„Bahnstrommix wird noch grüner“
Wie die Bahn am 05.04.2021 mitteilte, hat sie mit RWE einen ab 2025 für 15 Jahre laufenden Liefervertrag über 190.000 Megawattstunden aus dem Offshore-Windpark Amrumbank West vor Helgoland abgeschlossen. Die Menge entspricht laut einer Medienmitteilung der Bahn „dem Bedarf von fast sechs Tagen elektrischen Bahnbetriebs in ganz Deutschland“. Mit dem Abschluss erreiche die DB in Deutschland rund ein Drittel Marktanteil an EEG-förderungsfreien Ökostromverträgen, so genannten PPA-Verträgen.
Zugleich würden – verglichen mit der Lieferung aus Kohlekraft – jährlich bis zu 153.000 Tonnen CO2 eingespart. Bereits Ende 2020 hatte die DB einen 15-Jahres-Vertrag mit RWE über mehr als 260 GWh Ökostrom jährlich aus dem Windpark geschlossen. Jedes vierte Windrad auf der Amrumbank drehe sich damit für die Deutsche Bahn.
DB-Energie-Chef Torsten Schein: „Die DB bringt den noch jungen deutschen PPA-Markt voran. Unser konsequenter Weg zu 100 Prozent Grünstrom trägt dazu bei, dass sich der Markt für Erneuerbare Energien hierzulande weiterentwickelt. Wasserkraft hat sich bei der Bahn seit über hundert Jahren bewährt. Bei Sonnenenergie und Windkraft sehen wir großes Ausbaupotenzial.“
RWE-Bereichsleiter Hendrik Niebaum: „Mit der Deutschen Bahn verbindet uns eine langjährige Partnerschaft. Wir unterstützen sie mit maßgeschneiderten Energielösungen und helfen so, dass die Bahn ihre ehrgeizigen Klimaschutzziele erreichen kann. RWE gehört international zu den größten Produzenten von Strom aus Erneuerbaren Energien. Das bauen wir kräftig aus, allein in Deutschland investieren wir bis 2022 rund eine Milliarde Euro in weitere Windkraft- und Solaranlagen.“
Schon heute besteht der Bahnstrom zu rund 61 Prozent aus Erneuerbaren Energien und liegt damit weit über dem öffentlichen Grünstrommix von zurzeit unter 50 Prozent. 2030 soll der Anteil von Grünstrom im Bahnstrommix bei 80 Prozent liegen, 2038 komplett bei 100 Prozent. Dafür baut die Konzerntochter DB Energie das Portfolio von Kraftwerken und Verträgen grundlegend um. Erneuerbare Energien ersetzen schrittweise und konsequent auslaufende Verträge fossiler Energieträger.
Jörg Staude sieht auf klimareporter („Bahn rechnet sich CO2-Einsparung schön“) die Bahn-Meldung samt Vergleich ( „Kohlekraft“, s.o.) kritisch: „Wie grün der Bahnstrom der DB wirklich ist, lässt sich nach wie vor nicht genau ergründen. Der Vergleich ist nicht nur gewagt, sondern eigentlich nicht zulässig: Der Anteil des Ökostroms im öffentlichen Strommix beruht nicht darauf, dass teils fossiler Strom per Zertifikat in grünen verwandelt wird – vielmehr sind die knapp 50 Prozent reale Kilowattstunden, die aus inländischen Erneuerbaren Quellen stammen. Wie hoch dieser reale Erneuerbaren-Anteil beim grünen Bahnstrom ist, dazu gibt es bis dato keine konkreten Angaben der DB. Auch die Frage, ob sie ihren per Zertifikat aufgeblähten Grünstromanteil weiter dem tatsächlich eingespeisten Erneuerbaren Strom im deutschen Netz gegenüberstellen will, beantwortet die Deutsche Bahn bisher nicht.“
„Die DB ist der größte Ökostromnutzer in Deutschland“, heißt es in einer separaten Medienmitteilung vom November 2020. „Die weißen Züge des Fernverkehrs fahren schon heute zu 100 Prozent mit Ökostrom. Auch die S-Bahn Hamburg ist vollständig mit Grünstrom unterwegs. Ökostrom im Nahverkehr lässt sich nur gemeinsam mit den Aufgabenträgern – das sind in der Regel die Bundesländer – realisieren.“
Für die „Vergrünung“ des Bahnstroms der roten DB Regio-Flotte sei es wichtig, dass Aufgabenträger des Nahverkehrs diese unterstützten, indem sie den Betrieb mit Ökostrom ausschreiben. Jüngstes Beispiel Baden-Württemberg: DB Regio ist dort seit Anfang 2020 auf sechs Regionalbahnlinien mit Ökostrom unterwegs.
Wasserkraft treibe die Bahn schon seit 100 Jahren an: Wind und Sonne seien neu dabei. Der jährliche Strombedarf der DB liege bei rund zehn Terawattstunden. Das entspreche dem Stromverbrauch der Millionenmetropole Hamburg pro Jahr. Der grüne Strom der DB stamme bisher vor allem aus Wasserkraft, mit der die Bahn seit über 100 Jahren grün unterwegs sei. Wasserkraftwerke an Rhein, Mosel, Ruhr, Main, Donau, Lech, Isar, Inn und vom Edersee lieferten heute an die DB. Darüber hinaus beziehe die DB Energie Herkunftsnachweise aus verschiedenen Quellen in Deutschland und Europa. Für den Nachweis der Grünstromeigenschaften setze die Bahn nur Herkunftsnachweise ein, die im Herkunftsnachweisregister des Umweltbundesamtes gelistet und entwertet würden.
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