Rede von Svenja Schulze bei Konferenz Klimaschutz im Luft- und Seeverkehr
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hielt auf der Konferenz Klimaschutz im Luft- und Seeverkehr eine Rede und sprach sich für die Förderung des Einsatzes von PtL-Kraftstoffen aus. Solarify dokumentiert.
„In den letzten Wochen sind auch in Deutschland die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels spürbar geworden. Der Klimaschutz bestimmt die politische Debatte und Berichterstattung. Der Ruf nach schnellen Maßnahmen wird lauter – auch außerhalb des Umweltministeriums. Die heutige Konferenz zum Klimaschutz im Luft- und Seeverkehr und der Rolle von Power-to-Liquid-Kraftstoffen kommt da zur richtigen Zeit. Ich begrüße Sie dazu sehr herzlich.
Klar ist, dass der Verkehrsbereich einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten muss. So auch der Luft- und Seeverkehr. Power-to-Liquid-Kraftstoffe sind dafür ein zentraler Baustein. Mein Ministerium ist innerhalb der Bundesregierung für erneuerbare Kraftstoffe zuständig. Deshalb gehört dieses Thema genau hierhin. Und deshalb setze ich mich als Umweltministerin dafür ein, die Herstellung und den Einsatz von PtL-Kraftstoffen zu fördern.
Bevor ich das näher erläutere, drei Vorbemerkungen:
- Es wird meiner Ansicht nach noch lange klassische, turbinenbetriebene Flugzeuge und Schiffe geben. Denn Flugzeuge oder Containerschiffe werden mehrere Jahrzehnte lang genutzt, 30 Jahren sind keine Seltenheit. Hier sind PtL-Kraftstoffe die einzige klimaverträgliche Alternative zum fossilen Kerosin.
- Power-to-Liquid Kraftstoffe sind die Technologieoption, mit der mittelfristig im Luft- und Seeverkehr auch die langen Distanzen klimaverträglich abgedeckt werden können.
- Die Potentiale der strombasierten Kraftstoffe können nur dann ausgeschöpft werden, wenn von Beginn an die richtigen Weichen gestellt werden mit Blick auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Das heißt vor allem, dass grüner Wasserstoff zum Einsatz kommt.
Es ist für mich eine zentrale umweltpolitische Aufgabe, den Markthochlauf von PtL-Kraftstoffen für den Luft- und Seeverkehr voran zu treiben. Das ist gleichzeitig eine zentrale wirtschaftspolitische Aufgabe. Denn dabei entstehen große Chancen für den Standort Deutschland und für unsere Partnerländer. Mit der im April 2021 von Wirtschaft, mehreren Ressorts und Ländern verabschiedeten PtL-Roadmap wurden bereits grundlegende Rahmenbedingungen vereinbart und die Richtung bestimmt. Um dieses Potential nun zu realisieren, ist ein Mix von Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören Quoten und Anreize, aber auch Förderprogramme, Vernetzungs- und Beratungsangebote.
Ich will drei Beispiele nennen:
Erstens: die Regelungen auf europäischer Ebene. Vor knapp vier Wochen hat die Europäische Kommission ihre Vorschläge vorgestellt für die Umsetzung des European Green Deals. Dieses „Fit-for-55-Paket“ enthält auch konkrete Maßnahmen für den Luft- und Seeverkehr in den Mitgliedsstaaten. PtL-Kraftstoffe spielen dabei eine wichtige Rolle.
Die EU-Kommission schlägt zum Beispiel zur Steigerung des Anteils nachhaltiger Flugkraftstoffe die Einführung einer Quote vor. Dies heißt nichts Anderes, als dass eine bestimmte Menge an strombasiertem Kerosin dem Flugbenzin beigemischt werden muss. Auf nationaler Ebene habe ich eine solche Quote bereits durchgesetzt: Ab 2026 müssen mindestens 0,5 Prozent des Flugkraftstoffes aus erneuerbaren Energien bestehen, ab 2030 sind es zwei Prozent.
In den Maßnahmen für den Seeverkehr schlägt die Kommission vor, den Einsatz von erneuerbaren Kraftstoffen zu fördern.
Mein Ministerium wird sich in diese Diskussion aktiv einbringen, mit dem Ziel, europaweit ambitionierte Reglungen zu treffen.
Zweitens: Klar ist schon jetzt: Neue Technologien benötigen anfangs finanzielle Unterstützung, um auf die Beine zu kommen. Das gilt auch für PtL-Kraftstoffe. Neben der Regulierung brauchen die Marktteilnehmer in der Phase der Markteinführung eine Förderung.
Deshalb wird mein Ministerium die Produktion von PtL-Kraftstoffen fördern. Die entsprechende Förderrichtlinie wird derzeit erarbeitet. Auch hier bin ich an Hinweisen zur Ausgestaltung interessiert. Formulieren Sie, was aus Ihrer Sicht zentral ist. Unser gemeinsames Ziel ist der Markthochlauf für PtL-Kraftstoffe. Das hilft dem Klimaschutz und schafft Arbeitsplätze im Bereich von Zukunftstechnologien.
Mein drittes Beispiel: Ende des Monats werde ich das PtX-Lab in Cottbus offiziell eröffnen. Dort treiben künftig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam die Entwicklung von Power-to-X-Technologien voran und schaffen so eine breite Wissensbasis. Außerdem ist eine PtL-Kerosin-Anlage in der Region in Vorbereitung.
Um die Einführung von PtL-Kraftstoffen global voranzutreiben, habe ich vor zwei Jahren die GIZ beauftragt, den international ausgerichteten PtX-Hub in Berlin aufzubauen. Denn es ist bereits jetzt absehbar, dass ein erheblicher Teil von PtL-Kraftstoffen in solchen Regionen der Welt produziert werden wird, wo erneuerbare Energien besonders günstig sind. Mein Ministerium unterstützt mit dem PtX-Hub also nicht nur direkt die deutsche Wirtschaft, sondern schafft auch international Chancen für wirtschaftliche Entwicklung durch intelligente globale Transformation. Hier gibt es ein riesiges Potential – das verdeutlicht auch der heute Vormittag vorgestellte PtX-Potentialatlas des Fraunhofer Instituts.
Das alles zeigt: Wichtige politische Weichen sind gestellt. Die Technologie ist da. Eine zentrale Frage bleibt, auf die ich gemeinsam mit Ihnen eine Antwort finden möchte: Wie schaffen wir einen ökonomisch und ökologisch sinnvollen Markthochlauf? Ich möchte mit der Einführung von PtL-Kraftstoffen Chancen für die deutsche Wirtschaft verwirklichen. Und ich bin überzeugt, dass wir dafür PtL in der Luft- und Schifffahrt möglichst bald einsetzen sollten.
Mein Ministerium ist beim Thema als Player auf dem Feld. Wir haben bereits einiges angestoßen, wollen das noch deutlich intensivieren und diesen Weg gemeinsam mit Ihnen weitergehen. Heute will ich mit Ihnen diskutieren, was die zentralen Stellschrauben sind, um diesen Markthochlauf zu forcieren. Sie vertreten alle Akteure der Wertschöpfungsketten für PtL-Kraftstoffe. Ihre Hinweise sind deshalb besonders wichtig. Ich bin gespannt auf die Diskussion. Vielen Dank.“