Klima- und Kreislaufwirtschaft bei Kommunen und Unternehmen vorantreiben
Gemeinden und Unternehmen in Deutschland benötigen in den kommenden Jahren hunderte Milliarden Euro, um in ihrem Verantwortungsbereich Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft umzusetzen und die damit verbundenen Chancen zu ergreifen. Die staatlichen Förderbanken der Bundesländer können dazu einen maßgeblichen Beitrag leisten. Doch für die erfolgreiche Gestaltung dieses gesellschaftlichen Umbruchs brauchen sie Unterstützung. Wie dies gelingt, hat das Wuppertal Institut in seinem aktuellen Zukunftsimpuls zusammengestellt.
Das Wuppertal Institut sieht mit Blick auf die große Transformationslücke bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele eine zentrale Chance darin, die 19 Förderbanken des Bundes und der Länder jetzt konsequent zu Transformationsbanken weiterzuentwickeln.
„Es entsteht eine immense Hebelwirkung, wenn die Landesbanken wie die NRW.BANK dem Beispiel der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) folgen, da sie bereits begonnen hat ihr Handeln stärker auf die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung auszurichten“, betont Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, und ergänzt: „Bei den Banken in Deutschland besteht noch großes Potenzial, wenn es um ihren Beitrag zur Lösung der gesellschaftlichen Herausforderungen geht – etwa bei der Begrenzung des Klimawandels, den Folgen der Energiekrise und der Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft.“
Auch während der 27. UN-Klimakonferenz (Conference of the Parties, kurz COP27) sei die Rolle des Finanzsektors und im Speziellen der Entwicklungs- und Förderbanken herausgestellt worden: Die Banken seien ermutigt worden, die ganze Bandbreite ihrer finanziellen und politischen Instrumente einzusetzen, um auf eine deutliche Steigerung der Ambitionen im Klimaschutz hinwirken zu können.
Die Förderbanken in Deutschland vergeben jährlich circa 200 Milliarden Euro Fördermittel an Kommunen und Unternehmen. Entsprechend ihres gesetzlichen Auftrags unterstützen sie gesellschaftlich gewollte Vorhaben, wie die Gebäudesanierung oder innovative Projekte in Unternehmen. Solche Vorhaben ließen sich unter Gesichtspunkten der schnellen Amortisation oder Profitmaximierung nicht oder nur viel später umsetzen.
Nachhaltigkeit als Ziel festlegen – Umbau starten
„Klimawandel, Energiekrise und die Herausforderungen beim Aufbau einer Kreislaufwirtschaft erfordern die Bündelung der Kräfte. Dies schließt eine Veränderung des gesellschaftlichen Auftrags der Förderbanken mit ein. Die Landesregierungen haben mit ihren Förderbanken einen starken Umsetzungspartner, wenn sie deren Handeln künftig auf diese Ziele verpflichten“, sagt Fischedick.
Doch dazu müssten die Banken umgebaut werden. Das Wuppertal Institut stelle im aktuellen Zukunftsimpuls „Förderbanken im Wandel – Evolution zu nachhaltigen Transformationsbanken“ dar, welche konkreten Möglichkeiten bestünden und zeige dabei im Einzelnen, wie die Weiterentwicklung gelingen könne.
Dabei sei der erste wesentliche Schritt, die nachhaltige Transformation als Kerntätigkeit der Banken über einen klaren politischen Auftrag und damit als Richtschnur für den notwendigen ganzheitlichen internen Strategie- und Wandlungsprozess zu verankern. Im zweiten Schritt könne anschließend die eigentliche innere Weiterentwicklung der Banken erfolgen, erläutert Fischedick, und weiter:
„Für die Banken ist dabei die Entwicklung und Umsetzung eines Wirkungsmanagements entscheidend. Notwendig ist beispielsweise konkret erfassen und bewerten zu können, welche Beiträge zu den Sustainable Development Goals (SDGs) oder dem Pariser Klimaschutzabkommen durch die Förderung geleistet werden können. Die Kompetenzen und Kapazitäten der Mitarbeitenden müssen diesbezüglich ausgebaut werden, um auch Kund*innen und Geschäftspartner*innen entsprechend beraten zu können.“
Das Angebot dem tatsächlichen Bedarf anpassen
Darlehen an Kommunen sollten zukünftig vorrangig in den Transformationsbereichen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie eingesetzt werden. Dabei müssten die Landesbanken die besonderen Herausforderungen der Kommunen wie lange Vorlaufzeiten oder auszubauende Personalkapazitäten berücksichtigen.
Bei der Zusammenarbeit mit Geschäftsbanken gehöre zu den Aufgaben künftiger Transformationsbanken, mehr gemeinsame Risikobeteiligung zu ermöglichen. Das Ausmaß günstiger Förderkonditionen für Geschäftsbanken könne dabei an den antizipierten Nachhaltigkeitswirkungen ausgerichtet werden.
„Um dem tatsächlichen Bedarf bei Unternehmen, Kommunen und Privatleuten gerecht werden zu können, muss sich das Angebot der Landesbanken ändern. Nur dann können Investitionen in Nachhaltigkeit und Klimaschutz schnell und umfassend umgesetzt werden“, sagt Jens Teubler, Co-Autor und Senior Researcher im Forschungsbereich Produkt- und Konsumsysteme am Wuppertal Institut.
Podcast Zukunftswissen.fm zu Transformationsbanken
In der 28. Podcast-Episode „Die Evolution zu nachhaltigen Transformationsbanken“ von Zukunftswissen.fm sprechen die Autor*innen des Zukunftsimpulses, Tatjana Kausemann und Jens Teubler vom Wuppertal Institut, mit Prof. Dr. Marcus Sidki, Leiter des Institut für Nachhaltiges Banking (INAB), über den nachhaltigen Wandel der Banken und welche transformativen Potenziale in Förderbanken stecken.
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