Wirkungsgrad-Prognose von Solarzellen mit Terahertz- und Mikrowellenspektroskopie

Untersuchung mit 15 Forschungseinrichtungen

Viele unterschiedliche Halbleitermaterialien kommen für Solarzellen in Frage. In den letzten Jahren haben insbesondere die Perowskit-Halbleiter Aufsehen erregt, die sowohl preiswert als auch leicht zu verarbeiten sind und hohe Wirkungsgrade ermöglichen. Nun zeigt eine Untersuchung des Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie mit 15 Forschungseinrichtungen, wie sich mit Terahertz- (TRTS) und Mikrowellen-Spektroskopie (TRMC) zuverlässig Mobilität und Lebensdauer der Ladungsträger ermitteln lassen. Aus diesen Messdaten ist es möglich, den potenziellen Wirkungsgrad der Solarzelle vorherzusagen und die Verluste in der fertigen Zelle einzuordnen – so eine Publikation am 26.02.2022 in Advanced Energy Materials (open access).

PV-Modul – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Zu den wichtigsten Materialeigenschaften eines Halbleiters, der als Solarzelle verwendet werden soll, zählen Mobilität und Lebensdauer von Elektronen und „Löchern“. Beide Größen lassen sich kontaktlos mit Hilfe von spektroskopischen Methoden mit Terahertz- bzw- Mikrowellenstrahlung messen. Allerdings unterscheiden sich die Messdaten aus der Literatur oft um Größenordnungen, so dass es schwierig war, daraus zuverlässige Berechnungen abzuleiten.

Referenzproben gemessen

„Diesen Unterschieden wollten wir auf den Grund gehen“, sagt Hannes Hempel aus dem HZB-Team um Thomas Unold. Dafür haben die HZB-Physiker Fachleute aus insgesamt 15 internationalen Laboren eingebunden und gemeinsam mit ihnen typische Fehlerquellen und Probleme der Messungen analysiert. Jedes Labor erhielt Referenzproben mit der auf Stabilität optimierten Perowskit-Halbleiterverbindung (Cs,FA,MA)Pb(I,Br)3). Die Proben wurden von Martin Stolterfoht an der Universität Potsdam produziert.

Präzise Daten für die Prognose

Ein Ergebnis der gemeinsamen Arbeit ist die deutlich präzisere Ermittlung der Transporteigenschaften mit Terahertz- bzw Mikrowellenspektroskopie „Wir wissen nun, worauf wir im Vorfeld der Messungen achten müssen und kommen so zu deutlich besser übereinstimmenden Werten“, betont Hempel.

Ein weiteres Ergebnis ist, dass sich mit diesen zuverlässigen Messdaten und einer weiter-entwickelten Analyse auch die Kennlinien der Solarzelle präziser berechnen lassen. „Wir glauben, dass diese Analyse für die Photovoltaik-Forschung von großem Interesse ist, weil sie den maximal möglichen Wirkungsgrad des Materials in einer Solarzelle vorhersagt und den Einfluss verschiedener Verlustmechanismen, wie Transportbarrieren, offenlegt“, sagt Unold. Dies gilt nicht nur für die Materialklasse der Perowskit-Halbleiter, sondern auch für andere neue halbleitende Materialien, die sich so rasch auf ihre mögliche Eignung überprüfen lassen.

->Quellen: 

  • helmholtz-berlin.de/news_seite23441
  • Hannes Hempel, Tom J. Savenjie, Martin Stolterfoht, Jens Neu, Michele Failla, Vaisakh C. Paingad, Petr Kužel, Edwin J. Heilweil, Jacob A. Spies, Markus Schleuning, Jiashang Zhao, Dennis Friedrich, Klaus Schwarzburg, Laurens D.A. Siebbeles, Patrick Dörflinger, Vladimir Dyakonov, Ryuzi Katoh, Min Ji Hong, John G. Labram, Maurizio Monti, Edward Butler-Caddle, James Lloyd-Hughes, Mohammad M. Taheri, Jason B. Baxter, Timothy J. Magnanelli, Simon Luo, Joseph M. Cardon, Shane Ardo, Thomas Unold: Predicting Solar Cell Performance from Terahertz and Microwave Spectroscopy, in: Advanced Energy Materials, 26.02.2022,https://doi.org/10.1002/aenm.202102776 (open access)