IASS-Potsdam vor ungewisser Zukunft

Angliederung ans GFZ?

Das 2009 von Klaus Töpfer gegründete Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) – seit 2017 deutsch: Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung – hat einen guten Ruf; das hat der Wissenschaftsrat den 150 Forschenden eben noch schriftlich gegeben – doch nun soll es nach dem Willen des BMBF Teil des Geoforschungszentrums GFZ werden, schrieb Rüdiger Braun am 15.05.2021 auf der Webseite der Märkischen Allgemeinen (MAZ). Noch kämpfe IASS-Direktor Ortwin Renn um Profil und Unabhängigkeit seines Hauses.

Hauptsitz des IASS, Berliner Straße, Potsdam – Foto © Clemensfranz – Eig. Werk, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org

Der wissenschaftliche Direktor des IASS hatte die drohende Entwicklung auf Nachfrage der MAZ bestätigt. Die Zusammenführung mit dem GFZ sei allerdings nur eine von vielen Optionen, die derzeit diskutiert würden, so Renn. Am 21.05.2021 werde die Entscheidung fallen. Dann steht das Thema IASS auf der 586 Seiten langen Tagesordnung des Rechnungsprüfungsausschusses im Deutschen Bundestag. Dem Gremium liegt eine Bewertung des Bundesrechnungshofs in Bezug auf die dauerhafte Finanzierung des IASS vor, das seit der Gründung jeweils nur Geld für einzelne Forschungsprojekte vom Bund und auch vom Land Brandenburg bekommen hat.

83 Mio. Euro Bundesmittel für den Aufbau einer Forschungseinrichtung ohne gesicherte Perspektive – Das BMBF fördert seit dem Jahr 2009 mit finanzieller Beteiligung des Sitzlandes Brandenburg den Aufbau und den Betrieb eines Instituts für Nachhaltigkeitsforschung mit Projektmitteln. Es hatte die Absicht, das Institut auf eine dauerhafte finanzielle Grundlage zu stellen und in eine institutionelle Förderung zu überführen. Es versäumte aber, hierfür frühzeitig ein konkretes Planungs- und Finanzierungskonzept zu erarbeiten und eine solide Finanzierungsperspektive mit dem Land, den Wissenschaftsorganisationen und dem Bundesministerium der Finanzen zu klären. Das BMBF fördert seit dem Jahr 2009 das „Institute for Advanced Sustainability Studies“ (

mit Projektmitteln, ohne die konkreten Perspektiven für eine anschließende institutionelle Finanzierung zu klären. Der Wissenschaftsrat hielt im Jahr 2014 die Qualität der Forschung des IASS für noch nicht befriedigend und forderte eine konzeptionelle und organisatorische Weiterentwicklung. Er empfahl, das Institut nach fünf Jahren erneut zu evaluieren und die Projektförderung zunächst fortzuführen. Das BMBF entschied daraufhin, die Förderung in der bisherigen Form bis Ende 2023 zu verlängern. Die Finanzierungsperspektive für das Institut nach diesem Zeitpunkt ist nach wie vor offen. Der Bundesrechnungshof hält es grundsätzlich für nicht vertretbar, Projektförderungen als quasi-institutionelle Finanzierung über zeitlich eng begrenzte Anlaufphasen hinaus zu nutzen. Er hat die fehlende klare Perspektive für die Förderung des Instituts beanstandet. Das BMBF muss schnellstmöglich klären, ob, mit welchen Beteiligten und unter welchen Voraussetzungen die beabsichtigte dauerhafte Förderung des IASS finanziert werden kann.“

Der Wissenschaftsrat war in seiner jüngsten Evaluierung zum Schluss gekommen, das Institut verdiene eine dauerhafte und institutionelle Finanzierung (siehe: solarify.eu/iass-ausrichtung-und-ansatz-ueberzeugen). Deswegen braucht es jetzt abereine neue Organisation. Würde das IASS dem GFZ zugeordnet, würde es automatisch Teil der Helmholtz-Gemeinschaft. Dessen Forschungsinstitute werden zu 90 Prozent vom Bund, zu 10 Prozent von den Ländern finanzi ert.

Am liebsten Institut der Leibniz-Gemeinschaft

Eigentlich sollte das Institut Teil der Leibniz-Gemeinschaft werden. Die vereine kleinere Forschungsinstitute, so Renn, und das IASS hätte nach seiner Meinung gut in diese Gemeinschaft gepasst, denn es hätte als eigenständiges Institut bestehen bleiben können, wenn auch die Aufnahmebedingungen in die Leibniz-Gemeinschaft kompliziert seien: Bis 2026 müsste das IASS wahrscheinlich warten. Ex-GFZ-Direktor Reinhard Hüttl dagegen hatte schon früher die Idee, dass das IASS Teil des GFZ werden könnte. „Wir wollen jedenfalls keine Abteilung des GFZ werden“, so Renn. Das IASS lege großen Wert auf thematische und finanzielle Unabhängigkeit seiner Themen und auf die Unabhängigkeit seiner Budgetierung. Laut Renn haben Bund und Land zugesichert, die Größe des Instituts beizubehalten, also auch die Zahl der Mitarbeiter und die Grundfinanzierung. Auch am Standort des Instituts in der Berliner Vorstadt werde sich nichts ändern. Renn hält es für denkbar, dass das IASS ein eigenes, von Bund und Land oder nur vom Land getragenes Institut werde.

Die MAZ abschließend: „Dass tatsächlich noch viele Fragen ungeklärt seien, betont auch der Abgeordnete der Grünen im Bundestag, Kai Gehring. Zusammen mit anderen Abgeordneten hat der Sprecher für Forschung, Wissenschaft und Hochschule eine Kleine Anfrage zur Zukunft des Instituts gestellt. Für ein vernünftiges Verfahren müsse Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen, ‚zumal Nachhaltigkeitsforschung in all ihren Facetten wesentlich zur Lösung der Herausforderungen unserer Zeit beiträgt und Transformationen technisch, sozial und ökologisch bewältigen hilft‘, so Gehring.“

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