„636 Lobbyisten von Öl-, Gas- und Kohlekonzernen“

Kommentare zur COP27: „Nicht alles verloren“

Die Kommentare der Medien zur zu Ende gegangenen COP27 schwanken zwischen Wut und Resignation; Optimismus ist fast keiner zu entdecken. Viele gaben sich mit dem berühmten kleinsten Nenner zufrieden. SPIEGEL-Kolumnist Christian Stöcker veröffentlichte eine düstere Zahl: Bei der COP27 seien 636 Lobbyisten von Öl-, Gas- und Kohlekonzernen akkreditiert gewesen. Sicher nicht nur zum Zuschauen…

Eingang zur COP27 in Sharm-el-Scheich – Foto © Matthew TenBruggencate, Unsplash

WWF: Diese Klimakonferenz war eine besondere: Sie war die erste COP, auf der nicht mehr das Rahmenwerk des Pariser Abkommens verhandelt wurde – dessen Ausarbeitung wurde nämlich letztes Jahr auf der COP26 in Glasgow abgeschlossen. Deswegen sollte der Fokus dieses Jahr endlich stärker auf die tatsächliche Umsetzung des Abkommens gelegt werden. „Together for implementation“ war das ausgegebene Motto und Verhandlungspunkte wie das „Mitigation Work Programme“ standen auf der Agenda. Dieses „Klimaschutzarbeitsprogramm“ soll dafür sorgen, dass kurzfristige Maßnahmen für den Klimaschutz und die Minderung der Treibhausgasemissionen umgesetzt werden. (wwf.de/themen-projekte/klima-energie/un-klimakonferenzen/un-klimakonferenz-cop27-in-sharm-el-sheikh)

Die Zeit: Die Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten stand kurz vor dem Scheitern. Nun konnten sich die rund 200 Länder doch auf eine Abschlusserklärung einigen. Schrittweise soll aus der Kohle ausgestiegen werden. Ein Abschied von Öl und Gas wird aber nicht erwähnt. Laut UN-Generalsekretär António Guterres habe die UN-Klimakonferenz damit zentrale Ziele verfehlt. „Wir müssen die Emissionen drastisch verringern und dies anzugehen, hat die Klimakonferenz versäumt“, sagte er. Tatsächlich gelang auch ein Durchbruch: Die Delegationen beschlossen einen Fonds zum Ausgleich klimabedingter Schäden. Damit sollen in Zukunft Länder unterstützt werden, die von der Klimakrise besonders betroffen sind.

Im Was-jetzt?-Podcast zieht Alexandra Endres eine gemischte Bilanz. Für ZEIT ONLINE hat sie die COP27 verfolgt. Welche Ziele wurden erreicht, welche nicht? Und: Braucht es die Klimakonferenz noch in Zukunft? Auf der Klimakonferenz COP27 konnten sich die Länder zwar nicht auf den Ausstieg aus fossilen Energieträgern einigen, doch noch ist nicht alles verloren: Weltweit nimmt der Ausbau der erneuerbaren Energien Fahrt auf. (zeit.de/cop27-klimakonferenz-abschlusserklaerung-nachrichtenpodcast)

Tagesschau: Keine Abkehr von fossilen Brennstoffen

Nicht aufgegriffen wurde die Forderung der EU, dass vor 2025 der Höchststand der Treibhausgasemissionen weltweit erreicht sein muss. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müssen die weltweiten Emissionen laut Weltklimarat noch vor 2025 ihren Höhepunkt erreichen und danach deutlich zurückgehen. Hier [beim Ausstieg aus den Fossilen] gab es große Enttäuschung sowohl in der EU als auch bei Klimaschützern. Die Staaten bekräftigten zwar ihre im Vorjahr in Glasgow getroffene Entscheidung, schrittweise aus der Kohle auszusteigen – ein Abschied von Öl und Gas wird aber nicht erwähnt, obwohl etliche Staaten das gefordert hatten, darunter Indien, die EU und auch die USA. Einige wenige Staaten leisteten „erbitterten Widerstand“, wie Außenministerin Annalena Baerbock berichtete. Das sei „mehr als frustrierend“. Der deutsche Greenpeace-Chef Martin Kaiser nannte es einen Skandal, dass die ägyptische Konferenzleitung Öl-Staaten wie Saudi-Arabien Raum geboten habe, „jeden wirksamen Klimaschutz zu torpedieren“. Oxfam-Experte Jan Kowalzig sprach von einem „deprimierenden Ergebnis“. (tagesschau.de/beschluesse-cop27-klimakonferenz)

Der SPIEGEL: „Die Klimakonferenz in Ägypten ist zu Ende, und das Ergebnis ist durchwachsen. Nach rund zwei Wochen harter Verhandlungen einigten sich die Delegierten auf einen eigenen Finanztopf, aus dem arme Länder einen Ausgleich erhalten sollen für Verluste und Schäden, die durch den Klimawandel entstehen. Doch der Erfolg hat einen hohen Preis: Beim Klimaschutz, also dem Ausstieg aus fossilen Energien und dem Runterfahren von Emissionen, gab es kaum Fortschritte. Eine entscheidende Rolle bei dieser Konferenz spielte einmal mehr China, dem mittlerweile größten CO?-Emittenten des Planeten. Doch das Land allein verantwortlich zu machen, das wäre ein weiterer Erfolg für die, die in Wahrheit die größte Schuld tragen. Ein Hinweis auf die tatsächliche Lage: In Scharm al-Scheich waren 636 Lobbyisten von Öl-, Gas- und Kohlekonzernen akkreditiert.Die anscheinend so komplexe Landschaft der Klimapolitik teilt sich, wenn man von China einmal absieht, in zwei sehr übersichtliche Lager: All diejenigen, die tatsächlich aus fossilen Brennstoffen aussteigen wollen, so schnell wie möglich. Und all diejenigen, die mit der Förderung und dem Verkauf von Roh-CO? Geld verdienen, und deren Handlanger in Medien, Politik und Randgebieten der Wissenschaft.“

->Quellen: