Noch Nachbesserungsbedarf beim Netzentwicklungsplan Strom für 2023
Die Bundesnetzagentur hat kürzlich den Szenariorahmen 2023-2037/2045 genehmigt, der die Grundlage für den nächsten Netzentwicklungsplan Strom (NEP) bildet. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) begrüßt die ambitionierten Ziele, mahnt aber dringend zu Nachbesserungen bei der Elektrolyse, Power-to-X (PtX) sowie der Bioenergie und Geothermie: Es sei „überhaupt nicht nachvollziehbar, weshalb das große Potenzial der Bioenergie vernachlässigt und deren Leistung bis 2045 deutlich zurückfahren werden soll.“
BEE-Präsidentin Simone Peter: „Die von der Bundesnetzagentur jüngst genehmigten Annahmen zur Stromnetzplanung fallen deutlich ambitionierter aus als von den Übertragungsnetzbetreibern in ihrem Entwurf vom Januar 2022 veranschlagt. Erfreulich ist insbesondere, dass die Stromverbräuche nach oben korrigiert wurden und etwa der Ausbau von PV-Speichern und Großbatterien sowie von Sektorenkopplungstechnologien wie Wärmepumpen schneller erfolgen soll. Auch die Anpassung der Erzeugungsleistung von PV- und Windkraftanlagen nach oben ist positiv zu bewerten. Der NEP orientiert sich in den genannten Punkten damit an den Annahmen der BEE-Strommarktdesignstudie und weicht deutlich von den Langfristszenarien des früheren BMWI ab.“
Der BEE übt jedoch auch Kritik: „Überhaupt nicht nachvollziehbar ist, weshalb das große Potenzial der Bioenergie vernachlässigt und deren Leistung bis 2045 deutlich zurückfahren werden soll. Der Rückbau der Stromproduktion aus Bioenergie beträgt im Vergleich zum heutigen Stand je nach Szenario bis zu 64 Prozent, während für Erdgaskraftwerke im Bestand explizit kein Rückbau vorgesehen wird. Das ist absurd angesichts der aktuellen Situation des Gasmangels und der daraus resultierenden Versorgungs- und Kostenkrise. Selbst bei einem Einsatz alternativer Brennstoffe verkennt die BNetzA, dass dezentrale Lösungen neben regionaler Wertschöpfung auch Vorteile zum Beispiel bei der Wärmewende in ländlichen Gebieten bieten. Auch die Geothermie und andere ‚sonstige EE‘ kommen mit veranschlagten 1 Gigawatt viel zu kurz und schöpfen die Potenziale bei Weitem nicht aus“, so Peter.
Zudem führe die deutlich unterschätzte Sektorenkopplung zu zusätzlichen negativen Auswirkungen im Energiesystem: „Die Strommarktdesignstudie des BEE hat gezeigt, dass ein massiver Leistungszubau von Wind- und Solarenergie mit mehr flexibel steuerbarer Leistung einhergehen muss. Dazu zählen die Flexibilitätsoptionen Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, Speicher, KWK oder PtX. Fehlt diese Flexibilität, sind niedrige Marktwerte der Erneuerbaren Energien und eine Ausweitung negativer Strompreise die Folge. Damit würde selbst 2050 immer noch keine betriebswirtschaftliche Grundlage für Erneuerbare Energien existieren, was sich negativ auf deren Ausbau auswirkt“, so Peter. „Durch die Nutzung der heutigen Biomassepotenziale beziehungsweise Ausweitung auf Rest- und Abfallstoffe oder von Biodiversitäts- und Grünlandflächen können sich Biogasanlagen positiv auf das Marktgeschehen auswirken. Sie können damit vor allem auch hohe Strompreise verhindern, die künftige H2-Gasturbinen erzeugen würden.“
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