Ölriese Shell will Biodiesel produzieren

Shells Biojet-Ziel: 2 Millionen Tonnen SAF jährlich

Royal Dutch Shell will bis 2025 jährlich in den Niederlanden rund zwei Millionen Tonnen nachhaltigen Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel – SAF) produzieren. Bis 2030 soll mindestens 10 % des weltweiten Shell-Flugbenzinabsatzes als SAF hergestellt werden. In einem neuen Bericht von Shell und Deloitte haben sich mehr als 100 Führungskräfte aus der weltweiten Luftfahrt zu Wort gemeldet und fordern mehr Ehrgeiz und Führungsstärke in diesem Sektor.

Frühere Pernis-Raffinerie von Shell – Foto © Michiel197 – übertragen aus nl.wikipedia nach Commons, Attribution, commons.wikimedia.org

Shell hat eine endgültige Investitionsentscheidung für den Bau einer Biokraftstoffanlage im Shell Energy and Chemicals Park in Rotterdam (Niederlande) bekannt gegeben, der früher als Pernis-Raffinerie bekannt war. Die Anlage wird eine Technologie zur Abscheidung von Kohlenstoffemissionen aus dem Herstellungsprozess nutzen, die im Rahmen des so genannten Porthos-Projekts in einem leeren Gasfeld unter der Nordsee gelagert werden sollen. Eine endgültige Investitionsentscheidung für Porthos wird für nächstes Jahr erwartet.

Kapazität und Zeitplan

Die Biokraftstoffanlage in Rotterdam wird voraussichtlich 2024 die Produktion aufnehmen. Sie wird kohlenstoffarme Kraftstoffe wie erneuerbaren Diesel aus Abfällen in Form von Altspeiseöl, Tierfett und anderen industriellen und landwirtschaftlichen Rückständen mit Hilfe einer von Shell entwickelten fortschrittlichen Technologie herstellen. Mehr als die Hälfte der Kapazität von 820.000 Tonnen pro Jahr könnte auf nachhaltigen Flugkraftstoff entfallen, der Rest auf erneuerbaren Diesel. Shell wird diese Mischung auf die Kundennachfrage abstimmen. Eine Reihe zertifizierter nachhaltiger Pflanzenöle, wie z. B. Raps, wird die Abfallrohstoffe ergänzen, bis noch nachhaltigere fortschrittliche Rohstoffe auf breiter Basis verfügbar sind. Die Anlage wird kein reines Palmöl als Ausgangsstoff verwenden.

Die Erkenntnisse aus den neuen Berichten – Der Luftverkehr wurde oft als ein Sektor angesehen, der später als andere dekarbonisiert wird. Diese Einstellung sollte durch ein höheres Maß an Ehrgeiz ersetzt werden.

  • Die Entscheidung für SAF als primäres Mittel zur Dekarbonisierung hat den Vorteil, dass weder Flugzeuge noch Flughafeninfrastrukturen umgestaltet werden müssen.
  • Es sind ehrgeizigere Anstrengungen erforderlich, und die Investitionen müssen früher beginnen, wenn SAF innerhalb von 15 Jahren in großem Maßstab eingeführt werden soll.
  • Der Einsatz von zertifizierten Kohlenstoffkompensationen muss kurzfristig deutlich erhöht werden, damit sie in den frühen Phasen der Dekarbonisierung eine möglichst große Rolle spielen können.
  • Parallel dazu muss in weniger ausgereifte Antriebstechnologien wie elektrisch und mit Wasserstoff betriebene Flugzeuge investiert werden, damit sie auf Kurzstreckenflügen vor 2050 eine Rolle spielen können.

Von Raffinerien zu Energieparks

Im Rahmen seiner Strategie „Powering Progress“ wandelt Shell seine Raffinerien (im Oktober 2020 waren es 14) in fünf Energie- und Chemieparks um. Shell will die Produktion von konventionellen Kraftstoffen bis 2030 um 55 % reduzieren und mehr kohlenstoffarme Kraftstoffe wie Biokraftstoffe für den Straßen- und Luftverkehr und Wasserstoff bereitstellen. Der Energie- und Chemiepark Rotterdam ist der zweite angekündigte Park nach der Eröffnung des Energie- und Chemieparks Rheinland in Deutschland im Juli.

Technologische Hinweise Fortgeschrittene Produktionsverfahren nutzen Bio-Naphtha und leichte Kohlenwasserstoffgase, die bei der Erdölgewinnung entstehen, zur Herstellung von Wasserstoff. Wasserstoff und Hochdruckdampf werden dann im Produktionsprozess verwendet, um Öle in Kraftstoffe umzuwandeln (Hydroprocessing), was zur Verringerung der Kohlenstoffintensität des Kraftstoffs beiträgt.
„Die heutige Ankündigung ist ein wichtiger Teil der Umwandlung einer unserer wichtigsten Raffinerien in einen Energie- und Chemiepark, der den Kunden die kohlenstoffarmen Produkte liefert, die sie wollen und brauchen“, sagte Huibert Vigeveno, Direktor Downstream bei Shell.

Marjan van Loon, President Director von Shell Netherlands BV, sagte: „Shell ist schon seit einiger Zeit auf dem Weg in eine kohlenstoffärmere Zukunft. Diese Investition ist ein wichtiger Schritt bei der Umwandlung des Energie- und Chemieparks Rotterdam von einer traditionellen Raffinerie in einen nachhaltigen Energiepark. Das Projekt wird während der Bauphase jährlich Hunderte von Millionen Dollar an Investitionen bedeuten, Hunderte von Arbeitsplätzen schaffen und dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit des Werks für die kommenden Jahre zu erhalten.“ Shell arbeitet mit Partnern zusammen, um im Rotterdamer Hafen ein Zentrum für grünen Wasserstoff zu errichten. Im Juli 2020 erhielten Shell und Eneco den Zuschlag für das 759-Megawatt (MW)-Offshore-Windprojekt Hollandse Kust Noord in der Nordsee. Dieser Strom aus erneuerbaren Energien kann zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in der geplanten 200-MW-Elektrolyseanlage genutzt werden, die bis 2023 in Betrieb gehen und täglich etwa 50.000 bis 60.000 kg Wasserstoff produzieren soll.

Hintergrundgeschichte von Pernis

Die Ankündigung ist ein weiterer Schritt bei der Umwandlung der ehemaligen Raffinerie Pernis in einen Energie- und Chemiepark. Sie ergänzt die Pläne von Shell zum Bau eines 200-Megawatt-Wasserstoff-Elektrolyseurs im Rotterdamer Hafen und das geplante CCS-Projekt Porthos, die beide zu einer deutlichen Dekarbonisierung des Betriebs von Pernis beitragen könnten. Nach seiner Fertigstellung wird Porthos das von verschiedenen Unternehmen, darunter Shell, abgeschiedene CO2 transportieren und speichern. Das Projekt zielt darauf ab, ab 2024 bis zu 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr abzuscheiden und könnte einen erheblichen Beitrag zur Erreichung der niederländischen Klimaziele leisten.

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