Sommererhebung 2022 des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP)

Unternehmen: Energieeffizienz wichtigstes Mittel der Krise zu begegnen – EEI-Produktivitätsindex steigt weiter

Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart (EEI) erhebt seit 2013 halbjährlich aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz. Der EEI wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem TÜV Rheinland sowie weiteren Partnern erstellt. Insgesamt 913 Teilnehmer haben sich im aktuellen Erhebungszeitraum vom 04.04. bis zum 17.05.2022 zu den drei Teilindizes und insbesondere zu den Themen Krise, Dekarbonisierung und Unterstützungsbedarf im eigenen Unternehmen geäußert.

Der Investitionsindex habe sich nach starkem Einbruch während der Pandemie nun auf einem deutlich niedrigeren Niveau stabilisiert. Der Produktivitätsindex setze seinen Anstieg fort, das heißt, die Unternehmen hätten zunehmend ambitionierte Effizienzziele. Effizient zu sein sei längst pure Notwendigkeit. Die Erwartung und die tatsächliche Lage der Energieeffizienz klafften in den Unternehmen allerdings weit auseinander, lässt das Institut für EEP in einer Pressemitteilung vom 14.09.2022 wissen.

Reaktion auf den Krieg

Der Großteil der Unternehmen erwarte einen weiteren Anstieg der Bedeutung von Energieeffizienz in den kommenden 12 Monaten. Das sei hinsichtlich der, insbesondere auch durch den Ukrainekrieg hervorgerufenen, ungewissen Energiesituation im kommenden Winter und den bereits jetzt rapide gestiegenen Energiepreisen wenig überraschend, aber dennoch markant, heißt es weiter.

Im Vergleich zur Erhebung vor einem Jahr schätzten mehr als doppelt so viele Unternehmen und damit die absolute Mehrheit die Bedeutung der Energieeffizienz als verhältnismäßig groß ein. Folgerichtig reagierten über die Hälfte der Unternehmen auf die gegenwärtige Krisensituation und Preis- und Versorgungsunsicherheit mit effizienzsteigernden Maßnahmen. Die energieintensiven Unternehmen reagierten dabei allerdings am zögerlichsten.

Wie reagiert Ihr Unternehmen auf die gegenwärtige Krisensituation und die daraus resultierenden Preissteigerungen und Verfügbarkeitsengpässe? (Mehrfachauswahl n = 865, n‘= 1371) © EEP Universität Stuttgart

Welche Ansätze werden von Unternehmen eingesetzt, um die Effizienz und Widerstandsfähigkeit zu steigern?

Es bestehe eine insgesamt hohe Bereitschaft zur Transformation hin zu eigenerzeugten erneuerbaren Energien, Systemoptimierung und Energiespeicherung. Als interessant angesehen, aber selten ausgelotet seien der Einsatz von Gleichstrom und Wasserstoff.

Als mehrheitlich uninteressant werde die Nutzung von Abwärme und die Flexibilisierung der eigenen Energienachfrage eingestuft. Dies überrasche, weil es für die Potentiale dieser Instrumente einen hohen wissenschaftlich-ökonomischen Konsens gebe. Sie würden aber von der Industrie offenbar nicht erschlossen. Das sei insofern tragisch, da diese beiden Maßnahmen bei einer Gasmangellage besonders dabei helfen könnten, Gas zu sparen: Mehr als 60% des industriellen Energieverbrauchs fielen bei (Prozess-)wärme und Kälte an. Erklärung dafür könnten mangelnde Information zu Potentialen, Vorgehen oder ein Mangel an entsprechend qualifiziertem Personal sein, resümieren die Stuttgarter Wissenschaftler.

Wo steht Ihr Unternehmen aktuell in Bezug auf den Einsatz von… (851 ? n ? 858) © EEP Universität Stuttgart

Informations- und Unterstützungsbedarf besonders bei Wasserstoff und Gleichstrom

Unternehmen hätten nach eigener Aussage großen Bedarf für Beratung, heißt es weiter. Besonders bei Wasserstoff und Gleichstromversorgung bestehe eine hohe Nachfrage sowohl nach mehr Informationen, als auch nach Beratung und Umsetzungsunterstützung. Mit dem Innovationsnetzwerk „Klimaneutrale Unternehmen“ hat das EEP in Kooperation mit Fraunhofer eine Plattform geschaffen, produzierende Unternehmen hier zu unterstützen.

„Die produzierende Industrie in Deutschland ist bereit, ihren Teil für eine klimaneutrale Volkswirtschaft beizutragen. Sie braucht hierfür jedoch Weichenstellungen seitens der Politik“, resümiert EEP-Leiter Professor Alexander Sauer. „Die aufgrund des Ukrainekonflikts international unsichere Energieversorgung ist kurzfristig unvermeidbar. Sowohl erneuerbare Energien als auch Energieeffizienz sind die Hebel, um Abhängigkeiten zu reduzieren und sukzessive eine nachhaltige Versorgung sicherzustellen.“

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