Hohe Preise verändern offenbar Investitionen

MCC: CO2-Preis bald bei 100 Euro – die Folgen?

Der CO2-Preis im Europäischen Emissionshandel nähert sich der Marke von 100 Euro – was bedeutet das für die Investitionsentscheidungen von Unternehmen? Zu den Folgen hoher Preise gibt es bislang wenig empirisch gestützte Erkenntnis. Eine Studie unter Federführung des Berliner Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) liefert jetzt Ex-ante-Evidenz nach dem Motto „Was würdet ihr tun, wenn …?“ Basis ist eine Befragung von hochrangigen Führungskräften in deutschen Energie- und Industriefirmen. Fazit: Investitionen könnten tatsächlich von fossilen in nicht-fossile Technologien umgelenkt werden. Die Studie wurde in Energy Policy veröffentlicht.

Dampf, Rauch und CO2 im Berliner Nordwesten – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Stichworte

  • Unterschiede in den Investitionsentscheidungen von Unternehmen bei niedrigen und hohen ETS-Kohlenstoffpreisen.
  • Befragung von 113 hochrangigen Managern in deutschen Energie- und Industrieunternehmen.
  • Niveau und Portfolio der Investitionen bei niedriger Preisuntergrenze weitgehend unverändert.
  • Hohe Untergrenze über den Preiserwartungen erhöht das Investitionsniveau.
  • Investitionen grüner Unternehmen steigen, fossile Investitionen werden reduziert.

Abstract

„Die Einführung einer Preisuntergrenze in Emissionshandelssystemen (ETS) stabilisiert theoretisch die Erwartungen an künftige Kohlenstoffpreise und fördert somit kohlenstoffarme Investitionen. Allerdings gibt es nur wenige Ex-post-Beweise für hohe Kohlenstoffpreise, und die Relevanz von Kohlenstoffpreisen für Investitionsentscheidungen ist häufig umstritten. Wir liefern empirische Ex-ante-Beweise dafür, wie sich eine Preisuntergrenze im EU-Emissionshandelssystem auf den Umfang und das Portfolio der Investitionen von Energieunternehmen auswirken würde. Die Analyse der Antworten von hochrangigen Managern in 113 deutschen Energie- und Industrieunternehmen zeigte, dass die Höhe der Preisuntergrenze entscheidend ist.

Eine niedrige Preisuntergrenze bietet lediglich eine Absicherung gegen Preisschwankungen nach unten und würde die Investitionen weitgehend unverändert lassen, mit Ausnahme der Branchen, die einen Strompreisausgleich erhalten und ihre Investitionen reduzieren. Eine hohe Preisuntergrenze, die das Preisniveau deutlich über die derzeitigen Erwartungen hinaus anhebt, führt bei der Mehrheit der Unternehmen zu höheren Investitionen, insbesondere bei umweltfreundlichen Unternehmen, während Investitionen in fossile Energieträger teilweise wegfallen würden. Unsere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Preisuntergrenzen wichtige Bestandteile des ETS sein können. Die politischen Entscheidungsträger müssen jedoch sicherstellen, dass sie ausreichend hoch sind, um Investitionsentscheidungen sinnvoll zu beeinflussen.“

->Quellen: