Schlögl im BR zu G7: „Klimaschutz-Bekenntnis reicht nicht“
Prof. Robert Schlögl, Vizepräsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, fordert von den G7 konkrete Klima-Beschlüsse. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagte er am 24.06.2022, jetzt komme die Zeit großer Investitionen – aber nicht mehr die der Atomkraft, so der BR in einer Meldung auf seiner Internetseite. Wenn am 28.06.2022 die G7-Staatschefs Schloss Elmau wieder verlassen würden, dann werde es nur dann ein guter Gipfel gewesen sein, wenn sich die sieben auf „irgendetwas Vorzeigbares“ geeinigt hätten, so Schlögl. Ein bloßes Bekenntnis zum Klimaschutz reiche nicht mehr.
Noch beim vergangenen G7-Gipfel vor einem Jahr in Cornwall hättten die G7 zwar an der 1,5-Grad-Grenze festgehalten. Dieses ist aus Sicht des Wissenschaftlers aber eher eine „politische Hülse“. Wissenschaftlich seien wir bereits jenseits des 1,5-Grad-, wahrscheinlich sei auch die 2-Grad-Grenze bereits überschritten. Er verstehe die Politik, dass sie sich Ziele setze. Aber diese müssten erreichbar sein. Man dürfe die Menschen „nicht für dumm verkaufen“, indem man sich mit wissenschaftlich unhaltbaren Zielen beschäftige. Die Kernkraft sei eine „endgültige Sache“, damit sollte man nicht wieder anfangen, „denn das steht in keinem Verhältnis zum politischen Kapital, das man verliert.“ Selbst wenn die Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen Atomkraftwerke technisch möglich sei, sei sie klimapolitisch unsinnig. Bei der Kohle sehe „das anders aus.“ Es werde nichts anderes übrigbleiben, als Kohlekraftwerke kurzfristig länger laufen zu lassen. Schlögl unterstützt ausdrücklich die Linie Habecks.
Schlögl zum Ukrainekrieg: „Im Prinzip ist das zwar sehr traurig, aber es ist ein hervorragender Impuls, um allen Leuten klarzumachen, dass jetzt die Zeit der großen Investitionen kommt“.
Die CO2-Verringerung ist für Schlögl die vordringlichste Klimaschutz-Maßnahme – verbunden mit großen Investitionen weltweit vor allem in die Infrastruktur, um alternative Energiequellen zu erschließen und Transportwege für sie einzurichten. Den G7-Staaten komme hier eine wesentliche Rolle zu. Schlögl wörtlich: „Man braucht
- Erneuerbare Energieträger, die man in Schiffe füllen kann oder in Pipelines
- man braucht diese Schiffe oder Pipelines und
- man braucht Abnehmer, die bereit sind, einen höhren Preis zu zahlen als für fossile Energieträger.“
Positiv sieht der Chemiker die Initiative „Debt for climate“, zu der zum G7-Gipfel zahlreiche Organisatoren aufrufen. Die Initiatoren fordern, dass der globale Süden gegen einen Schuldenerlass dem Klimaschutz dadurch hilft, dass fossile Rohstoffe im Boden bleiben. Etwas nicht zu verkaufen, was man verkaufen könne, müsse aber genau kontrolliert werden, denn damit könne („ich sag’s mal auf Bayrisch“) „viel Beschiss getrieben“ werden.
->Quelle: br.de/interview-der-woche-mit-prof-robert-schloegl-vizepraesident-der-leopoldina-