Deutsches Maritimes Zentrum stellt Kraftstoff-Portfolio vor
Von fossilen zu regenerativen Energieträgern: Erste Gesamtübersicht zur Transformation der deutschen maritimen Industrie. Mit welchem Kraftstoff kann man heute, in zehn und in 25 Jahren ein Schiff möglichst klimaneutral fahren? Die Beantwortung dieser Frage ist zentral, um zu Investitionsentscheidungen für neue Schiffe oder den Umbau von vorhandener Tonnage zu kommen, egal, ob Binnenschiff, Küstenfrachter oder 22.000 TEU-Containerschiff, so eine Medienmitteilung des Deutschen Maritimen Zentrums.
„Wir müssen wissen, welche Kraftstoffe und Energieträger (einschließlich Verträglichkeit, Verfügbarkeit, Emissionspotenziale nach Schiffssegmenten) für die Schifffahrt verfügbar sind. Hierzu hat das Deutsche Maritime Zentrum 2021 eine Studie bei der Ramboll GmbH beauftragt“ erläuterte Claus Brandt, Geschäftsführer des Deutschen Maritimen Zentrums, als er die Ergebnisse der Studie am 27. April präsentierte.
Mit engem Bezug zur deutschen maritimen Wirtschaft liefert die Untersuchung einen Überblick über die alternativen Kraftstoffe und Energieträger, die perspektivisch regenerativ erzeugbar sind. Typenabhängige Schiffsdesigns, Versorgungspotenziale weltweit, erforderliche und vorhandenen Regelwerke bis hin zu Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger werden in einem Zusammenhang dargestellt. „In der Studie wird die Erzeugung dieser Kraftstoffe einschließlich der Energieeffizienzen ebenso betrachtet, wie die Kosten für die Energieträger der Zukunft, sowie für den Neu- und Umbau der Schiffe. Lücken in der Regulative wurden identifiziert und Vorschläge für das zukünftige Regelwerk benannt“, so Thomas Rust von Ramboll.
Die Untersuchung zeigt:
- In der untersuchten Flotte werden bisher kaum alternative Kraftstoffe eingesetzt. Zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen werden nahezu ausschließlich die entsprechenden Energieeffizienz-Ziele erfüllt. Ein Einsatz von regenerativen Energieträgern ist bisher nur äußerst selten vorgesehen.
- Das weltweite aktuelle Orderbuch für Neubauten zeigt ein analoges Bild. Der überwiegende Anteil der Schiffe ist auf die Erfüllung der gültigen IMO-Regeln zur Minderung der Schadstoffemissionen (Schwefel- und Stickoxide) ausgelegt, unter Verwendung der etablierten (fossilen) Schiffskraftstoffe.
- Es ist bisher nicht eindeutig absehbar, wie die technischen Lösungen in 30 Jahren aussehen werden.
- Ein genereller Trend, zu nur einem bestimmten regenerativ erzeugbaren Kraftstoff, mit dem sich Versorgung und Speicherung an Bord sowie die Umsetzung in Propulsionsleistung realisieren ließe, ist bisher nicht erkennbar.
- Es fehlt ein gültiges internationales Regelwerk um die CO2-Emissionen der regenerativ erzeugten Kraftstoffe, (auch für fuel blends).
In der Untersuchung werden Handlungsempfehlungen vorgestellt, wie sich der Übergang in die CO2-Neutralität in der Schifffahrt gestalten lässt und welche flankierenden Maßnahmen, Gesetze und Regularien dafür notwendig sind bzw. angepasst werden müssen. „Wesentlich wird in Zukunft sein, eine tragfähige Aussage über die CO2-Emission der alternativen Energieträger von der Herstellung bis zum Tank an Bord machen zu können,“ erläutert der Projektleiter Ralf Plump, Referent Schiffs- und Meerestechnik im DMZ.
Dieses Problem betrifft nicht nur die Schifffahrt, sondern die Umstellung der globalen Energieversorgung insgesamt. Das Deutsche Maritime Zentrum wird sich auch zukünftig mit Fragen der Dekarbonisierung und Emissionsreduktion befassen.