Wasserreinigung in Millisekunden

Mit Nanoscience von verschmutztem zu klarem Wasser

Forscher am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) in Potsdam-Golm haben eine Membran entwickelt, die aus unzähligen nanometerkleinen Röhren besteht. Diese setzten sie als Nanoreaktor ein, um mithilfe von Sonnenlicht in Millisekunden mit Methylenblau markiertes Wasser in klares umzuwandeln (veröffentlicht am 18.05.2021 auf der MPIKG-Webseite und in ACS Nano CC-BY 4.0). „Reaktionen in Flüssigkeiten mit geringerer Viskosität blitzschnell ablaufen zu lassen, stellt eine neue Chance für die Chemie dar,“ sagt Prof. Markus Antonietti, Direktor der Abteilung Kolloidchemie (Grafik: Photokatalytische Reaktion läuft in Membran aus nanometerkleine Röhren ab – © mpikg.mpg.de_ScienceBrush Design).

Parallel angeordnete nanometerkleine Röhren als Teil der Membran (makroskopisches Objekt aus Milliarden solcher Nanoröhren), in der die photokatalytische Reaktion abläuft – Grafik © Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung / ScienceBrush Design 

Die Chemie gilt oft als ausgereifte Disziplin, in der neue Erkenntnisse nur an den äußeren Rändern entstehen. Ein Team um Gruppenleiter Aleksandr Savateev hat nun gezeigt, dass es gerade im Inneren – im Nanobereich – noch bemerkenswerte Überraschungen gibt. Eigenschaften gängiger Flüssigkeiten wie Wasser hängen von der Größe des Behältnisses ab, in dem sie eingeschlossen sind. Füllt man Wasser als bereits recht agile Flüssigkeit mit geringer Viskosität in ein Behältnis in Nanogröße, in das nur wenige Wassermoleküle passen, so wird es „superfluidisch“. Je kleiner der Raum, desto größer ist der Suprafluid-Effekt. Wasser ist also nicht gleich Wasser.

Funktionsweise

In ihren Experimenten entwickelte die Savateev-Gruppe eine Membran, die aus Milliarden von parallel angeordneten Kohlenstoffnitrid-Röhren besteht. Jedes dieser Röhrchen verfügt über einen Durchmesser von wenigen Nanometern, was einem Zehntausendstel eines menschlichen Haares entspricht. Sie beobachteten, dass Wasser ohne jegliche Reibung durch sie hindurch gleitet. Dabei wird Licht als Treiber für die chemische Umwandlung von verschmutztem zu sauberem Wasser genutzt, während der durch die Membran erzeugte Quanteneinschluss auch die Energie des Lichts mit bisher unerreichter Effizienz lenkt. Die konkave Oberfläche der parallelen, fast eindimensionalen Röhren dient als eine Art Spiegel, der das interne elektrische Feld im Inneren der Nanoröhre konzentriert. In Verbindung mit dem von außen einfallenden Licht erhöht dies die Reaktionsgeschwindigkeit enorm. „Im gewöhnlichen 3D-Raum sind diese Reaktionsgeschwindigkeiten von Millisekunden einfach unmöglich,“ sagt Savateev.

„Wir arbeiten aktiv an der Entwicklung dieser Technologie, um Treibstoff und andere für die Gesellschaft wichtige Materialien mit nachhaltiger Energie wie Sonnenlicht in einfachen Geräten, vergleichbar mit einem Kaffeefilter, zu erzeugen,“ sagt Aleksandr Savateev.

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