Australiens neuartiger grüner Stahl

Fortescue Metals erwägt nachhaltige Stahlproduktion – Ammoniak im Vormarsch

Noch ist nicht endgültig erwiesen, ob die Produktion von Stahl aus Eisenoxid per Direktreduktion (ohne Kohle oder Wasserstoff) funktioniert – stromintensiv wird das Verfahren auf jeden Fall sein. Zu einem Pionier bei der Herstellung derartigen grünen Stahls will sich der australische Eisenerzmagnat Andrew Forrest, Gründer und Eigentümer von Fortescue Metals (FMG, drittgrößter Eisenerzproduzent Australiens), aufschwingen. Bereits 2021 soll mit dem Bau einer Pilotanlage begonnen werden – so das deutsche Regierungsportal gtai.de. Innerhalb der nächsten fünf Jahre ist in der Eisenerzregion Pilbara der Bau einer kommerziellen Anlage geplant.

Geschmolzener Stahl - © Erdenebayar auf pixabay

Geschmolzener Stahl – © Erdenebayar Bayansan auf pixabay

Unterdessen haben drei namhafte Unternehmen – Fortescue Future Industries Pty Ltd (FFI), IHI Engineering Australia Pty Ltd (IEA) und IHI Corporation (IHI) – ein Memorandum of Understanding (MOU) zur Untersuchung des Aufbaus grüner Ammoniak-Lieferketten zwischen Australien und Japan unterzeichnet. Außerdem haben sich die Fortescue Metals Group und der indonesische Kohlegigant PT Adaro Energy als unerwartete Verbündete Forrests entpuppt, um die Entwicklung einer weltweiten grünen Wasserstoffindustrie voranzutreiben. Die indonesische Regierung, Fortescue und der Steinkohleproduzent Adaro unterzeichneten eine gemeinsame Absichtserklärung; damit könnte Australiens naher Nachbar viel früher als 2060 Netto-Null-Emissionen erreichen.

Die drei Parteien werden gemeinsam die wirtschaftliche und technische Machbarkeit der Lieferung von grünem Ammoniak prüfen, das in Bell Bay, Tasmanien, produziert und nach Japan transportiert werden soll, um es in die bestehende Stromerzeugung einzuspeisen. Die Arbeiten im Rahmen dieser Absichtserklärung sind ein wichtiger Teil des Machbarkeits- und Entwicklungsprogramms von FFI für das 250-MW-Projekt für grünen Wasserstoff und Ammoniak in Bell Bay.

2019: H2-Importe von Down Under im Rahmen der deutschen Wasserstoffstrategie? Schlögl: „Dringender Handlungsbedarf“
Ebenso wie Deutschland arbeitet Australien an einer nationalen Wasserstoffstrategie. Jetzt sollen Möglichkeiten des Exports grünen Wasserstoffs nach Deutschland geprüft werden. Delegationsleiter Prof. Robert Schlögl, acatech-Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (CEC) in Mülheim an der Ruhr, betonte am 18.09.2019, Australien habe großes Potenzial zur Herstellung grünen Wasserstoffs aus Sonnen- und Windenergie und könne über einen Langfristliefervertrag die künftige deutsche Nachfrage absichern. In der erwarteten nationalen Wasserstoffstrategie sollten auch Fragen des Imports enthalten sein – daher sieht Schlögl „dringenden Handlungsbedarf“. Der deutsche „Überschussstrom“ aus Erneuerbaren Anlagen reiche nämlich nicht aus, um flächen- und bedarfsdeckend genug Wasserstoff zu produzieren. (nach: energate-messenger.de/deutsch-australische-wasserstoff-arbeitsgruppe-geplant)

Forrest und ein großes Fortescue-Team besuchten im vergangenen Jahr 47 Länder und unterzeichneten Abkommen über erneuerbare und grüne Energieprojekte u.a. mit Papua-Neuguinea, Indonesien, Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo, Kenia, Äthiopien und Usbekistan. Seine jüngste Reise führte ihn auch nach Japan, wo er Gespräche mit potenziellen Investoren und Kunden für grüne Energie führte. Forrest soll auch in Südkorea gewesen sein. „Wir sprechen derzeit mit einem wirklich großen Kundenstamm“, sagte er. „Wir werden durch Asien reisen, durch Europa und dann auch mit unseren großen Lieferantenbasen in Afrika, Zentralasien und natürlich Asien selbst sprechen. Australien wird ein riesiger und sehr zuverlässiger Lieferant sein, und vergessen wir nicht Lateinamerika, wo wir ebenfalls sehr große Operationen im Entstehen haben.“

FFI teilte mit, man versuche, unerschlossene erneuerbare Energieressourcen der Welt zu nutzen, um grünen Wasserstoff und andere grüne Industrieprodukte durch eine groß angelegte globale Lieferkette über drei große Produktionszentren zu entwickeln – Australasien, Lateinamerika und Europa-Afrika.

Fortescue hat sich verpflichtet, 10 Prozent des zukünftigen Gewinns in FFI-Projekte zu investieren, ein Schritt, der mehr als 1 Milliarde Dollar pro Jahr in das saubere Energieprojekt pumpen könnte, von dem erwartet wird, dass es schließlich Investitionen in Milliardenhöhe umfasst.

Fortescue Metals Group Ltd (Fortescue) ist ein weltweit führendes Unternehmen in der Rohstoffindustrie, das für seine Kultur, Innovation und branchenführende Entwicklung von Infrastruktur und Bergbauanlagen bekannt ist. Diese Erfahrung nutzt das Unternehmen jetzt nach eigenen Angaben, während es sich durch FFI zu einem Weltklasse-Rohstoff- und Erneuerbare-Energien-Konzern entwickelt.

FFI hat ein Portfolio von Projekten im Zusammenhang mit der Produktion von grünem Ammoniak und erneuerbarem Wasserstoff in Arbeit, darunter:

  • Eine Machbarkeitsstudie für eine 250-MW-Anlage für grünen Wasserstoff in Tasmanien mit einer Produktionskapazität von 250.000 Tonnen grünem Ammoniak pro Jahr für den inländischen Gebrauch und den internationalen Export
  • Gründung des Global LH2 Consortium mit Kawasaki Heavy Industries und der Iwatani Corporation zur Entwicklung eines Geschäftsmodells für die Lieferung von Flüssigwasserstoff nach Japan, für den Aufbau von Produktions- und Lieferkapazitäten für Flüssigwasserstoff in großem Maßstab
  • Eine Partnerschaft mit CSIRO (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation –  staatliche Behörde Australiens für wissenschaftliche und industrielle Forschung) zur Entwicklung neuer Wasserstofftechnologien, einschließlich einer weltweit ersten Membrantechnologie, die das Potenzial für die großtechnische Wasserstoffgewinnung aus Ammoniak bietet
  • Ein Wasserstoffmobilitätsprojekt in der Christmas Creek Mine, das den Bau einer Betankungsanlage für erneuerbaren Wasserstoff und den Einsatz einer Flotte von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Personenbussen umfasst
  • Eine Partnerschaft mit ATCO Australia zum Bau und Betrieb der ersten kombinierten Anlage zur Produktion und Betankung von grünem Wasserstoff in Westaustralien
  • Ein MOU mit Hyundai Motor Co und CSIRO, um die Technologie des erneuerbaren Wasserstoffs für den Inlandsverkehr voranzutreiben
  • Eine Absichtserklärung mit Porto do Açu Operações S.A. (Hafen von Açu) zur Durchführung von Entwicklungsstudien über die Machbarkeit der Installation einer grünen Wasserstoffanlage im Hafen von Açu, Brasilien
  • FFI untersucht und optimiert ein Portfolio von Wasserkraft-, Geothermie-, Wind- und Solarressourcen weltweit, wobei Standorte in Südamerika, Nordamerika, Europa, Zentralasien, Afrika und im asiatisch-pazifischen Raum anvisiert werden.

Die IHI Corporation ist ein japanischer Hersteller von Schwerindustrieprodukten, der in vier Hauptgeschäftsbereichen tätig ist: Ressourcen, Energie und Umwelt, soziale Infrastruktur und Offshore-Anlagen, Industriesysteme und Universalmaschinen sowie Flugmotoren, Raumfahrt und Verteidigung. IHI beteiligt sich proaktiv sowohl an der technologischen Entwicklung der Nutzung von Wasserstoff und Ammoniak als auch an der Entwicklung der Lieferkette. Durch die Bereitstellung verschiedener Lösungen zur Realisierung der Kohlenstoffneutralität werden wir zur Verwirklichung einer kohlenstofffreien Kreislaufgesellschaft beitragen.

IEA (IHI Engineering Australia Pty Ltd) wurde als Tochtergesellschaft der IHI Corporation gegründet, um den Bau des Hochofens BHP Steel Port Kembla No. 5 zu unterstützen. Seit der Gründung hat sich IEA in verschiedene Industriezweige in Australien-Ozeanien diversifiziert, darunter Metallwerke, Hafenumschlaganlagen, kohlebefeuerte Kessel, Gasturbinen, Öl- und Gas- sowie Lebensmittelverarbeitungsindustrie. Durch zahllose Erfolge bei der Lieferung von Großprojekten an Kunden hier hat IEA zusammen mit IHI seinen Ruf als qualitativ hochwertiger Erstausrüster (OEM) und als zuverlässiger und solider EPC-Auftragnehmer für den australisch-ozeanischen Markt gefestigt.

Andrew Forrest und Big Solar

Auf Solarify war schon mindestens schon einmal die Rede von Andrew Forrest: Unter dem Titel „Desertec in Down Under“ berichteten wir über Riesen-PV-Anlagen in Südost-Asien und Australien: „Unterdessen wird in Australien ein PV-Kraftwerk mit zehn Gigawatt geplant – noch fünfmal größer soll die gerade von Sun Cable aus Singapur auf einem ehemaligen Farmgelände im ‚Northern Territory‘ entstehende Anlage werden, zwischen Alice Springs und Darwin. Wille: „Der Standort ist bekannt für seine extrem hohe Sonneneinstrahlung. Geplant ist eine Speichereinrichtung mit einer Kapazität von 30 Gigawattstunden, die eine Stromlieferung rund um die Uhr ermöglichen soll, also auch nachts und bei bedecktem Himmel. Sun Cable will vorgefertigte Solaranlagen einsetzen, die in einer eigenen Fabrik in Australien produziert werden sollen.
Ein großer Teil des Stroms soll bis ins südostasiatische Singapur exportiert werden und rund 20 Prozent des Strombedarfs des Stadtstaates decken. Der Ökostrom soll zuerst über eine 750 Kilometer lange Hochspannungsleitung in die Küstenstadt Darwin mit ihren 130.000 Einwohnern übertragen werden. Von dort soll der Weitertransport nach Singapur über Unterseekabel laufen. Exportwert dieser Elektrizität laut Sun Cable: 1,2 Milliarden Euro jährlich, geschätzte Kosten des Gesamtprojekts rund 13,3 Milliarden Euro. 2023 soll mit dem Bau begonnen werden, 2027 der Export nach Singapur beginnen. Initiatoren des Plans der australische „grüne“ Internet-Milliardär Mike Cannon-Brookes und der superreiche Bergbau-Unternehmer Andrew Forrest.“

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