„Auf dem Weg zur Klimaneutralität“

BEE stellt aktualisiertes Szenario 2030 vor: 65 statt 55 % bis 2030

Wissenschaft und Verbände fordern mehr Ehrgeiz, um das Paris-Klimaziel zu erreichen. Die Auswirkungen auf Leistung und Anteil der Erneuerbaren-Energien-Technologien am Bruttostromverbrauch beleuchtet das aktualisierte „Szenario 2030 – 65% THG-Minderung bis 2030“ des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE), das der BEE am 16.04.202 vorgestellt hat. Die Berechnung des neuen Szenarios beruht auf der zu erwartenden Anhebung der europäischen Klimaschutzziele. Eine Treibhausgas-Minderung von mindestens 55 Prozent im Jahr 2030 bezogen auf das Referenzjahr 1990 bedeutet im Rahmen der geltenden Lastenteilung unter den Mitgliedsstaaten („Effort Sharing Regulation“) für Deutschland eine THG-Minderung von 65 statt des bisher im Klimaschutzgesetz festgehaltenen Ziels von 55 Prozent.

CO2 – Montage © Solarify

BEE-Präsidentin Simone Peter erläutert: „Die anstehenden Entscheidungen auf EU-Ebene müssen bereits jetzt für die Ausgestaltung und Umsetzung der Energiewende in Deutschland mitgedacht werden. Die Erneuerbaren Energien sind der Schlüssel für den europäischen und nationalen Klimaschutz und hierbei wesentlich der Stromsektor, dessen Bedeutung mit zunehmender Sektorkopplung weiter wächst. Deswegen ist eine realistisch geschätze Entwicklung des Bruttostrombedarfs ebenso von Bedeutung wie die Ausbauziele und -pfade für Erneuerbare Energien. Der BEE hat berechnet, dass ein Anteil von 77 Prozent an einem Bruttostrombedarf von gesamt 745 TWh im Jahr 2030 erforderlich ist, um die Klimaziele zu erreichen und eine deutliche Abnahme der fossilen Erzeugung von 329 TWh (2019) auf 169 TWh (2030). Für den Bruttoendenergiebedarf bedeutet die THG-Minderung von 65 Prozent eine Steigerung der Nutzung Erneuerbarer Energien um den Faktor 2,4 von 455 TWh (2019) auf 1084 TWh (2030). Wind Onshore und Photovoltaik weisen hier die größten Steigerungspotenziale auf, aber der Mix aller Erneuerbare-Energien-Technologien wird für einen zunehmend flexibler werdenden Strommarkt gebraucht. Bioenergie, Geothermie und Wasserkraft bleiben in ihrer Nutzung über die Jahre konstant. Wachsend spielen Sektorkopplungstechnologien wie Grüner Wasserstoff eine Rolle. Die bereits für das erste Quartal angekündigte Anhebung der Ausbaupfade im Erneuerbare-Energien-Gesetz ist zeitnah vorzunehmen, um die Erneuerbaren Energien als tragende Säule des Energiemarktes sowie wichtigen Innovations- und Wirtschaftsfaktor zu stärken.“

Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°: „Unsere Unternehmen stehen nicht nur hinter der Energiewende, sondern sie brauchen die Erneuerbaren Energien schnell, verlässlich und zu wettbewerbsfähigen Preisen. Der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien ist nicht nur der Schlüssel zur Erreichung der klimapolitischen Ziele, er ist Voraussetzung für das zentrale Modernisierungsprogramm des Industrie-Standorts Deutschland.“

Matthias Zelinger, Geschäftsführer VDMA Power Systems und Leiter VDMA Competence Center Klima & Energie: „Zwei Aspekte sind genauso wichtig wie die Detailzahlen: Erstens muss die Politik sich ehrlich machen und endlich mit realistischen Bedarfsszenarien rechnen. Zweitens muss nun der Fokus auf dem „Ermöglichen” liegen. Das gilt für Windenergie genauso wie für Wasserkraft und auch für thermische Kraftwerke mit erneuerbaren Brennstoffen. Für die tragende Säule Windenergie bedeutet das: Flächen bereitstellen, Genehmigungen vereinfachen und eine Balance finden zwischen Artenschutz vor Ort und Klimaschutz.“

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