Heizbedarf mit recycelter Wärme decken

Studie zeigt, wie Hitze aus dem Boden zum Heizen recycelt werden könnte

Die angestaute Wärme im Erduntergrund hat großes Potenzial für die Wärmeversorgung. Die durch Verstädterung, Industrialisierung und Klimawandel erzeugte Hitze könnte mit flachen Geothermiesystemen erschlossen werden und über Jahrzehnte hinweg nahezu den kompletten Wärmebedarf in vielen Regionen der Welt decken. Das zeigt ein internationales Forschungsteam von Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), KIT Karlsruhe und Dalhousie University in Halifax, Kanada, in der Untersuchung ‚Wärmerückgewinnung aus dem oberflächennahen Bereich ist eine nachhaltige Alternative zur globalen Raumheizung‘, die soeben open access in Nature Communications veröffentlicht wurde.

Bohrgerät für Geothermie – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Etwa zwei Drittel des Energieverbrauchs in deutschen Haushalten gingen laut Umweltbundesamt auf die Raumheizung zurück. Der größte Teil dieser Energie werde durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt – eine teure Ressource, die zudem erheblich zum Klimawandel beitrage, sagt Prof. Peter Bayer vom Institut für Geowissenschaften und Geographie an der MLU. „Bei der Suche nach kohlenstoffarmen Alternativen wurde der Wiederverwertung der Hitze, die durch Urbanisierung, Industrialisierung und Klimawandel im flachen Untergrund angesammelt wird, bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei ließe sich diese relativ einfach mit sehr flachen geothermischen Systemen erschließen.“

In der Studie untersuchte das Forschungsteam, ob eine solche groß angelegte Wärmerückgewinnung machbar wäre. Die Forschenden fanden heraus, dass sich bei etwa 50 Prozent aller weltweit untersuchten Standorte bereits Wärme angesammelt hat. Sie berechneten, dass bis zum Jahr 2099 zwischen 73 und 97 Prozent der Regionen in Nordamerika, Europa und Australien ihren jährlichen Heizbedarf mit dieser recycelten Wärme decken könnten. Gleichzeitig geht das Team davon aus, dass sich dadurch die Temperaturen im Untergrund senken ließen.

„Sollten sich politische Entscheidungsträger und Interessengruppen gegen diese kohlenstoffarme Heizmethode entscheiden, wird sich die Wärme weiterhin im Boden stauen und die Qualität des Grundwassers und der Ökosysteme beeinträchtigen“, gibt die Studienleiterin Susanne Benz von der Dalhousie University zu bedenken.

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