Absatz im Güterkraftverkehr verdreifachte sich 2020
Die Absatzmenge von flüssigem Erdgas verdreifachte sich mit knapp 48.000 Tonnen an den 46 deutschen LNG-Tankstellen 2020 gegenüber dem Vorjahr. Der Umstieg auf LNG lohnt sich für Flottenbetreiber weiterhin, zeigt sich die Brancheninitiative Zukunft Gas durch steigende Zulassungszahlen überzeugt. Etwa 87 Prozent der bis Ende 2020 eingegangenen Förderanträge im Programm „Energieeffiziente und/oder CO2-arme schwere Nutzfahrzeuge“ (EEN) wurden für LNG-Fahrzeuge gestellt, weitere zwölf Prozent für mit komprimiertem Erdgas (CNG) betriebene Fahrzeuge. Fahrzeuge mit Elektromotor spielen im Schwerlastbereich praktisch keine Rolle.
Der LNG-Einsatz habe allein 2020 etwa 36.500 Tonnen CO2eq eingespart, fast doppelt so viel wie erwartet. Laut den Planungen des Bundesverkehrsministeriums waren für 2020 nur Einsparungen von 20.000 Tonnen CO2-Äquivalenten erwartet worden. Dass Erdgas im Im Logistikumfeld immer beliebter wird – wohl deshalb, weil es als emissionsarmer Kraftstoff gilt – zeigt eine Erhebung von Zukunft Gas. Deren Vorstand Timm Kehler erklärt: „Der alternative Kraftstoff Erdgas ist im Schwerlastverkehr – besonders in Form von LNG – praktisch alternativlos. Logistiker profitieren nicht nur von hohen Reichweiten und zügigen Tankvorgängen ohne unnötige Standzeiten.“
Finanziell lohne sich ein Umstieg dank der Mautbefreiung, die bis 2022 gilt, ebenfalls. Und mit der Fortführung der Fahrzeugförderung im Rahmen des Flottenaustauschprogramms für Lkw unterstütze der Gesetzgeber den Markthochlauf zusätzlich, so Kehler. Auch der Tankstellenausbau schreite weiter voran. Zukunft Erdgas zufolge ist deutschlandweit die Zahl von LNG-Stationen auf aktuell 46 gestiegen. Viele weitere Tankstellen sollen noch 2021 ihren Betrieb aufnehmen.
Wenn in Zukunft vermehrt Bio-LNG eingesetzt wird, sind die Fahrzeuge sogar nahezu klimaneutral unterwegs. Darüber hinaus sinkt durch die Nutzung von Erdgas – sowohl in Form von LNG als auch CNG – der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub deutlich. Im Vergleich zu ihren Diesel-Pendants weisen Gas-LKW zudem 50 Prozent geringere Lärmemissionen auf. Dadurch eignen sich Erdgas-Fahrzeuge insbesondere im innerstädtischen Bereich auch für nächtliche Warenlieferungen.
99 Prozent der Förderanträge entfallen auf Gas-LKW Das schlägt sich in der Neuzulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamts nieder: Mit fast 1.400 neu zugelassenen Erdgas-Fahrzeugen hat das Segment der Zugmaschinen im Jahr 2020 einen Rekord verzeichnet. Erdgas-Zugmaschinen verbuchen gegenüber dem Vorjahr Zuwächse von über 80 Prozent. Auch bei den Erdgas-LKW über 12 Tonnen stiegen die Neuzulassungen stark an, um 31 Prozent.
„Als praxistaugliche Lösung für wirksamen Umweltschutz haben sich Erdgas-Fahrzeuge auch im Corona-Krisenjahr bewährt“, resümiert Kehler. „Auf diese positive Entwicklung reagieren auch die Tankstellenbetreiber: An mehr als 50 Prozent aller Tankstellen in Deutschland können Erdgas-Fahrer schon heute 100 Prozent Biogas tanken. Somit sind sie nahezu klimaneutral unterwegs. Das zeigt: Erdgas-Fahrzeuge sind fit für die Zukunft.“
Damit die Vorteile von Erdgas im Verkehrssektor weiter ausgespielt werden können, müssen jedoch auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen. „Wenn wir beim Umweltschutz durch Erdgas auf Kurs bleiben wollen, dürfen die Erfolge jetzt nicht leichtfertig verspielt werden. LNG darf daher ab 2023 keinesfalls – wie im Rahmen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II gefordert – vom THG-Quotenhandel ausgeschlossen werden. Kleine und mittelständische Unternehmen würden andernfalls aus dem LNG-Tankstellen-Geschäft verdrängt werden, wodurch wir wertvolle Infrastruktur für den künftigen Absatz von Bio-LNG verlieren würden. Im Schwerlastverkehr würde das Ziel der Klimaneutralität damit in weite Ferne rücken“, so Kehler.
Daimler sieht Mautbefreiung für LNG kritisch
Der Fahrzeugbauer Daimler, der keine LNG-Lkw fertigt, sieht die Vorteile für Gasfahrzeuge weiterhin kritisch. Er ist von den Vorteilen batterie-elektrisch betriebener Nutzfahrzeuge überzeugt. „Gasfahrzeuge sind bei der Maut mit Null-Emissions-Fahrzeugen gleichgestellt, das halten wir für eine Überförderung“, erklärte Manfred Schuckert, Leiter des Bereichs Emissionen und Sicherheit bei Daimler Nutzfahrzeuge, bei einem Pressegespräch. Ein adäquater Mautvorteil für Gas-Lkw beläuft sich seiner Ansicht nach auf ein bis zwei Cent je Kilometer, eine Mautbefreiung sei dagegen nicht gerechtfertigt.
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