Textilwirtschaft muss im Kreislauf funktionieren

Impulse für passende Lösungen

Ob für den Heim- oder Bekleidungsbereich, im Bausektor oder beim Fahrzeugbau: Die globale Textilwirtschaft funktioniert überwiegend linear und verursacht mehr Treibhausgasemissionen als alle internationalen Flüge und der maritime Schiffsverkehr zusammen. Welche Innovationen können helfen, aus der linearen Wirtschaft eine Circular Economy zu machen? Wie kann eine Textilindustrie aussehen, die auf Langlebigkeit und Wiederverwendbarkeit setzt? Welche Produkte und Geschäftsideen können Verbraucherinnen und Verbraucher zur nachhaltigeren Nutzung von Mode motivieren? Auf der Suche nach Antworten begleitet und unterstützt die DBU die Textilbranche bereits seit Beginn ihrer Fördertätigkeit und bearbeitet das Thema aktuell innerhalb des Förderschwerpunktes #DBUcirconomy. Die drei nachfolgenden beispielhaften DBU-Projekte wurden im Oktober 2022 im Rahmen des KONGRESS BW, dem Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress des Landes Baden-Württemberg, vorgestellt.

Textilien – Anzüge – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Digitale Strickmanufaktur – Kleidung auf Bestellung

40 Prozent der weltweit produzierten Kleidung wird niemals verkauft, denn die Produktion erfolgt anhand von Vorhersagen und Erwartungen des Kundinnen- und Kundenverhaltens. Doch wie wäre es, wenn Kleidung erst dann produziert würde, wenn sie schon verkauft worden ist? Das war die Idee der Digitale Strickmanufaktur PoC GmbH, Krefeld. Die Gründer dieses DBU-geförderten Start-ups entwickelten einen Cloud-Service, der direkt mit dem Handel verbunden ist. So lassen sich individualisierte Kleidungsstücke bestellen, bei denen Größe, Farbe und Ausführung an die Kundenwünsche angepasst werden. Gefertigt werden die Kleidungsstücke an dezentralen Produktionsstandorten auf Strickmaschinen der Firma KARL MAYER STOLL Textilmaschinenfabrik GmbH. Offensichtlich für die Firma Karl Mayer Stoll eine Idee mit Zukunft, denn inzwischen wurde das Start-up in den Konzern integriert.

Erst probieren, dann produzieren dank 3D-Technologie

Wenn Produkte erst verkauft und dann nach Bedarf produziert werden sollen, wie gelingt es dann, das passende Bekleidungsstück auszuwählen? Ein Kooperationsprojekt der Assyst GmbH, Aschheim, und den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) zielt darauf, die gesamte Bekleidungskette auf Basis realer Produktdaten digital abbilden zu können – digital simulierte Materialien werden anhand digitaler Schnitte für dreidimensionale Avatare angepasst. Diese 3D-Visualisierungstechnologie hilft, den CO2-Fußabdruck bei der Bekleidungsproduktion zu reduzieren, indem sich Prototypen virtuell statt tatsächlich fertigen lassen. Ebenso können Kundinnen und Kunden virtuelle Kleidungsstücke aussuchen und mit individuellen Avataren anprobieren, noch bevor das erste Stück Stoff tatsächlich zugeschnitten wird. Das spart Überproduktion und Retouren.

Kein Recycling ohne Daten

Ohne Daten geht es nicht: Um Produktnutzungszyklen zu verlängern und neue Ansätze für Reparatur und ein hochwertiges Recycling zu finden, müssen Produktdaten erhoben und angeboten werden. Das Problem: derartige Daten fehlen bislang oder können nur mit hohem manuellem Aufwand bereitgestellt werden. Hier bieten drei Unternehmen Lösungsansätze: Die Global Textile Scheme GmbH aus Düsseldorf hat mit dem Global Textile Scheme (GTS) einen neuen Standard geschaffen, der ein offenes, durchgängiges End-to-End-Datenmodell und einen standardisierten Stammdatenkatalog beinhaltet. Das DBU-geförderte Berliner Start-up Circular fashion entwickelte mit der circularity.ID einen digitalen Produktpass, um den Lebenszyklus seines Kleidungsstücks nachzuvollziehen. Und die luxemburgische Firma +IMPAKT schuf mit dem Product Circularity Data Sheet (PCDS) ein standardisiertes Datenblatt über die kreislaufwirtschaftlichen Eigenschaften von Produkten. In einem aktuellen DBU-Projekt wollen die drei Partner ihre Ansätze synchronisieren, um so einen automatisierten Austausch von Daten entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette zu ermöglichen.

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