Gleichzeitig Kannibalisierungseffekte bei Marktwerten für Photovoltaik und Windkraft
Aurora Energy Research (AER) hat die Pläne der neuen Ampel-Koalition auf die Strompreise bis 2030 untersucht. Definiertes Ziel von SPD, Grünen und FDP ist es, den Anteil der Erneuerbaren bis zum Ende des Jahrzehnts auf 80 Prozent zu erhöhen. Dies ist ein deutlich ambitioniertes Ziel als der bisherigen Regierung und erfordert einen schnelleren Ausbau von Photovoltaik und Windkraft. Die Analyse zeigt, dass die Strompreise 2030 um 13 Prozent niedriger liegen werden als in einem Weiter-so-Szenario. Allerdings sind steigende CO2-Preise notwendig, um die Marktwerte für Erneuerbaren-Anlagen zu stabilisieren – schreibt Sandra Enkhardt am 26.11.2021 auf pv magazine.
Für die Photovoltaik strebt die Ampel bis 2030 eine installierte Leistung von 200 Gigawatt an – also müssen in den nächsten neun Jahren mehr als 140 Gigawatt zugebaut werden. Bei der Offshore-Windkraft ist eine Anhebung der Ziele von 20 auf 30 GW vorgesehen und für Onshore sollen jährlich zwei Prozent Fläche bereitgestellt werden, um neue Projekte zu forcieren. In Summe sollen die Kapazitäten von Photovoltaik und Windkraft bis 2030 von aktuell 110 auf 320 bis 350 GW steigen. Die Pläne der Großen Koalition sahen bis dahin eine installierte Leistung von 191 GW vor.
„Dazu kommen noch das Vorziehen des Kohleausstiegs auf idealerweise 2030, eine Reform des bestehenden Strommarktdesigns, eine Beschleunigung der Wasserstoffstrategie sowie die Abschaffung der EEG-Umlage bis 2023“, resümiert AER-Energiemarktexperte Casimir Lorenz. „All diese Pläne beeinflussen die Entwicklung des Strommarkts erheblich, wie unsere Berechnungen zeigen.“
Die Analysten kommen dabei zu dem Schluss, dass die Großhandelsstrompreise durch den forcierten Erneuerbaren-Ausbau bis 2030 um 13 Prozent niedriger liegen werden als bei einer Fortschreibung des Status quo – und dies trotz einer anzunehmenden stark steigenden Nachfrage. Grund dafür sei, dass der massive Ausbau von Photovoltaik und Windkraft den durch die höhere Nachfrage entstehenden Preissteigerungseffekt überkompensiere. Allerdings sei von erheblichen Kannibalisierungseffekten auszugehen. Nach den Aurora-Modellen werden die Marktwerte für Photovoltaik um 44 Prozent, für Windkraft an Land um 35 Prozent und für Offshore-Windkraft um 31 Prozent sinken. „Allerdings dürfte dieser Effekt sich abschwächen, wenn die Pläne zur Einführung eines gemeinsamen Emissionshandel für alle Sektoren umgesetzt werden und damit die europäischen CO2-Preise ansteigen“, so Lorenz weiter. Allerdings sollte die Entwicklung genau beobachtet werden, da die Finanzierung neuer Anlagen außerhalb der EEG-Förderung bei sinkenden Markterlösen schwieriger werden dürfte.
Aurora hat auch die Auswirkungen der neuen Pläne auf die CO2-Emissionen untersucht. Diese könnten bis 2030 auf 107 Megatonnen CO2 bis 2030 im Stromsektor sinken. Bei einem Weiter so wären es zu diesem Zeitpunkt noch 128 Megatonnen CO2. „Dieser Rückgang ist geringer als durch den starken Erneuerbaren-Ausbau zu erwarten wäre“, sagt Analyst-Lorenz weiter. „Das liegt daran, dass unser Szenario ‚Koalitionsvertrag‘ auch eine höhere Stromnachfrage durch die verstärkte Elektrifizierung anderer Sektoren wie Verkehr und Wärme beinhaltet.“ Dies wiederum würde in diesen Sektoren zu erheblich höheren Emissionseinsparungen führen als bei der Beibehaltung des Status quo.
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