Charta des Netzwerks Klimajournalismus Deutschland

Kein (Einzel-)Thema, sondern Dimension eines jeden Themas

Am 26.04.2022 hat das Netzwerk Klimajournalismus eine Charta zum Umgang der Medien mit der menschengemachten Klimakrise, die „Demokratie und Grundrechte auf unserem Planeten gefährdet“, darüber veröffentlicht, was Klimajournalismus nach Ansicht der medienübergreifenden Initiative leisten muss. Umgehend seien „grundlegende Veränderungen unserer Art zu leben und zu wirtschaften“ nötig, um der weiteren Erwärmung der Atmosphäre Einhalt zu gebieten. „Der Globale Norden trägt durch den Kolonialismus und das Wachstumsparadigma seiner Ökonomien historisch die Verantwortung für die Klimakrise. Klimajournalismus erkennt diese Fakten an und konfrontiert die Verantwortlichen damit, dass sie die Welt in eine irreversible Katastrophe steuern, wenn sie in den nächsten Jahren nicht entschieden handeln.“ Solarify veröffentlicht die Charta.

Weltweite ‚Warming Stripes‘ – 1850-2020 – Grafik © Ed Hawkins, climate-lab-book.ac.uk, CC BY-SA 4.0

„Die Klimakrise berührt bereits heute alle Bereiche unseres Lebens und damit alle Bereiche des Journalismus. Klimajournalismus verdeutlicht die Krise und zeigt Ursachen, Folgen und Auswege auf.

Die Klimakrise ist kein Thema, sondern – analog zu Demokratie und Menschenrechten – eine Dimension jedes Themas. Klimajournalismus ist daher nicht an Ereignisse gebunden und kann nicht in engen Ressort- und Zuständigkeitsgrenzen stattfinden.

Klimajournalismus greift interdisziplinär auf die Erkenntnisse aus Gesellschafts- und Naturwissenschaften zurück, hat weitere ökologische Krisen wie das Artensterben im Blick und orientiert sich dabei am Stand der Forschung. Angesichts der Dringlichkeit der Krise zeigt Klimajournalismus konstruktiv Lösungen auf, ordnet diese kritisch ein und befähigt so zu einem informierten demokratischen Diskurs.

Klimajournalismus braucht unterstützende Strukturen. Verlage und Sender tragen auf unterschiedlichen Ebenen Verantwortung: Sie sollten ihren Redaktionen Aus- und Weiterbildungen ermöglichen und sich von fossilen Energieträgern und entsprechenden Anzeigen trennen.

Die Abhängigkeit von fossilen Energien befeuert Kriege und Konflikte. Klimajournalismus macht das transparent und zeigt Wege zu globaler Klimagerechtigkeit auf. Er beleuchtet die Ursachen der gesellschaftlichen Ungleichheit und die Auswirkungen der Klimakrise entlang von Herkunft, Besitz, Geschlecht und weiterer relevanter Merkmale.

Kurzfristige ökonomische Interessen gefährden die mittel- und langfristigen Interessen der Menschheit und der Natur. Klimajournalismus vermeidet “False Balance” [falsche Ausgewogenheit] und enthüllt die Ausweich- und Verschleierungstaktiken von Personen, Unternehmen und Organisationen.

Die Klimakrise ist menschengemacht. Grundlegende Veränderungen unserer Arten zu leben und zu wirtschaften sind umgehend nötig, um die Erderhitzung zu begrenzen. Der Globale Norden trägt durch den Kolonialismus und das Wachstumsparadigma seiner Ökonomien historisch die Verantwortung für die Klimakrise. Klimajournalismus erkennt diese Fakten an und konfrontiert die Verantwortlichen damit, dass sie die Welt in eine irreversible Katastrophe steuern, wenn sie in den nächsten Jahren nicht entschieden handeln.

Klimajournalismus verdeutlicht, dass die Klimakrise so auch Demokratie und Grundrechte gefährdet. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 und das „Klima-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichtes von 2021 sind für den Klimajournalismus Richtschnur und Leitplanken. In Kombination mit den Pressegesetzen der Bundesländer und dem Grundgesetz ergibt sich für uns daraus eine Verpflichtung zur klimajournalistischen Arbeit.

Klimajournalismus trägt angesichts dessen durch Aufklärung zu einem klaren ethischen und ökologischen Ziel bei: dem Erhalt der Lebensgrundlagen für alle Lebewesen auf diesem Planeten.“

->Quellen: