IEA drängt Staaten zu schnellerem Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas

World Energy Outlook zeigt: Nächste Bundesregierung muss Ausbau von EE und Energieeffizienz massiv beschleunigen

Der am 13.10.2021 von der Internationalen Energieagentur (IEA) veröffentlichte World Energy Outlook 2021  sieht die neue Energiewirtschaft „elektrifizierter, effizienter, vernetzter und sauberer“. Ihr Entstehen sei das „Ergebnis eines positiven Kreislaufs aus politischen Maßnahmen und technologischer Innovation, und ihre Dynamik wird nun durch niedrigere Kosten unterstützt. In den meisten Märkten ist die Photovoltaik oder die Windkraft heute die billigste verfügbare Quelle für neue Stromerzeugung. Die Technologie für saubere Energie wird zu einem wichtigen neuen Bereich für Investitionen und Beschäftigung – und zu einer dynamischen Arena für internationale Zusammenarbeit und Wettbewerb. Nach Einschätzung von Germanwatch unterstreicht der Bericht, dass der Abschied von Kohle, Öl und Gas deutlich zügiger erfolgen müsse als bisher geplant. Der für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft wegweisende Bericht habe erstmals die Einhaltung des 1,5 Grad-Limits aus dem Pariser Klimaabkommen ins Zentrum der Analyse gesetzt.

World Energy Outlook 2021 – Titel © IEA

„Der Bericht der allgemein als konservativ eingeschätzten Internationalen Energieagentur ist ein großer Sprung. Für Entscheidungsträger und Investoren kann es nur eine Interpretation geben: Die Umsetzung des Klimaschutzes muss sich deutlich beschleunigen“, sagt David Ryfisch, Teamleiter für Internationale Klimapolitik bei Germanwatch.

Der Bericht hebe hervor, dass die verfügbaren Lösungen zur Einhaltung des 1,5 Grad-Limits größtenteils schon heute die wirtschaftlichste Alternative sind und die Kosten für Verbraucher:innen effektiv senken würden. so Ryfisch. „Der Bericht zeigt, dass sich weltweit die Ausbaugeschwindigkeit der Erneuerbaren Energien verdoppeln muss. Ebenso muss die Energieeffizienz global doppelt so schnell gesteigert werden wie im vergangenen Jahrzehnt. Das ist auch ein eindeutiges Zeichen an die Sondierungen in Berlin: Die nächste Bundesregierung muss den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz massiv beschleunigen – zum Wohle des Klimas, aber genauso der deutschen Verbraucher sowie der Wirtschaft“, so Ryfisch weiter. „Der Bericht zeigt eindeutig, dass jegliche Investition in Kohle-, Öl- oder Gasförderung weltweit mit dem Pariser Abkommen nicht vereinbar ist. Die nächste Bundesregierung muss auch ihre Entwicklungs- und Exportfinanzierung daran ausrichten“.

Der IEA-Outlook dagegen: „Gegenwärtig kann jedoch jeder Datenpunkt, der die Geschwindigkeit des Wandels im Energiebereich zeigt, durch einen anderen konterkariert werden, der die Hartnäckigkeit des Status quo verdeutlicht. Die rasche, aber ungleichmäßige wirtschaftliche Erholung von der durch den Covid verursachten Rezession im letzten Jahr belastet Teile des heutigen Energiesystems und führt zu einem starken Preisanstieg auf den Erdgas-, Kohle- und Strommärkten. Trotz der Fortschritte bei den erneuerbaren Energien und der Elektromobilität ist im Jahr 2021 ein starker Wiederanstieg des Kohle- und Ölverbrauchs zu verzeichnen. Vor allem aus diesem Grund wird es auch den zweitgrößten jährlichen Anstieg der CO2-Emissionen in der Geschichte geben. Die öffentlichen Ausgaben für nachhaltige Energie in den Konjunkturpaketen haben nur etwa ein Drittel der Investitionen mobilisiert, die erforderlich wären, um das Energiesystem auf neue Beine zu stellen, wobei das größte Defizit in den Entwicklungsländern besteht, die weiterhin mit einer dringenden Gesundheitskrise zu kämpfen haben. Die Fortschritte auf dem Weg zu einem universellen Energiezugang sind ins Stocken geraten, insbesondere in Afrika südlich der Sahara.“

Die Richtung der Reise sei weit entfernt von einer Angleichung an das „bahnbrechende“ IEA-Szenario „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ (NZE1) der IEA, das im Mai 2021 veröffentlicht wurde (siehe: solarify.eu/iea-fordert-radikales-divestment) und einen schmalen, aber erreichbaren Fahrplan zur Stabilisierung des globalen Temperaturanstiegs um 1,5 °C und zur Erreichung anderer energiebezogener nachhaltiger Entwicklungsziele aufgezeigt habe.

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