3 Tage Wasserstoff-Dialog in Berlin
Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im BMWK, und Till Mansmann, Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff“ im BMBF, sprachen sich am 11.10.2022, dem zweiten Tag der dreitägigen Konferenz „Wasserstoff-Dialog“ von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften in Berlin, als Hauptredner für schnellen Wasserstoffhochlauf aus. Die Konferenz in Berlin wurde organisiert vom Wasserstoff-Kompass, einem Gemeinschaftsprojekt von acatech und der DECHEMA – Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie, und dem Forschungsnetzwerk Wasserstoff, ein dialogorientiertes Forum für den Austausch zwischen Forschung, Politik und Wirtschaft.
„Die aktuelle Energiekrise zeigt deutlich: Wir brauchen einen beschleunigten Wasserstoffhochlauf. Wasserstoff spielt eine entscheidende Rolle für ein resilientes und klimaneutrales Energiesystem. Darüber hinaus bietet der Wasserstoffhochlauf zukunftsfähige Arbeitsplätze und neue Wertschöpfungspotenziale. Deutsche Unternehmen sind beim Thema Wasserstofftechnologien Vorreiter – diesen Vorteil gilt es nun schnell zu nutzen. Das BMWK fördert in dem Zusammenhang Forschungsprojekte, die die Marktfähigkeit von innovativen Wasserstoffanwendungen ermöglichen sollen“, so Wenzel.
Mansmann: „Der schnelle Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist für Deutschland eine riesige Chance. Denn Grüner Wasserstoff steht für Klimaneutralität, Energiesicherheit und nachhaltigen Wohlstand. Als Forschungsministerium treiben wir den Innovationsprozess engagiert voran – mit unseren Wasserstoff-Leitprojekten, einer starken Grundlagenforschung und internationalen Forschungskooperationen. Mit Blick auf unsere Klimaziele und die Versorgungssicherheit ist klar: Wir müssen das Forschungs- und Innovationstempo weiter erhöhen. Wir können und wollen Deutschland zum Vorreiter und zum Leitanbieter bei innovativen Wasserstofftechnologien machen.“
Umsetzungsstrategien des Wasserstoffhochlaufs sowie dessen Forschungs- und Entwicklungsbedarf waren Themen der dreitägigen Konferenz. Drt trafen sich täglich rund 350 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und organisierter Zivilgesellschaft, um über kurz-, mittel- und langfristige Forschungs- und Entwicklungsbedarfe sowie den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu sprechen. Neben dem persönlichen Austausch ging es in verschiedenen Dialogformaten, Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen unter anderem um folgende Themen: Importkriterien, Ressourcenversorgung, Wasserstoff-Fachkräftebedarf, Sektorenkopplung, Herstellungsverfahren von Wasserstoff und wasserstoffbasierten Folgeprodukten, industrielle Nutzung sowie Sicherheit, Logistik, Infrastrukturen, Akzeptanz und öffentliche (Risiko-)Wahrnehmung.
Prof. Carsten Agert, einer von acht Clustersprechern des Forschungsnetzwerks Wasserstoff: „Die Wasserstofftechnologie ist bereit, in die Umsetzung zu gehen. Allerdings muss im Verlauf des Transformationsprozesses noch vieles optimiert werden, wobei für einen wirtschaftlichen Hochlauf prozessbegleitend weiterhin auch zahlreiche Forschungsfragen zu klären sind. Hierbei sollte sichergestellt werden, dass der Transferaspekt – zum Beispiel über Reallabore – Berücksichtigung findet und der Wandel durch systemanalytische Forschungen kontinuierlich begleitet und optimiert wird. Um die Energiewende zum Erfolg zu führen, bleibt die Wasserstoffforschung also essenziell. Wie vielfältig die zukünftigen Einsatzfelder von Wasserstoff sein können, haben die Diskussionen mit den rund 350 Teilnehmenden im Rahmen des Netzwerktreffens eindrucksvoll aufgezeigt. Dies hat auch noch einmal die Notwendigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien für die Erzeugung zukünftiger Wasserstoff-Kapazitäten verdeutlicht.“
acatech-Präsident Prof. Jan Wörner: „Das Thema Wasserstoff hat zuletzt enorm an Dynamik gewonnen. Die bisherige Bilanz ist gut, doch ein Wasserstoff-Wirtschaftswunder mit vielen hochwertigen Arbeitsplätzen wird sich in Deutschland nur einstellen können, wenn Netzwerkpartner aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und engagierter Zivilgesellschaft aktiv zusammenarbeiten und Tempo machen. So kann es gelingen, dass wir die Chancen, die der Wasserstoffhochlauf für Industriestandort und Klimaschutz bietet, nutzen.“
DECHEMA-Vorstandsvorsitzender Klaus Schäfer: „Für den Markthochlauf von grünem Wasserstoff brauchen wir entschlossenes und zügiges Handeln. Nur so können wir das Henne-Ei-Problem aus zu geringem Angebot und mangelnder Nachfrage durchbrechen. Die Recherchen des Wasserstoff-Kompasses zeigen: Das politische Ziel der Ampel-Koalition für die inländische Wasserstofferzeugung im Jahr 2030 ist fast doppelt so hoch wie die aktuell bekannten und absehbaren Projekte. Noch gehen wir von einer Deckungslücke von etwa 5,7?Gigawatt zur politischen Zielsetzung des Koalitionsvertrages aus – diese Lücke muss zügig geschlossen werden.“
Über das Forschungsnetzwerk Wasserstoff
Das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Forschungsnetzwerk Wasserstoff stellt ein technologieoffenes, interdisziplinäres Forum dar, in welchem sich Expertinnen und Experten aus Industrie, Hochschulen und Forschungsinstituten vernetzen und sich über Erzeugung, Speicherung, Verteilung und sektorübergreifende Nutzung von Wasserstoff austauschen. Als Element der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung liefert das Forschungsnetzwerk Anregungen für die Forschung und Anwendung von Wasserstofftechnologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Mit gemeinsam entwickelten Empfehlungen und Stellungnahmen dient es als Impulsgeber für Förderstrategien rund um das Thema Wasserstoff.
Über das Projekt Wasserstoff-Kompass
acatech und DECHEMA führen seit Juni 2021 das zweijährige Projekt Wasserstoff-Kompass durch. Gemeinsam erarbeiten sie mithilfe einer Metaanalyse einen Überblick über verschiedene Entwicklungspfade für den Markthochlauf sowie entsprechende Handlungsoptionen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. Weiterhin organisiert der Wasserstoff-Kompass einen Dialog mit Stakeholdern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um deren Sichtweisen einzuholen und auf ein gemeinsames Zielbild einer deutschen Wasserstoffwirtschaft hinzuwirken. Die Projektergebnisse kann die Politik für die Erarbeitung ihrer Wasserstoff-Roadmap nutzen. Das Projekt Wasserstoff-Kompass wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
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