Sparen und gemeinsam einkaufen – Verzehnfachung der Elektrolyseur-Produktion
Die EU-Kommission will die Europäische Union vor allem durch das Einsparen von Energie und gemeinsame Einkäufe auf dem Weltmarkt unabhängig von Öl und Gas aus Russland machen. Die EU müsse „so schnell wie möglich“ ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland verringern, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 18.05.2022 in Brüssel. Wie viele Medien berichten, setzt die EU dafür auch auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Ab 2025 sollen Solarpanels auf öffentlichen und kommerziell genutzten Gebäuden Pflicht werden – für private ab 2029. Ebenso sollen Genehmigungsverfahren für Windparks weniger lange dauern. Bis spätestens 2030 sollen die EU-Staaten für ihre Energieversorgung keine Rohstoffe mehr aus Russland brauchen. Erreicht werden soll das mit einem 300 Milliarden schweren Maßnahmen-Paket.
Von der Leyen präsentierte in Brüssel einen Plan, um sich von fossilen Brennstoffen aus Russland zu lösen und die Energiewende zu beschleunigen. Sie schlug vor, das Energiesparziel der EU für 2030 von neun auf 13 Prozent und den Anteil erneuerbarer Energien in der EU bis 2030 von 40 Prozent auf 45 Prozent zu erhöhen. Außerdem soll kräftig in die Infrastruktur investiert werden – in Stromnetze, aber auch in Gas- und Ölleitungen. Länder wie Ungarn, die besonders von russischem Öl abhängig sind und sich aktuell gegen ein Öl-Embargo sperren, sollen insgesamt bis zu zwei Milliarden Euro erhalten, um von den russischen Importen loszukommen. Bisher handelt es sich allerdings nur um einen Vorstoß der EU-Kommission – viele der vorgeschlagenen Maßnahmen müssen noch mit den EU-Ländern und dem Europaparlament verhandelt werden.
FÜR BEE-Präsidentin Simone Peter stellt der Plan einen deutlichen Schritt in Richtung einer rein auf Erneuerbaren Energien aufgebauten Energieversorgung in Europa: „Die einzelnen Maßnahmen, ebenso wie das nochmals angehobene Ausbauziel für Erneuerbare Energien auf 45 % bis zum Jahr 2030, werden mittel- bis langfristig einen deutlichen Beitrag zur Energiesouveränität in Europa, zur Verringerung der Abhängigkeiten von fossilen Energieimporten sowie zum Klimaschutz leisten“. Der Plan setze dabei über alle Erneuerbare Energien hinweg auf Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus sowie auf den Ausbau der Potenziale zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Konkrete Leitlinien zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und Sicherung von Lieferketten würden vorgeschlagen. Bis 2050 soll die Elektrifizierung im europäischen Energiemix auf 75 Prozent erhöht werden. Den Aufbau der dazu notwendigen Kapazitäten wolle die EU-Kommission mit einem Bündel von Maßnahmen gezielt fördern.
Konkret sehe der Plan im Bereich der Solarenergie unter anderem den Wiederaufbau der europäischen Solarindustrie vor, mit dem Ziel, die installierte Leistung bis zum Jahr 2030 auf insgesamt 600 Gigawatt gegenüber heute zu vervierfachen und in diesem Zuge die Genehmigungsprozesse zu vereinfachen. Eine Solar-Allianz solle die Produktion wieder in Europa verankern. „Nur durch neue und erweiterte Produktionskapazitäten für Erneuerbare Energien in Europa ist die nächste Abhängigkeit, u.a. von China, zu verhindern,“ so Peter. Vorhaben im gemeinsamen europäischen Interesse (IPCEI) sowie die Solardachpflicht seien ebenfalls zu begrüßen. Am 20.05.2022 soll mit EU Energie-Kommissarin Kadri Simson in einem Kick-off Event in Brüssel PV-Produktion in Europa zu einem IPCEI zu erklären. Sechs EU Mitgliedsländer unterstützen bereits die Initiative.
Europäische Elektrolyseur-Hersteller wollen Produktion verzehnfachen
Die 20 größten Elektrolyseure-Hersteller in der EU haben sich zudem dazu verpflichtet, ihre Produktion bis 2025 zu verzehnfachen. Dafür sagt ihnen die EU-Kommission Erleichterungen bei staatlichen Beihilfen und Gelder aus dem EU-Innovationsfonds für Kohlenstoffdifferenzverträge (CCfD) zu. Die CEOs von Elektrolyseure-Herstellern wie Bosch, Siemens oder Thyssenkrupp Nucera, der Leiter des europäischen Verbands der Wasserstoffindustrie Hydrogen Europe, Jorgo Chatzimarkakis, und EU-Industriekommissar Thierry Breton unterzeichneten in Brüssel eine entsprechende Absichtserklärung. Ziel ist es, eine Wertschöpfungskette für Elektrolyseure in der EU nach dem Vorbild der „Batterieallianz“ aufzubauen. Schätzungsweise werden derzeit in der EU jährlich Elektrolyseure mit einer Kapazität von insgesamt 1,75 GW hergestellt. Die europäischen Elektrolyseur-Hersteller wollen bis 2025 17,5 GW erreichen.
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