Politik-Wirtschaft-Wissenschaft eruieren Möglichkeiten
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat vom 23. bis 28.05.2022 mit einer Delegation aus Wissenschaft und Wirtschaft Australien bereist. Wissenschaftlicher Delegationsleiter: Prof. Robert Schlögl, Direktor des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft und Leiter des Wasserstoff-Projekts „HySupply“ von acatech. Ziel der Reise: Die bereits bestehende Forschungspartnerschaft in Sachen Grüner Wasserstoff soll vertieft und eine wirtschaftliche Partnerschaft daraus geschmiedet werden – neue Erkenntnisse über eine Wasserstoff-Lieferkette zwischen Deutschland und Australien. „Shipping the sunshine“ lautet das Motto der Australienreise. „Mit Wasserstoff die Energie der australischen Sonne in Tanker packen und nach Deutschland holen“, drückt es Schlögl aus. Joachim Müller-Jung nennt ihn in der FAZ am 31.05.2022 „einen der großen Energiewendestrategen in Deutschland“. Im Rahmen ihrer Reise besuchte die Delegation Perth, Sydney und Brisbane. Ein Reisetagebuch aus dem BMBF.
25.05.2022, Perth:
- Workshop „Western Australia Opportunities“: Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Alannah MacTiernan, u.a. Ministerin für Wasserstoff-Industrie im Bundesstaat Westaustralien, diskutieren über Möglichkeiten der Kooperation bei Wasserstoff und Rohstoffen.
- Gespräche mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Industrie sowie Wissenschaft und Forschung zur Weiterentwicklung der deutsch-australischen Wasserstoff-Partnerschaft
- Unternehmensbesuch bei Woodside Energy
- Unternehmensbesuch bei Fortescue Future Industries
- Treffen mit Premierminister Mark McGowan (Westaustralien), Wasserstoff-Ministerin (Westaustralien) Alannah MacTiernan und Bill Johnston, u.a. Minister für Bergbau und Erdöl; Energie in Westaustralien
26.05.2022, Sydney:
- Netzwerktreffen mit Vertretern aus Industrie, Wirtschaft und Politik
- Besuch des Australien Research Council Training Center for the Global Hydrogen Economy und Besichtigung der Labore
- Treffen mit Minister Alister Henskens (Minister for Science, Innovation and Technology; Skills and Training im Bundesstaat New South Wales)
27.05.2022, Brisbane:
- Queensland Opportunities Workshop mit lokalen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Industrie sowie Wissenschaft und Forschung
- Unterzeichnung einer „Joint Declaration of Intent“ zur deutsch-australischen Kooperation im Bereich Bioökonomie-Forschung
- Besuch des Queensland Centre for Advanced Technologies of CSIRO und Gespräche mit Vertretern aus Energieforschung und -wirtschaft
- Empfang auf Einladung der Regierung des Bundesstaats Queensland und Gespräche mit Energie- und Wasserstoffminister Mick de Brenni
- Treffen mit der Gouverneurin von Queensland, H.E. Jeannette Young und weiteren Vertretern aus Politik und Verwaltung
Aus der Mitteilung des BMBF
Wasserstoff ist ein Schlüsselelement für die globale Energiewende. Das Element mit dem Symbol „H“ ist das häufigste chemische Element im uns bekannten Universum. Auf der Erde ist ein Großteil des Wasserstoffs in unseren Meeren, Ozeanen, Seen und Flüssen gebunden. Denn dort geht Wasserstoff eine Verbindung mit Sauerstoff ein – und wird so zu H2O, also Wasser. Mithilfe von Strom kann der Wasserstoff vom Sauerstoff getrennt werden. Das Verfahren nennt sich Elektrolyse oder auch „Power-to-Gas“. Wenn der dabei eingesetzte Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt, ist das Ergebnis „grüner Wasserstoff“. Hier kommt Australien ins Spiel.
HyGATE, HySupply-Studie und TransHyDE: Wasserstoff-Produktion, -Speicherung und -Transport – was ist machbar?
Australien und Deutschland wollen daher eine Wasserstoffpartnerschaft aufbauen und die Potenziale beider Länder nutzen. In der gemeinsamen Machbarkeitsstudie „HySupply“ untersuchen Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft seit November 2020, wie der Grüne Wasserstoff von „A“ nach „D“ kommen soll. Dabei beziehen sie alle Schritte von der Produktion und Speicherung bis hin zum Transport und zur Verteilung und Nutzung in verschiedenen Anwendungsbereichen mit ein. Zudem betrachten sie auch volks- und betriebswirtschaftliche sowie naturwissenschaftlich-technische Aspekte ebenso wie regulatorische, rechtliche und logistische Rahmenbedingungen. Koordiniert wird die Studie auf deutscher Seite von acatech und dem BDI, auf australischer Seite von der University of New South Wales. Das BMBF fördert die Untersuchung mit 1,7 Millionen Euro. Im Februar 2022 haben das BMBF und die Australian Renewable Energy Agency (ARENA) zudem die Fördermaßnahme HyGATE auf den Weg gebracht, ein gemeinsames Instrument zur Förderung von Projekten zur Entwicklung und Demonstration von innovativen grünen Wasserstofftechnologien.
Je nach Distanz und Menge des transportierten Wasserstoffs sind unterschiedliche Transportmethoden sinnvoll. Für große Mengen über kurze Distanzen sind Wasserstoff-Leitungen die beste Option. Für mittlere und längere Distanzen wie nach Afrika oder Australien bieten sich andere Methoden an, die derzeit in den BMBF-Wasserstoff-Leitprojekten erforscht werden, etwa im Projekt TransHyDE. Im TransHyDE-Projekt Campfire testen Forscher das Potenzial von Ammoniak als Wasserstoff-Transportmöglichkeit. Ziel des TransHyDE-Projekts ist die Bindung von Wasserstoff in Ammoniak für den Transport und die anschließende Wieder-Auslösung. Campfire testet zudem Demonstratoren für die zentrale und dezentrale Nutzung von Ammoniak sowie Logistikstrukturen für den Ammoniak-Import und die -Verteilung. Im TransHyDE-Projekt Helgoland testen Forschende eine Wasserstoff-Logistikkette über Land und über See. Via Pipeline gelangt Grüner Wasserstoff von der Offshore-Anlage des Leitprojekts H2Mare auf die Insel Helgoland. Für den weiteren Transport wird der Wasserstoff an organische Trägerflüssigkeiten – sogenannte LOHCs, gebunden. Dadurch lässt sich Wasserstoff transportieren wie Öl oder Kraftstoff und kann mit bereits bestehender Infrastruktur verschifft werden. Dazu baut das TransHyDE-Projekt Helgoland im Hamburger Hafen eine Dehydrieranlage, die den Wasserstoff wieder vom LOHC löst. Die Forschung der Wasserstoff-Leitprojekte wird mit 700 Millionen Euro gefördert.
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