Politik plant Entlastung für Verbraucher und strenge Regeln für Versorger
Die Strompreise in Deutschland sind Anfang 2022 so hoch wie nie. Die seit Monaten anhaltende Spannung am Energiemarkt führte bereits jetzt zu einem Preisanstieg für den Kostenblock „Stromerzeugung“ von 60 Prozent. Zahlten Verbraucher im letzten Jahr im Schnitt noch 31,9 Cent pro Kilowattstunde, sind es im Januar 2022 bereits 34,6 Cent. Hauptgrund für den Zuwachs von 8,6 Prozent in nur einem Jahr sind die stark gestiegenen Beschaffungskosten, so eine Analyse des Portals strom-report.
Keine Entspannung an der Börse
Die extremen Kosten der Stromerzeugung mit Kohle und Gas spiegeln sich in den Preissprüngen an den Strombörsen wider. Zwar hat nicht jede Preisschwankung an der Börse gleich Einfluss auf den Verbraucherpreis, doch selbst Anbieter, die ihren Energieeinkauf langfristig planen, bekommen den Preisdruck an den Strombörsen zu spüren. Nicht nur kurzfristig benötigte Strommengen werden immer teurer – auch Strom, der für die Jahre 2023 & 2024 eingekauft wird. Gaslieferungen aus den USA haben die Großhandelspreise Anfang Januar zwar deutlich gesenkt, doch diese Entwicklung war nicht nachhaltig. Die Preise am Spotmarkt liegen in der dritten Januarwoche noch immer 276 Prozent über dem Preis vom Vorjahr.
Strompreiszusammensetzung 2022 – Steuerlast weiterhin hoch
Trotz gestiegener Beschaffungskosten hat der Kostenblock „Steuern und Abgaben“ mit 41 Prozent auch 2022 den größten Anteil am Strompreis. Für alle staatlichen Belastungen fallen pro Kilowattstunde 14,29 Cent an, obwohl die EEG-Umlage 2022 bereits stark gesunken ist. Die Mehrwertsteuer, die mit 19 Prozent auf alle Preisbestandteile aufgeschlagen wird, ist derzeit der größte Posten [5,53 Cent pro Kilowattstunde]. Ein Familienhaushalt zahlt bei einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden alleine für die Mehrwertsteuer 221 Euro pro Jahr an den Staat.
Preiserhöhungswelle ebbt nicht ab
Die Situation am Energiemarkt bleibt angespannt und trifft Verbraucher hart. Die bisher für 2022 angekündigten Preiserhöhungen betragen im Durchschnitt 58 Prozent. Haushalte, die von den Erhöhungen betroffen sind, müssen zusätzliche Kosten von durchschnittlich 760 Euro pro Jahr tragen [bei 4.000 kWh Verbrauch p.a.].
Fast die Hälfte aller Grundversorger [398] hat neue Stromtarife für Neukunden eingeführt, die im Schnitt 89 Prozent teurer sind als die „normale Grundversorgung“. Kunden, die diese Preise nicht zahlen können, finden derzeit deutlich weniger Wechselmöglichkeiten bei den Vergleichsportalen. Günstigste Angebote sind selten unter 40 Cent pro Kilowattstunde zu bekommen [Durchschnitt der drei günstigsten Angebote in den 10 größten Städten].
Politik plant Entlastung für Verbraucher
Die Bundesregierung ist zunehmend alarmiert wegen der zuletzt stark gestiegenen Stromkosten und prüft Möglichkeiten für eine deutliche Entlastung der Verbraucher. Neben dem Klimageld geht es zusätzlich um ein Vorziehen der Abschaffung der EEG-Umlage, was ursprünglich für 2023 geplant war. Demnach soll die Förderung zeitnah nicht mehr über die Stromrechnung der Verbraucher, sondern aus Bundesmitteln finanziert werden. Aktuell beträgt die Umlage 3,72 Cent pro Kilowattstunde und könnte zu einer direkten Entlastung von 149 Euro führen [bei 4.000 kWh Verbrauch p.a.].
Strenge Regeln für Versorger geplant
Die Ampel-Regierung plant eine Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes. „Wir dürfen die Verbraucher nicht noch mal so im Regen stehen lassen“, sagte Oliver Krischer [Grüne], parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Nach den Plänen der Bundesregierung soll eine Kündigung von Stromlieferungen künftig mehrere Monate im Voraus angekündigt werden müssen. Zudem setze man sich für einheitliche Tarife in der Grundversorgung ein, damit Neukunden nicht ein Vielfaches im Vergleich zu den Bestandskunden bezahlen müssen.
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