Klimaschädlichste Flotte Europas
Dienstwagen und gewerblich zugelassene Fahrzeuge sind für rund drei Viertel der CO2-Emissionen von Neuwagen in Deutschland verantwortlich. Sie bilden die klimaschädlichste Flotte in Europa, wie eine neue Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt. Eine von T&E in Auftrag gegebene Analyse berechnet, dass sich die gesamten Pkw-Emissionen in Deutschland um fast ein Drittel verringern würden, wenn alle neuen gewerblich zugelassenen Fahrzeuge bis 2030 elektrifiziert werden. Das würde einen Großteil der Emissionseinsparungen ermöglichen, die notwendig sind, um die derzeit diskutierten höheren nationalen Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen.
Beim Kauf eines Neuwagens muss dieser vom Käufer zugelassen werden – bei privaten Zulassungen von einer Privatperson und bei gewerblichen Zulassungen von einem Unternehmen. Bei den gewerblich zugelassenen Fahrzeugen gibt es eine große Bandbreite unterschiedlicher Nutzungen, z. B. Mietwagen, Vorführwagen von Händlern, Dienstfahrzeuge oder Dienstwagen mit Privatnutzung, die von einem Unternehmen geleast werden. In Deutschland handelt es sich bei den meisten gewerblich zugelassenen Fahrzeugen um Dienstfahrzeuge für Arbeitnehmer oder Fahrzeuge, die direkt oder indirekt Eigentum der Automobilhersteller oder Händler sind.
Stef Cornelis, Direktor von T&E Deutschland, dazu: „Die Elektrifizierung von Dienstwagen bietet eine Chance, den Markt für E-Fahrzeuge an Dynamik gewinnen zu lassen. Weil sie in den Gebrauchtwagenmarkt übergehen, bedeuten mehr elektrische Dienstwagen gleichzeitig Millionen erschwingliche Elektroautos für alle Autofahrer. Um die neuen, strengeren Klimaziele zu erreichen, wäre es für die Regierung ein perfekter Anfang, alle neuen Dienstwagen bis spätestens 2030 zu elektrifizieren.“
Deutschland sollte außerdem sein Besteuerungssystem überarbeiten und die Förderung umweltbelastender Pkw stoppen, so T&E. Die Steuern auf gewerblich registrierte Verbrenner sind in Deutschland im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sehr niedrig. Dienstwagen mit hohem CO2-Ausstoß werden in Frankreich mit mehr als 9.000 Euro besteuert, in Deutschland hingegen nur mit 1.500 Euro. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen von gewerblich zugelassenen Fahrzeugen sind in Deutschland daher 17 % höher als in Frankreich. Deutschland ist zudem der einzige größere Markt in Europa, in dem die Nachfrage nach E-Autos bei gewerblich registrierten Fahrzeugen niedriger ist als bei Privatfahrzeugen.
Fahrer von Dienstwagen in Deutschland zahlen für die private Nutzung eines Verbrenners bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils deutlich weniger als in anderen EU-Staaten. Für Arbeitnehmer fallen in Deutschland 18 % Steuern für einen VW Golf oder einen stark umweltbelastenden VW Tiguan an. Im Vereinigten Königreich bezahlen Mitarbeiter 30 % für den VW Golf bzw. 37 % für den VW Tiguan. Die neue Regierung sollte umweltbelastende Dienstwagen ähnlich wie andere europäische Länder besteuern, so T&E.
Stef Cornelis, Direktor von T&E Deutschland, fügt hinzu: „Die niedrige Besteuerung von wuchtigen Dienstwagen macht Deutschland zu einer Steueroase für Spritschlucker. Die Regierung kann sich nicht zu höheren Klimazielen verpflichten und gleichzeitig Umwelt- und Luftverschmutzung subventionieren.“
Außerdem ermutigt die bestehende Förderung für Elektroautos Unternehmen, Plug-in-Hybride zu kaufen. 70 % der neuen Plug-in-Hybride werden gewerblich zugelassen. Der Großteil sind Luxusmodelle und SUVs, die unter realen Bedingungen vier- bis fünfmal so viele Emissionen ausstoßen wie angegeben. Die Berechnungen von T&E zeigen, dass Plug-in-Hybride in den Fahrzeugflotten deutscher Unternehmen jedes Jahr mit 1 Mrd. Euro gefördert werden.
Stef Cornelis fasst zusammen: „Wenn wir die Elektrifizierung von Firmenfuhrparks fördern, müssen wir vermeiden, die gleichen Fehler wie in der Vergangenheit zu machen. Die Regierung muss der Förderung von umweltschädlichen Hybridfahrzeugen ein Ende setzen.“