Chinas Klimaplan fossile Mogelpackung
Chinas Regierung verspricht Klimaneutralität bis 2060. Doch der Klimaplan des Wirtschaftsriesen entpuppt sich als fossiler Kuhhandel. Denn Energie aus Kohle soll noch über Jahrzehnte genutzt werden – was Investoren weltweit munter unterstützen, wie Nicole Allé in ihrem Beitrag vom 28.07.2021 für energiezukunft darlegte.
Beim jüngsten G20-Treffen in Neapel konnten sich die Staaten nicht auf ambitioniertere Klimaziele bis 2030 einigen. Das ist nicht verwunderlich, denn etwa China hat gar nicht vor, sich bald von der Kohle zu verabschieden. Ganz im Gegenteil.
Dabei nimmt China als einer der größten Emittenten mit bislang ungebremstem Wachstum eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der internationalen Nachhaltigkeitsziele und des Weltklimavertrags ein. Gleichzeitig vergeben chinesische Banken, wie auch große Entwicklungsbanken, etwa die Weltbank, weiterhin Kredite für klimaschädliche fossile Projekte, kritisiert und berichtet regelmäßig die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald.
In den letzten Jahren hat China zwar Fortschritte beim Umbau des eigenen Energiesystems gemacht. Erneuerbare Energien, allen voran die Solarenergie, werden ganz gezielt finanziell gefördert. Der Solarmarkt in China boomt seit vielen Jahren und hat dabei die meisten europäischen Player längst vom Markt gedrängt.
Kohlegeschäfte ins Ausland verlagert
Bis 2030 sollen in der Volksrepublik China 20 Prozent der Primärenergie aus nicht-fossilen Energieträgern kommen. Dazu zählt die Regierung allerdings auch Staudämme und Atomkraft. Kohle macht immer noch etwa 60 Prozent der Stromversorgung in China aus.
Mit über 1.000 Gigawatt installierter Leistung betreibt China die Hälfte der Kohlekraftwerke der Welt. 2017 wurden zwar in China Pläne für den Neubau von 100 Kohlekraftwerken gestrichen – doch im Ausland werden Kohleprojekte weiterhin im großen Stil finanziert.
Entlang der Seidenstraße plant China etliche neue Kohlekraftwerksprojekte zu etablieren. Allein in Pakistan sollen 33 Milliarden US-Dollar für Energieprojekte ausgegeben werden, der größte Teil würde in Kohlekraftwerke fließen. Die Milliardenkredite werden vor allem über Stromlieferungen Pakistans an China oder auch Übernahme von Anteilen der Kraftwerke durch chinesische Firmen abgewickelt.
Chinesische Banken zählen zu den Hauptsponsoren von Kohlekraftwerken weltweit – auch auf dem afrikanischen Kontinent hat China seine Kohle-Hände im Spiel, wie etwa in Tansania oder Simbabwe. Chinas Anspruch einer führenden Rolle im Klimaschutz bleibt so nichts als heiße Luft – mit viel CO2 angereichert.
Finanzakteure weltweit finanzieren chinesische Kohleindustrie mit
Die chinesische Kohleindustrie wird nicht nur von Chinas Banken finanziert, auch ausländische Firmen mischen kräftig mit. Laut Recherchen von urgewald stammten zehn Prozent des Geldes, das in den letzten zwei Jahren in den chinesischen Kohlesektor geflossen ist, aus dem Ausland. 48 internationale Banken haben demnach 21,7 Milliarden US-Dollar für die chinesische Kohleindustrie bereitgestellt, vor allem durch die Ausgabe von Aktien und Anleihen.
Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock liegt mit Investitionen von über 84 Milliarden US-Dollar in die Kohleindustrie mit an der Spitze der weltweit größten institutionellen Investoren. Insgesamt dominiert die US-Finanzindustrie mit Investitionen von 602 Milliarden US-Dollar die weltweiten Geldflüsse in die Kohleindustrie, wie urgewald berichtete, mit Bezug auf die Daten aus der globalen Kohlefirmendatenbank Global Coal Exit List.
Einer der größten Empfänger ausländischer Finanzmittel ist die State Grid Corporation of China (SGCC), die von internationalen Banken Milliarden US-Dollar erhielt. SGCC ist der weltweit größte Energieversorger und erzielt über die Hälfte seiner Einnahmen aus dem Verkauf von Kohlestrom. Das Unternehmen ist an Planung und Bau verschiedener Stromprojekte zwischen Myanmar und China beteiligt.
Auch europäische Rentenbeiträge fließen in Chinas Kohle
Viele Pensionsfonds investieren in die schmutzigen fossilen Geschäfte Chinas. Auch darüber informieren NGOs wie urgewald immer wieder und treten den Akteuren auf die Füße. Manchmal mit Erfolg.
Zu den größten Investoren gehören auch große staatliche Pensionsfonds in Europa, etwa der Norwegian Government Pension Fund. Nach einer Kampagne von urgewald hat dieser vor einigen Jahren mit der Kohleveräußerung begonnen und 2019 seine Richtlinien hinsichtlich Kohleinvestitionen verschärft.
Doch immer noch fallen laut urgewald die Entwickler von Kohlekraftwerken durch das Ausschluss-Raster. Damit bleibt der Fonds großer Investor in Chinas Kohlegeschäfte. Auch die großen niederländischen Pensionsfonds investierten in chinesische Kohle, mit dabei der Pensionsfonds für alle Regierungsangestellten.
Entgegen allen Zusagen zum Klimaschutz: China baut und finanziert weiterhin Kohlekraftwerke, die teilweise erst im Jahr 2025 in Betrieb gehen und – mit einer durchschnittlichen Betriebsdauer von 40 Jahren – entsprechend bis 2065 noch viel CO2 emittieren werden. Klimaneutralität bis 2060 ist so sicherlich nicht zu erreichen. na
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