Unsicherheit in der deutschen Energiebranche stark gestiegen

World Energy Council veröffentlicht Energy Issues Monitor 2022

„Geopolitische Spannungen und steigende Rohstoffpreise standen bereits im Jahr 2021 ganz oben auf der Agenda deutscher Energieexpert:innen“, erklärt Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat – Deutschland, anlässlich der Veröffentlichung der neuen Ausgabe des World Energy Issues Monitor am 21.03.2022. „Insofern sind die bedauerlichen Entwicklungen der letzten Wochen eine dramatische Eskalation dessen, was bereits ansatzweise befürchtet wurde.“

World Energy Issues Monitor 2022 – Titel © World Energy Council

Der Issues Monitor bündelt die Ergebnisse einer jährlichen Umfrage innerhalb des globalen Netzwerks des World Energy Council. Im Fokus steht dabei folgende Frage: Welche Themen werden von den Befragten im Energiesektor als besonders drängend bzw. unsicher empfunden? „Die Ergebnisse der im November 2021 durchgeführten Umfrage zeigen eine deutliche Zunahme der Unsicherheit, sowohl auf globaler als auch nationaler Ebene“, fährt Carsten Rolle fort. „Das überrascht wenig. In der zweiten Jahreshälfte 2021 kam es in Deutschland und der EU zu einem deutlichen Anstieg der Preise für fossile Brennstoffe, unter anderem aufgrund einer überraschend stark gestiegenen Energienachfrage im Zuge einer Erholung der Weltwirtschaft.“

Die Installation neuer Windparks, Solarzellen und anderer Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien (EE) wurde im letzten Jahr von deutschen Umfrageteilnehmer:innen als die mit Abstand wichtigste Handlungspriorität im Energiebereich wahrgenommen. Neben der Energieeffizienz wird der EE-Ausbau als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 angesehen. Was beim Vergleich der deutschen und globalen Ergebnisse zudem auffällt: Wasserstoff wurde von den deutschen Befragten als Thema von besonders hoher Relevanz eingestuft, das gleichzeitig durch ein hohes Maß an Unsicherheit geprägt ist. In vielen europäischen und auch asiatischen Ländern scheint dem Thema allgemein eine höhere Bedeutung beigemessen zu werden als etwa in Nordamerika und Afrika.

„Auch im Frühjahr 2022 stehen geopolitische Fragen der Versorgungssicherheit, die enorm gestiegenen Energiepreise und der rasche EE-Ausbau im Mittelpunkt der deutschen Energiediskussion“, sagt Carsten Rolle. „Die Eskalation des Russland-Ukraine-Konfliktes markiert dabei eine Zäsur – sowohl für die Sicherheitsarchitektur in Europa als auch für die Energiedebatte in Deutschland und der EU. Die aktuelle Krise unterstreicht einmal mehr die große Bedeutung einer schnellen Energiewende und rückt Fragen der Versorgungssicherheit in den Fokus. Über viele Jahrzehnte gewachsene Energiebeziehungen stehen plötzlich politisch zur Disposition. Mit dem Prüfen von alternativen Bezugsquellen, einer Ausweitung von LNG-Importen und einer Stabilisierung der heimischen Förderung kehrt zudem eine alte Frage zurück: Was ist uns Versorgungssicherheit wert und wer zahlt die Mehrkosten? Zugleich wird sich auch nach der aktuellen Krise die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland längerfristig verändern, wenn sich das Niveau der Gaspreise zukünftig an den deutlich höheren LNG-Preisen ausrichten muss.“

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