IRENA-Bericht verweist auf enormes ungenutztes Potenzial der EE

COP27: IRENA-Chef fordert führende Politiker auf, Ausbau-Lücke zu schließen

Der von der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) im Rahmen der UN-Klimakonferenz veröffentlichte Bericht bewertet das Niveau der Ambitionen im Bereich der Erneuerbaren Energien in den Klimaschutzzusagen der einzelnen Länder und vergleicht nationale Ziele mit dem globalen Klimaziel, den Temperaturanstieg auf 1,5° C zu begrenzen. Der Bericht führt vor Augen, dass die bisherigen gemeinsamen Ambitionen für die Energiewende nicht ausreichen, obwohl der Klimapakt von Glasgow ehrgeizigere Ziele für 2030 in den Klimaschutzzusagen forciert.

Renewable Energy Targets – Titel © irena.org

Erneuerbare Energien sind das Rückgrat der Energiewende und eine tragfähige Lösung für die Klimakrise, so eine Medienmitteilung der IRENA. Dennoch hätten von den 183 Vertragsparteien des Pariser Klimaschhutzabkommens, die in ihren national Beiträgen (Nationally Determined Contributions – NDC) Erneuerbare Energien vorsehen, nur 143 quantifizierte Zielvorgaben; die überwiegende Mehrheit konzentriere sich dabei auf den Stromsektor. Nur 12 Länder hätten sich zu einem konkreten Prozentsatz an Erneuerbaren Energien in ihrem Gesamtenergiemix verpflichtet.

IRENA-Generaldirektor Francesco La Camera dazu: „Dringender denn je ist jetzt eine rasche Umsetzung gefragt, und ich rufe die Staats- und Regierungschefs der Welt eindringlich dazu auf, die Lücke beim Ausbau Erneuerbarer Energien zu schließen, um Resilienz, Energiesicherheit und inklusive Volkswirtschaften sicherzustellen. Der Bericht von IRENA ist ein Warnsignal an die internationale Gemeinschaft, dass Erneuerbare Energien eine einfach umsetzbare Lösung für die Klimakrise sind, aber sofortige Maßnahmen gefragt sind. Wir brauchen ehrgeizigere Klimaschutzzusagen, um das volle und ungenutzte Potenzial der Erneuerbaren Energien zu erschließen.“

„Es besteht dringender Handlungsbedarf. Trotz einiger Fortschritte ist die Energiewende noch lange nicht auf dem richtigen Weg“, fügte er hinzu. „Ein Mangel an entsprechenden Maßnahmen in der nahen Zukunft verringert die Chance, das 1,5°C-Klimaziel zu erreichen. Nach dem Motto der UN-Klimakonferenz, Together for Implementation, müssen wir von Versprechungen zu konkreten Lösungen übergehen, die den Menschen vor Ort zugute kommen.“

Der World Energy Transitions Outlook von IRENA geht davon aus, dass im Jahr 2050 die Hälfte der verbrauchten Energie aus Elektrizität stammt. Die Dekarbonisierung wird zu 90 % auf Erneuerbare Energien durch direkte Versorgung mit kostengünstigem Strom, Effizienz, Elektrifizierung, nachhaltige Bioenergie und grünen Wasserstoff zurückgehen. Ob wir das Klimaziel für 2050 erreichen, hängt von den Maßnahmen ab, die bis 2030 durchgeführt werden.

Aus der neuen Analyse von IRENA geht hervor, dass die Länder bis 2030 eine installierte Leistung von 5,4 TW aus Erneuerbaren Energien anstreben. Dies wäre nur die Hälfte der 10,8 TW an installierter Kapazität, die nach dem 1,5° C-Szenario von IRENA erforderlich sind. Um das Ziel Netto-Null-Emissionen zu erreichen, müsste die angestrebte Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien bis 2030 im Vergleich zu den derzeitigen Zielen verdoppelt werden.

Dies ist heute ohne weiteres möglich, da die derzeitigen Ziele für Erneuerbare Energien hinter dem aktuellen Ausbaugrad nachhinken, so der Bericht von IRENA. Um die derzeitigen Ziele bis 2030 zu erreichen, müssten die Länder 2,3 TW an Kapazität zubauen, was einem durchschnittlichen jährlichen Zubau von 259 Gigawatt (GW) in den nächsten neun Jahren entspricht. Dies ist weniger als die in den letzten beiden Jahren installierte Kapazität: In den Jahren 2020 und 2021 wurden trotz der pandemiebedingten Komplikationen und den daraus resultierenden Unterbrechungen der Lieferkette weltweit jedes Jahr fast 261 GW zugebaut.

Darüber hinaus konzentriert sich die bis 2030 angestrebte Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien nach wie vor auf einige wenige Regionen der Welt. Die Hälfte der weltweiten angestrebten Kapazität entfällt auf Asien, gefolgt von Europa und Nordamerika. Im Vergleich dazu entfallen auf den Nahen Osten und Nordafrika trotz des hohen Potenzials der Region nur 3 % der globalen Ausbauziele für 2030. Auf die afrikanischen Länder südlich der Sahara entfallen nur etwas mehr als 2 %.

Die Länder mit dem höchsten Ausbauziel gehören alle zu den G20 und machen fast 90 % des globalen Gesamtziels aus. Obwohl ihr Anteil am bisherigen Einsatz Erneuerbarer Energien gering ist, würden die aggregierten Ziele der am wenigsten entwickelten Länder (LDC – least developed countries) und kleiner Inselentwicklungsstaaten (SIDS – small island developing states) deren derzeitige Kapazität an Erneuerbaren Energien verdoppeln.

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