Ein Brief von SDSN-Präsident Jeffrey Sachs
Jeffrey Sachs, US-amerikanischer Ökonom und einst wirtschaftsliberaler „Chikago-Boy“, seit 2002 Sonderberater der Millennium Development Goals, ist Direktor des UN Sustainable Development Solutions Network (SDSN) sowie Direktor des Earth Institute an der Columbia University. Am 22.12.2021 schrieb der Professor für nachhaltige Entwicklung, Gesundheitspolitik und -management an der Columbia-Universität über seinen Mail-vVrteiler einen Brief zum Jahreswechsel – Solarify dokumentiert ihn.
Jeffrey Sachs – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify
„Das Jahr 2021 war in jeder Hinsicht ein herausforderndes Jahr. Wir vermissen persönliche Begegnungen, Reisen und das Gefühl der Normalität. Wir wissen, dass wir uns in einer „neuen Abnormität“ befinden, in einer Zeit, in der alte Praktiken und altes Denken in Frage gestellt werden. Im vergangenen Jahr hielt die Pandemie an, die Politik und die Geopolitik blieben zerstritten, und die zahllosen Weltkonferenzen über Klima, Ernährung und biologische Vielfalt machten uns bewusst, wie sehr die Welt noch immer von alten Gewohnheiten eingeengt wird. Doch wir haben auch viele Hoffnungsschimmer für einen besseren Weg in die Zukunft entdeckt.
Regierungen auf der ganzen Welt verpflichteten sich zur Dekarbonisierung, auch wenn sie noch keine Pläne hatten oder nicht einmal genau wussten, was sie mit ihren Versprechen meinten. Die Improvisationen, mit denen wir COVID-19 umgangen haben, haben neue Arbeits- und Lebensweisen hervorgebracht, die für die Zeit nach der Pandemie vielversprechend erscheinen. Es wird noch viel improvisiert und experimentiert.
Vor allem aber haben wir gesehen, mit welchem Elan junge Menschen auf der ganzen Welt bereit sind, sich den Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung zu stellen. Unsere Arbeit im UN Sustainable Development Solutions Network (SDSN) wurde durch die Arbeit junger und dynamischer Gruppen auf der ganzen Welt ständig bereichert und inspiriert. Die SDSN-Jugend leistete Pionierarbeit mit dem Global Schools Program, das inzwischen in mehr als 80 Ländern durchgeführt wird, um Schülern auf der ganzen Welt Bildung für nachhaltige Entwicklung zu vermitteln. Der Ansturm von Freiwilligen und die Begeisterung der Schüler für dieses Programm sind bemerkenswert und beflügelnd. Wir werden diese Bemühungen im Jahr 2022 erheblich ausweiten.
Unser Jahr bei SDSN endete mit einem spannenden globalen Jugendsymposium im Vatikan, das von unserem lieben Freund und Mitglied des Führungsrates, Monsignore Marcelo Sanchez Sorondo, Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften, ausgerichtet wurde. Auf dem Symposium stellten junge Menschen bahnbrechende Projekte in allen Regionen der Welt vor. Die Teilnehmer inspirierten sich gegenseitig, tauschten bewährte Verfahren aus und schmiedeten Pläne für eine Ausweitung im kommenden Jahr.
Das SDSN-Treffen im vergangenen Monat mit fast 100 Universitätspräsidenten in Asien, an dem auch die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina Mohammed teilnahm, machte deutlich, dass an den Universitäten in Asien und in der ganzen Welt dynamische Veränderungen im Gange sind. Die Universitäten engagieren sich mehr denn je für die Lösung komplexer Herausforderungen, die ganzheitliche, transdisziplinäre Ansätze erfordern. Zu Beginn des Jahres 2022 werden wir Gespräche mit Hochschulleitern in anderen Regionen der Welt führen.
Wir schließen das Jahr 2021 mit der Entschlossenheit, die Feiertage zu genießen und neue Energie für das kommende Jahr zu tanken. Das kommende Jahr bietet viele wichtige Gelegenheiten für einen Durchbruch bei den SDGs, und SDSN plant, seinen Teil dazu beizutragen, diese Durchbrüche zu verwirklichen. Der G20-Gipfel 2022 wird von Indonesien ausgerichtet, und wir können sicher sein, dass die nachhaltige Entwicklung ganz oben auf der Tagesordnung der G20 stehen wird. SDSN wird in den Denkfabriken und UN-Prozessen, die zur G20 beitragen, gut vertreten sein. Im September 2022 wird die Welt im UN-Hauptquartier zusammenkommen, um über die Zukunft der Bildung zu diskutieren – ein Thema, das dem SDSN sehr am Herzen liegt und zu dem wir im Vorfeld des globalen Treffens einen wichtigen Beitrag leisten wollen.
Die Arbeit des SDSN wird mit vielen unserer großen, weltweiten Forschungsprogramme fortgesetzt. Wir werden weiterhin eine führende Rolle bei der Verfolgung, Überwachung und Berichterstattung über die globalen Fortschritte bei der Verwirklichung der SDGs spielen. Wir werden weiterhin neue Daten und Datenanalysen fördern. Wir werden unsere zentrale Arbeit an den „Sechs Transformationen“ (Bildung, Gesundheit, Industrie, Land, Stadt und Digitales) fortsetzen, die die Grundlage für die Erreichung der SDGs bilden. Wir werden unsere vielfältigen Bemühungen zur Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung auf allen Ebenen fortsetzen, von der Vorschule über die Primar- und Sekundarstufe bis hin zur Hochschulbildung, Berufsausbildung und Bildung für die breite Öffentlichkeit. Diese Projekte, die ich gerade erwähnt habe, sind nur ein kleiner Teil der wichtigen und innovativen Arbeit, die SDSN-Mitglieder auf der ganzen Welt leisten.
Liebe Freunde und Kollegen, ich danke Ihnen für alles, was Sie tun. Die Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung sind weder klein noch einfach. Die Siege sind hart erkämpft. Doch Schritt für Schritt lernt die Welt neue Wege zu gehen, Wege, die fair, nachhaltig und integrativ sind. Ich freue mich darauf, im Jahr 2022 Seite an Seite mit Ihnen allen weiter an unseren immer wichtiger werdenden Bemühungen zu arbeiten!
Ein glückliches, gesundes und friedliches neues Jahr für alle,
Jeffrey Sachs
Präsident
SDSN
SDSN hatte ein arbeitsreiches Jahr 2021, in dem eine Reihe unserer Netzwerke, Programme und Teams die Fortschritte bei der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und des Pariser Klimaabkommens unterstützt haben. Vollständige Zusammenfassung von SDSN für 2021
->Quellen
- E-Mailaussendung
- jeffsachs.org
- unsdsn.org/sdsn-reflects-on-an-impactful-2021