Größere Anstrengungen im Kampf gegen Erderwärmung gefordert
Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Leipzig hat laut einer Medienmitteilung vommithilfe von Satellitendaten nachgewiesen, dass die Konzentration von Schadstoffpartikeln seit 2000 deutlich zurückgegangen ist. Das ist zwar zunächst eine gute Nachricht, denn diese Aerosole sind für Mensch und Umwelt schädlich. Zugleich hat sich damit aber auch die kühlende Wirkung dieser Partikel auf das Klima vermindert. Die Ergebnisse der Studie wurden am 21.09.2022 open access in Atmospheric Chemistry and Physics veröffentlicht.
Die globale Erwärmung wird durch die Emission von Treibhausgasen verursacht. Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit ist die Temperatur laut Weltklimarat IPCC bis 2019 um 1,1 Grad Celsius angestiegen. Gleichzeitig werden etwa bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe Aerosole in Form von Schadstoffpartikeln wie Ruß oder Schwefelsäure freigesetzt, die unser Klima abkühlen. Sie reflektieren das Sonnenlicht und erhöhen auch das Reflexionsvermögen der Wolken. Laut IPCC kühlten die Aerosole im Jahr 2019 das Klima um 0,5 Grad Celsius ab. Andere Effekte wie die veränderte Landnutzung spielen ebenfalls eine Rolle.
Studie findet Belege für abnehmende Aerosolbelastung
In einer neuen internationalen Analyse haben Prof. Johannes Quaas, Meteorologe von der Universität Leipzig, und Kolleg:innen aus Europa, China und den USA nun belastbare Belege für diesen Klimaeffekt der verbesserten Luftqualität dokumentiert. „Wir haben die Daten der NASA-Satelliten Terra und Aqua analysiert. Sie liefern seit dem Jahr 2000 umfassende Satellitenbeobachtungen der Erde und messen die ein- und ausgehende Strahlung, die Wolkenbildung sowie die Aerosolbelastung. Diese nahm über Nordamerika, Europa und Ostasien seit 2000 deutlich ab“, sagt Quaas, Erstautor der aktuellen Studie, die bei einem Treffen der beiden europäischen Forschungsprojekte CONSTRAIN und FORCES initiiert wurde.
Kühlung durch Aerosole zurückgegangen
Mit dem Rückgang der Aerosolbelastung hat sich auch ihre kühlende Wirkung verringert. Im Vergleich zum Jahr 2000 hat dies zu einer Zunahme des Erwärmungseffekts geführt: Die Erwärmung aufgrund niedriger Aerosolbelastung beträgt 50 Prozent im Vergleich zur Erderwärmung durch Kohlendioxid. „Unsere Studie ist nicht so zu interpretieren, dass wir nun mehr Aerosole ausstoßen sollten, um das Klima abzukühlen. Ganz im Gegenteil: Aerosole sind schädlich für Menschen und Umwelt und sollten deshalb weiter reduziert werden“, schlussfolgert Quaas. Folgerichtig seien die Rechtsvorschriften zur Luftqualität seit den 1970er Jahren immer strenger geworden und von immer mehr Ländern umgesetzt. Daher fordert der Meteorologe zusammen mit seinen Kolleg:innen in der neuen Studie umso dringender eine rasche und starke Verringerung der Treibhausgasemissionen.
Quellen und weitere Informationen:
- uni-leipzig.de/bessere-luft-beschleunigt-globale-erwaermung-2022-09-21
- Originalpublikation: Johannes Quaas1, Hailing Jia1, Chris Smith2,3, Anna Lea Albright4, Wenche Aas5, Nicolas Bellouin6,7, Olivier Boucher6, Marie Doutriaux-Boucher8, Piers M. Forster2, Daniel Grosvenor, Stuart Jenkins, Zbigniew Klimont, Norman G. Loeb, Xiaoyan Ma, Vaishali Naik, Fabien Paulot, Philip Stier, Martin Wild, Gunnar Myhre, and Michael Schulz: Robust evidence for reversal in the aerosol effective climate forcing trend, in: Atmospheric Chemistry and Physics – open access