Indira Gandhi: „Umwelt und Entwicklung nicht trennen“
Vom 05. bis 16.06.1972 fand in Stockholm die Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen oder auch Weltumweltkonferenz, kurz UNCHE (englisch United Nations Conference on the Human Environment), statt – die erste Konferenz der Vereinten Nationen zum Thema Umwelt, Beginn der internationalen Umweltpolitik. Damals trafen sich mehr als 1.200 Vertreter aus 113 Staaten und erarbeiteten eine „Erklärung der Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen“. Die am 16.06.1972 verabschiedete Deklaration enthielt 26 Prinzipien für Umwelt und Entwicklung. Darüber hinaus wurde ein Aktionsplan mit 109 Empfehlungen verfasst, der Maßnahmen des internationalen Umweltmanagements expliziter ausführt.
Im Verlauf der Konferenz rief die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi dazu auf, Umwelt und Entwicklung nicht länger getrennt zu betrachten: „Das Leben ist eins, und wir haben nur diese eine Erde. Alles ist miteinander verknüpft: Bevölkerungsexplosion, Armut, Unwissenheit, Krankheit, Umweltverschmutzung, die Ansammlung von nuklearen, biologischen und chemischen Waffen. Ein Teufelskreis! Jedes Thema ist wichtig, aber es wäre vergebliche Mühe, jedes einzeln zu behandeln (siehe Monika Köpcke im DLF am 16.06.2022).
Mit der Verabschiedung der Deklaration bekannten sich die Staaten zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Umwelt- und Naturschutzfragen. In der Folge wurde im selben Jahr das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gegründet, das weitere Konferenzen vorbereitete. Zahlreiche Umweltabkommen resultierten direkt oder indirekt aus der UNCHE:
- das Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten (Bonner Konvention),
- das Wiener Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht mit dem den FCKW-Ausstoß regulierenden Montreal-Protokoll,
- die Basler Konvention zum grenzüberschreitenden Umgang mit gefährlichen Abfällen,
- das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Biodiversitätskonvention) mit dem resultierenden Cartagena-Protokoll,
- die Klimarahmenkonvention mit dem Kyoto-Protokoll,
- das Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (welches allerdings einen Vorgänger von 1971 hatte).
Die 1992 nachfolgende Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro (UNCED, auch als Weltgipfel bezeichnet) wird meist als Höhepunkt der UN-Konferenzen wahrgenommen. Hans-Dietrich Genscher, 1972 für die Bundesrepublik dabei, sagte 20 Jahre später: „Wir wären wesentlich weiter heute, wenn die Absichten, die man damals in Stockholm geäußert hat, hätten verwirklicht werden können. Also, die Einsicht war da, die Absicht war da, aber das, was in der Politik oft unzulässigerweise als Sachzwang bezeichnet wird, hat dann den umweltpolitischen Elan doch sehr gelähmt. Und das ist sehr bedauerlich.“
->Quellen: