Bei Energiewende nur Mittelmaß

Britische Untersuchung: Deutschland muss zulegen

Deutschland muss einer Studie der Association for Renewable Energy and Clean Technology (REA) und des Energiemanagement-Unternehmens Eaton zufolge bei der Energiewende deutlich zulegen – wenn es die Klimagrenzen einhalten will. Die vergleichende Untersuchung von zwölf europäischen Ländern durch den größten britischen Fachverband für erneuerbare Energien unter dem Titel „Energy Transition Readiness Index 2021“ hält vor allem die Flexibilität des Strommarkts und die Beteiligung der Bürger für stark ausbaufähig. Während Finnland, Norwegen und Schweden Spitzenwerte erzielten, schaffte Deutschland nur drei von fünf möglichen Punkten.

Länder in ganz Europa hätten sich zwar bereits ehrgeizige Ziele bis 2030 für erneuerbare Energien und Dekarbonisierung gesetzt, was zu einem schnellen Wachstum der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und kohlenstoffarmen dezentralen Energietechnologien geführt habe. Diese Ziele seien jedoch möglicherweise nicht ehrgeizig genug, da die Auswirkungen des Klimawandels immer gravierender würden und die Ziele für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wahrscheinlich steigen würden.

Um ein Stromsystem mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien zu ermöglichen sei Flexibilität von entscheidender Bedeutung beim Verbrauch oder bei der Erzeugung von Strom. Das rasche Wachstum der variablen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, insbesondere aus Wind- und Sonnenenergie, bedeute, dass auch weitaus mehr flexible kohlenstoffarme Stromressourcen benötigt würden, um das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch aufrechtzuerhalten.

Die REA habe mit Experten aus zwölf westeuropäischen Ländern zusammengearbeitet, um den Übergang der Stromflexibilitätsmärkte in den einzelnen Ländern zu bewerten und zu vergleichen. Jedes dieser Länder sei nach den Fortschritten in folgenden Bereichen eingestuft worden:

  • gesellschaftspolitische Unterstützung für die Energiewende
  • Fähigkeit zur Nutzung neuer Technologien und Geschäftsmodelle
  • offener Marktzugang für Flexibilitätsdienstleistungen

Der Bericht zeigt, dass die Energiewende, einschließlich der Reform des Flexibilitätsmarktes, in diesen Ländern gut vorankommt, ermöglicht durch Politik, Marktreformen und Technologie, aber das Tempo der Veränderungen ist unterschiedlich. Alle Länder sind sehr ehrgeizig in Bezug auf ihre Dekarbonisierungsziele, aber die Länder mit den höchsten Werten haben Flexibilitätsmärkte, die einen fairen, transparenten und einfachen Zugang für alle Teilnehmer bieten. Investitionen von neuen Flexibilitätsanbietern werden durch klare Preissignale und politische Maßnahmen zur Förderung von Flexibilitätstechnologien gefördert. In den Ländern, die in der Rangliste schlechter abschneiden, sind die Flexibilitätsmärkte und -politiken zu komplex, zu langsam und werden von den etablierten Unternehmen dominiert. Insgesamt kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die meisten Länder vor einer enormen Flexibilitätsherausforderung stehen und rasches Handeln erforderlich ist, um die Ziele der Energiewende zu erreichen.

Der Bericht enthält drei Hauptempfehlungen:

  1. Quantifizierung des künftigen Flexibilitätsbedarfs: Der enorme Zuwachs an Flexibilitätsressourcen, der für die Erreichung der Dekarbonisierungsziele für 2030 erforderlich ist, sollte definiert werden und Markt- und Politikreformen vorantreiben.
  2. Priorisierung und Beschleunigung von Flexibilitätsmarktreformen: Maßnahmen zur Ermöglichung einer breiteren Beteiligung an den Flexibilitätsmärkten müssen beschleunigt werden, wenn die Energiewende nicht gefährdet werden soll.
  3. Flexibilitätsmärkte so gestalten, dass sie Investitionen anziehen: Reformen müssen faire und berechenbare Märkte schaffen, die einem breiten Spektrum potenzieller neuer Anbieter Investitionssicherheit geben.

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