im gleichen Jahr jedoch auf 90 bis 110 TWh geschätzt – die Diskrepanz ist überdeutlich. Wir werden sehr stark auf Importe angewiesen sein, wenn wir unsere Klimaziele auch mit Hilfe von Wasserstoff erreichen wollen.“

Die Inbetriebnahme des neuen Terminals ist – abhängig vom nationalen Importbedarf und Exportangebot – für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts geplant. Zusammen mit der ebenfalls geplanten Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage würde damit am Standort Wilhelmshaven ein “Energy Hub” im Zeichen einer CO2-neutralen Zukunft der Energieversorgung entstehen.

“Green Wilhelmshaven” mit seiner Kombination aus Wasserstoffimport und -herstellung ist eines der Projekte, die Uniper zur Schaffung eines gemeinsamen europäischen Wasserstoffmarktes vorgeschlagen und vor wenigen Wochen beim Bundeswirtschaftsministerium als „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) eingereicht hat. Mit den IPCEI sollen transnationale, wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse, die mittels staatlicher Förderung einen wichtigen Beitrag zu Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und Wirtschaft leistet, darunter auch integrierte Projekte entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette gefördert werden. Zudem arbeitet Uniper mit Partnern an einer Machbarkeitsstudie, die den Bau einer Direktreduktionsanlage mit vorgeschalteter Wasserstoff-Elektrolyse auf dem bestehenden Kraftwerkgelände in Wilhelmshaven sowie die Entwicklung der dazu nötigen Infrastruktur zur Versorgung mit Rohmaterialen prüft. Ziel ist es, rund zwei Millionen Tonnen „grünes“ Roheisen mit Hilfe von Wasserstoff aus Windstrom zu produzieren. Bei diesem Projekt kooperiert Uniper mit den Unternehmen Salzgitter und Rhenus Logistics sowie der Stadt Wilhelmshaven und dem Land Niedersachsen.

Uniper-Wasserstoff-Chef Axel Wietfeld: „Gerade in der Stahlerzeugung spielt Wasserstoff für die gewollte Reduktion der CO2-Emissionen eine entscheidende Rolle. Aktuell entstehen bei der Erzeugung einer Tonne Rohstahl noch rund eine Tonne an CO2-Emissionen. Nur mit Wasserstoff haben wir in diesem Industriezweig eine realistische Möglichkeit zur Dekarbonisierung.“

Ursprünglich hatte Uniper am Standort Wilhelmshaven die Errichtung eines schwimmenden Importterminals für Verflüssigtes Erdgas (LNG) geprüft. Ein Markttest zur Bekundung verbindlichen Interesses hatte im Oktober 2020 erwiesen, dass es im LNG-Markt derzeit zu wenig Interesse an der langfristigen Buchung großer LNG Regasifizierungs-Kapazitäten in Deutschland gibt.

Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit rund 12.000 Mitarbeitenden in mehr als 40 Ländern. Das Unternehmen plant, in der europäischen Stromerzeugung bis 2035 CO2-neutral zu werden. Mit rund 35 Gigawatt installierter Kapazität gehört Uniper zu den größten Stromerzeugern weltweit. Unipers Kernaktivitäten umfassen sowohl die Stromerzeugung in Europa und Russland als auch den globalen Energiehandel, sowie ein breites Gasportfolio, das Uniper zu einem der führenden Gasunternehmen in Europa macht. Uniper setzte 2020 ein Gas-Volumen von mehr als 220 bcm um (109 m3 = 1 Milliarde Kubikmeter). Uniper ist zudem ein verlässlicher Partner für Kommunen, Stadtwerke und Industrieunternehmen bei der Planung und Umsetzung von innovativen, CO2-mindernden Lösungen auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung ihrer Aktivitäten. Als Pionier im Bereich Wasserstoff ist Uniper weltweit entlang der kompletten Wertschöpfungskette tätig und realisiert Projekte, um Wasserstoff als tragende Säule der Energieversorgung nutzbar zu machen.

Das Unternehmen hat seinen Sitz in Düsseldorf und ist derzeit das drittgrößte börsennotierte deutsche Energieversorgungsunternehmen. Zusammen mit ihrem Hauptaktionär Fortum ist Uniper außerdem der drittgrößte Erzeuger CO2-freier Energie in Europa.

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