Greenpeace-Studie: G7 müssen fossiles Gas einsparen, nicht ausbauen
Die G7-Staaten können in drei Jahren fast ein Fünftel ihres Gasverbrauchs einsparen – ohne auf Atomkraft, Biomasse oder Kohle zu beharren oder die industrielle Produktion zu reduzieren. Das zeigt eine am 26.05.2022 veröffentlichte Greenpeace-Studie. “Die G7-Staaten können einen großen Teil ihres Gasverbrauchs einsparen, so das Klima schützen und die Welt sicherer machen”, sagt Greenpeace-Klimaexpertin Lisa Göldner. “Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die sieben Industriestaaten, dem Rest der Welt zu zeigen, dass sie das 1,5-Grad-Ziel ernst nehmen und mit ganzer Kraft weg von fossilen Energien und hin zu den Erneuerbaren gehen.”
Bis 2025 kann mehr Gas gespart werden als Russland exportiert
Laut der Studie von DIW Econ liegt das Einsparpotenzial der G7-Staaten bei 264 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Das ist mehr als die Menge, die Russland jährlich exportiert. Die wichtigsten Schritte dafür sind eine Ausbauoffensive für Wärmepumpen, Wind- und Solarenergie, sowie mehr Energieeffizienz. Bei industrieller Prozesswärme kann der Umstieg auf große Wärmepumpen und Solarthermie viel Gas sparen. Bisher haben die einzelnen Staaten russisches Gas vor allem durch andere fossile Quellen ersetzt, zum Beispiel durch vermehrte LNG-Exporte. Die Folge: Überall in der Welt wird die Erschließung neuer Gasfelder wieder lukrativer. Die dringend notwendige Reduzierung des Gasverbrauchs gerät aus dem Fokus.
Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (B´90/Die Grünen) und seine Kolleg:innen stellen mit dem heutigen Treffen die Weichen für den G7-Gipfel im Juni im bayerischen Elmau. “Die G7 müssen jetzt so schnell wie möglich ihre Importe von Gas, Kohle und Öl aus Russland stoppen und ihre gesamte Stromproduktion bis 2035 komplett auf erneuerbare Energien umstellen. Nur so können die schlimmsten Folgen der Klimakrise abgewendet und Putin der Geldhahn zugedreht werden”, sagt Lisa Göldner.
Aus dem Vorwort zur Untersuchung von Greenpeace-Energie-Experte Gerald Neubauer
„Seit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine bahnt sich ein neuer, weltweiter Boom bei der Förderung fossilen Erdgases an. Die Folge: Überall in der Welt – ob in den USA, im Nahen Osten oder in Australien – wird die Erschließung neuer Gasfelder wieder lukrativer. Die dringend notwendige Reduzierung des Gasverbrauchs gerät aus dem Fokus. Doch die G7 müssen fossiles Gas einsparen, nicht ausbauen! Denn für den Klimaschutz ist die drohende Ausweitung der Gasförderung fatal – schließlich dürfen zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze weltweit gar keine neuen Öl- und Gasfelder mehr angebohrt werden. Mehr noch: Um die Möglichkeit zu bewahren, die Erderhitzung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen, müssen die G7-Industrieländer bis spätestens 2035 komplett auf fossiles Gas verzichten, zumindest in der Stromerzeugung. Der Gasverbrauch muss also schnell sinken.
Deshalb hat Greenpeace – anlässlich des diesjährigen G7-Gipfels unter deutscher Ratspräsidentschaft – die DIW Econ beauftragt, die Potenziale zur Senkung des Gasverbrauchs in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und den USA zu berechnen. Die Studie zeigt: Bis 2025 können die G7 ihren jährlichen Gasverbrauch durch Einsparungen und Erneuerbare Energien um 264 Milliarden Kubikmeter reduzieren – ohne Umstieg auf Kohle, Atomkraft oder Biomasse, und ohne Rückgänge der Industrieproduktion. Das sind 18 Prozent des aktuellen Verbrauchs, und übersteigt die Gasmenge, die Russland jedes Jahr exportiert.
Die größten Potenziale zur Reduktion des Gasverbrauchs bieten eine Ausbauoffensive für Wärmepumpen und Gebäudesanierung, der beschleunigte Ausbau von Wind- und Solarenergie, mehr Energieeffizienz sowie die Umstellung industrieller Prozesswärme auf große Wärmepumpen und Solarthermie. Die G7-Länder müssen diese Möglichkeiten zur schnellen Senkung des Gasverbrauchs jetzt nutzen, mit einem koordinierten, gemeinsamen Plan zur Gasreduktion.
Tun sie das nicht, führt die Abkehr vom russischen Gas unweigerlich zu einer Ausweitung der Gasförderung, und damit zu einem Lock-in-Effekt, also einer Bindung an fossiles Gas für weitere Jahrzehnte. Eine dramatische Verschärfung der Klimakrise wäre die Folge.“
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