Umweltkatastrophe befüchtet
Nahe der Pipeline Nord Stream 1 brennt Russland in großem Umfang Erdgas ab, das offenbar für den Export nach Deutschland bestimmt war – so u.a. tagesschau.de am 26.08.2022. Experten befürchten eine Umweltkatastrophe. Wie der britische Sender BBC berichtet, ist vom benachbarten Finnland aus bereits seit einigen Wochen eine ungewöhnlich große Flamme zu sehen, die in Portowaja nordwestlich von Sankt Petersburg brennt. Auch auf Satellitenbildern ist sie demnach deutlich zu erkennen.
Die finnische Nachrichtenseite „YLE“: Finnland habe seit Mai kein Erdgas mehr aus Russland erhalten, weil es sich weigerte, das Gas in den von Russland geforderten Rubeln zu bezahlen. Das Abfackeln sei auch für Finnland eine Gefahr, und es habe Auswirkungen auf das globale Klima. Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie, erklärte, dass beim Abfackeln so genannter schwarzer Kohlenstoff oder Rußstaub entsteht, der das Schmelzen von Schnee und Eis beschleunigt, wenn er sich darauf ablagert. Dies wiederum beschleunigt den Klimawandel in den nördlichen Regionen. „Das Schmelzen von Schnee und Eis ist der Grund dafür, dass sich die nördlichen Regionen doppelt so schnell erwärmt haben wie heute“, so Taalas. Aber der schwarze Kohlenstoff sei nicht der einzige Grund für das Schmelzen von Eis und Schnee. Laut Taalas sind die Kohlendioxidemissionen die Hauptursache für die Schnee- und Eisschmelze. Als nächstes sei Methan an der Reihe.
Experten staunten über die enormen Mengen: Laut Energie-Branchendienst Rystad gehen in Portowaja täglich etwa 4,34 Millionen Kubikmeter Gas in Rauch auf – Gas im Wert von umgerechnet rund zehn Millionen Euro am Tag. Es würden täglich rund 9.000 Tonnen CO2 freigesetzt. Esa Vakkilainen, Experte von der LUT-Universität in Lappeenranta sprach von einem großen Umweltproblem „vor allem für die Nordpolregion“. Dort werde der freigesetzte Ruß einen Einfluss auf die globale Erwärmung haben. „Ich habe eine LNG-Anlage noch nie so stark aufflammen gesehen“, sagte Jessica McCarty, Expertin für Satellitendaten an der Universität Miami, der BBC. Etwa seit Juni sei die enorme Flamme auf Bildern zu erkennen gewesen. „Es ist einfach nicht weggegangen. Es ist so außergewöhnlich groß geblieben.“ Schwierigkeiten bei der Herstellung von Flüssigerdgas in Portowaja könnten auch ein Grund für das Verbrennen sein.
Deutschlands Botschafter in London, Miguel Berger, sagte der BBC, man beobachte das Abfackeln bereits seit einiger Zeit. Die starke Verringerung des deutschen Gasverbrauchs aus russischen Lieferungen zeige offensichtlich Wirkung. Kam vor Beginn des Ukraine-Kriegs noch mehr als 50 Prozent aus Russland, sind es inzwischen nur noch etwa zehn Prozent. „Weil sie ihr Gas nirgendwo anders verkaufen können, müssen sie es verbrennen“, sagte Berger. Bei den abgefackelten Mengen soll es sich demnach um Gas handeln, das ursprünglich für den Export nach Deutschland bestimmt war. In der Nähe von Portowaja befindet sich eine Kompressorstation – dort beginnt die Ostseepipeline Nord Stream 1. Auch eine neue Anlage zur Herstellung von Flüssigerdgas (LNG) hat der russische Energiekonzern Gazprom dort errichtet.
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