– von Werner Diwald – Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) –
Deutschland hat gewählt – aber das Ergebnis macht eine Regierungsbildung nicht einfach. Aber wie sich auch die Regierung der nächsten vier Jahre zusammensetzen wird, eines muss den Koalitionären bewusst sein: Deutschland wird sich im Rahmen der globalen Energiewende einem noch nie dagewesenen industriellen Wandel stellen müssen. Wenn die neue Bundesregierung den Bürgern und ihren Kindern auch weiterhin materiellen Wohlstand und soziale Gerechtigkeit sichern möchte, muss sie den Energiewandel frei von ideologischen Mythen zielstrebig und mutig gestalten. Dabei steht fest: Ohne grünen Wasserstoff werden die Industrienationen das Ziel der Klimaneutralität nicht erreichen können.
Gastbeiträge geben die Meinungen der Autorinnen und Autoren, nicht in jedem Fall die von Solarify wieder.
Eine grüne Wasserstoff-Marktwirtschaft erlaubt nicht nur eine versorgungssichere klimaneutrale Energiewirtschaft, sie eröffnet gerade Deutschland eine enorme wirtschaftliche Chance. Viele unabhängige Studien rechnen bis 2050 mit einem globalen grünen Wasserstoffhandelspotenzial von jährlich mehr als 2.000 Mrd. EUR mit Investitionen im Anlagenbau von mehr als 600 Mrd. EUR – das Doppelte des heutigen Gesamtumsatzes des deutschen Maschinenbaus – mit mehr als 30 Mio. neuen Arbeitsplätzen. Das sollte Grund genug Gründe sein, um in den anstehenden Koalitionsverhandlungen und dem sich daraus ergebenden Koalitionsvertrag einer grünen Wasserstoff-Wirtschaft umfangreichen Raum zu geben.
Die Wahlprogramme haben große Hoffnungen geweckt, dass aus den vielen Ankündigungen in der Nationalen Wasserstoffstrategie ein investitionssicheres Marktdesign wird. Klar ist aber auch, dass Deutschland die globale Technologieführerschaft in der Wasserstoffwirtschaft nur einnehmen kann, wenn es den politischen Willen hat, in den nächsten 4 Jahren einen mutigen regulatorischen Rahmen zu etablieren.
Die neue Bundesregierung hat es in der Hand, aus der Herausforderung der Energiewende einen wirtschaftlichen Erfolg zu machen. Die Industrie ist dieses Mal auf jeden Fall bereit, hat mutig und zielstrebig in die Zukunftstechnologie Wasserstoff investiert. Ob nun diese Investitionen den deutschen Bürgern und seinen nachfolgenden Generationen zugute kommt oder nicht, liegt in der Hand der neuen Bundesregierung.
Der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen Verband hat gemeinsam mit anderen namhaften Branchenverbänden umfassende Vorschläge für ein regulatives Marktdesign erarbeitet, das es Deutschland erlauben wird, eine prosperierende grüne Wasserstoff-Marktwirtschaft zu etablieren. Viel Zeit bleibt Deutschland jedoch nicht mehr. Denn der globale Wettbewerb wartet nicht. Bleibt also zu hoffen, dass die Koalitionäre bereits bei der Regierungsbildung den Weg für die Wasserstoff-Marktwirtschaft frei machen.
Werner Diwald ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbands e.V., Sprecher der Initiative für Windwasserstoff (performing energy), Mitglied der Bundesfachkommission Energie des deutschen Wirtschaftsrats und Vorstandsmitglied von Hydrogen Europe.